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Kunst in der Lutherstadt Wittenberg Welche Arbeiten prominenter Künstler im Schloss zu sehen sind

„Im Widerschein des Ich“ titelt eine neue Ausstellung der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg. Präsentiert werden Arbeiten von Beckmann, Kokoschka, Slevogt und Schmidt-Rottluff. Warum sie immer noch aktuell sind.

Von Corinna Nitz Aktualisiert: 11.03.2024, 13:04
Die Stiftung Christliche Kunst Wittenberg hat ihre neue Ausstellung „Im Widerschein des Ich“ eröffnet. Zu sehen ist sie im Schloss. Eine  Einführung gab es von Bernd-Wolfgang Lindemann, Kunsthistoriker und langjähriger Direktor der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die Stiftung Christliche Kunst Wittenberg hat ihre neue Ausstellung „Im Widerschein des Ich“ eröffnet. Zu sehen ist sie im Schloss. Eine Einführung gab es von Bernd-Wolfgang Lindemann, Kunsthistoriker und langjähriger Direktor der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. (Foto: Sascha Graf)

Wittenberg/MZ. - Gesellschaftliche Umbrüche, Kriege, Notlagen der Zeit: Diese Aufzählung von Christhard-Georg Neubert mutet an wie eine Bestandsaufnahme des Hier und Heute. Tatsächlich geht es um die Zeit des Ersten Weltkriegs, der von manchem als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet wurde. Neubert ist Kurator und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg. Diese widmet ihre neue Ausstellung vier prominenten Künstlern der Moderne des 20. Jahrhunderts, die, wie es heißt, bei aller Verschiedenheit ihrer Stilmittel und Sehweisen „die Erfahrung eines grundstürzenden Krieges“ teilen oder reflektieren.

Suche nach religiösem Grund

Unter dem Titel „Im Widerschein des Ich“ wurde die Schau am Samstagnachmittag in den Räumen der Stiftung im Wittenberger Schloss eröffnet. Zu sehen sind Arbeiten von Max Slevogt, Oskar Kokoschka, Karl Schmidt-Rottluff und Max Beckmann „auf der Suche nach dem religiösen Grund“. Denn, so Neubert bei einer Vorbesichtigung der Ausstellung gegenüber der MZ, „alle vier nehmen Zuflucht zur christlichen Ikonografie“, obwohl sie ein eher distanziertes Verhältnis zur Kirche gehabt hätten.

Präsentiert werden die Werke der Schau in mehreren Räumen. Zu jedem Künstler finden sich biografische Daten, die es dem Besucher erleichtern, Informationen und Bilder besser einzuordnen. Zu den ausgestellten Werken gehört von Beckmann unter anderem eine Kaltnadelradierung von 1918, die eine Kreuzabnahme zeigt. „Die Versuchung“ titelt eine Radierung von Slevogt aus dem Jahr 1923, auf der er sich eindrücklich jener Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium widmet, in der Jesus in der Wüste vom Teufel versucht werden soll. Zu den Werken Kokoschkas gehört in der Exposition eine Lithografie, die mit der Rast auf der Flucht nach Ägypten ebenfalls eine Geschichte des Matthäus-Evangeliums thematisiert. „Kristus und die Frauen“ heißt ein Holzschnitt aus einer Serie von Schmidt-Rottluff. Über das Thema heißt es: „Veranschaulicht man sich die Rechte der Frau zur Zeit Jesu, verwundert es regelrecht, dass Jesus unkonventionell mit Frauen Umgang pflegte. Nicht nur seine Mutter, sondern vor allem Maria von Magdala gehörte zu seinem unmittelbaren Umfeld.“

Tausendfaches Leiden

Allen vier Künstlern gemeinsam ist, dass sie auch ihre Kriegserfahrungen in ihrem Schaffen verarbeitet haben. Für die Betrachter stehe zur Diskussion, wie die Blätter „heute zu uns sprechen; in einer Zeit, in der die Gespräche über Krieg und Frieden angesichts der aktuellen Ereignisse in der Ukraine und im Nahen Osten für viele Menschen den Alltag prägen“. Das „tausendfache, unschuldige Leiden und Sterben vieler Menschen in den Kriegsgebieten wirft mit neuer Dringlichkeit die Frage nach der universellen Geltung und Anerkennung der Würde und Unverletzlichkeit eines jeden Menschen auf“, heißt es weiter.

Was aber ist, wenn diese Würde einem Kriegstreiber egal ist? Neubert sagt, dass das Leiden der Unschuldigen zentrale Fragen aufwerfe, etwa nach der Fähigkeit des Mit-Leidens. Und man wüsste, dass Widerstand geleistet werden muss, schließlich könnte man die Menschen nicht in die Gewehrläufe rennen lassen. Eines wird beim Rundgang deutlich: „Alles hier“, so Neubert, „ist hochaktuell.“

Die in der neuen Ausstellung präsentierten Arbeiten stammen aus dem Bestand der Stiftung Christliche Kunst. Aktuell umfasse die Sammlung etwa 700 Werke bedeutender Künstler. Die Schau „Im Widerschein des Ich“ ist Dienstag bis Samstag zwischen 10 und 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.