Kulturstiftung Dessau-Wörlitz Kulturstiftung Dessau-Wörlitz: Wörlitzer Gartenreich lädt zur Sonderführung
wörlitz/MZ. - Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat den Winter für sich entdeckt. Eine Jahreszeit, in der es im Gartenreich ansonsten eher still zugeht und den Besuchern das Innere der Schlösser und der zahlreichen anderen Gebäude verborgen bleibt.
Am kommenden Sonnabend indes öffnen sich einige der verschlossenen Türen, bietet die Stiftung eine Sonderführung an. Dann fällt der Startschuss für die ab Frühjahr wieder zahlreich zu erwartenden Veranstaltungen in diesem Jahr. Oder anders ausgedrückt: "Nun schlägt's (20)13!", wie die Stiftung in einer Pressemitteilung formuliert.
Museologe Uwe Quilitzsch wird die Interessierten im Schloss Luisium begrüßen, sie auf die winterliche Wanderung einstimmen. Klar, dass es dort einiges über die Fürstin Louise von Anhalt-Dessau zu erzählen gibt. Zu bewundern ist zudem ihr erst im vergangenen Jahr von der Stiftung erworbenes Porträt, geschaffen von Johann Friedrich August Tischbein, der einige Jahre am Dessauer Hof engagiert war. Und dann geht es in die Wörlitzer Anlagen:
Die Luisenklippe, hoch oben auf dem Elbdeich gelegen, entstand zwischen 1794 und 1797. Das Felsenbauwerk mit seinem neugotischen Erkeranbau beschreibt Kabinettsrat August Rode 1814 so: "Eine Wendeltreppe aber, in dem Pfeiler zwischen dem hintersten und dem Seitenschwibbogen, leitet in die Höhe nach einem verborgenen Gemache mit einer schönen Aussicht. Das obere ist eine jähe, schroffe Klippe mit mehreren emporragenden Spitzen. Das Aufsteigen zu derselben ist für Personen, die dem Schwindel ausgesetzt sind, nicht leicht. Die neu vermählte, eben so liebenswürdige als schöne, junge Erbprinzessin von Sachsen-Gotha, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, Louise Charlotte, bestieg sie bei ihrer Anwesenheit am 2ten November 1797 wohlgmuth; und nach ihr erhielt die Klippe sofort den Namen Louisen-Klippe."
Und im mit einer Geheimtür gesicherten Gemach des Fürsten, da erwartet die Teilnehmer der Führung die "Frileuse", eine nahezu unbekleidete Schönheit. Das nach dem Original von Jean-Antoine Houdon gefertigte Kunstwerk steht dort erst seit vergangenem Jahr und ersetzt die von Fürst Franz um 1800 erworbene Kopie aus Papiermaché, die verlorenging.
Zum Monument geht es weiter auf dem Elbdeich, der die Wörlitzer Gartenanlage nach Norden begrenzt. Das Bauwerk mit seiner antiken Säule ist schon von weitem zu sehen, bildet eine Sichtachse vom Schloss Wörlitz zur Coswiger Kirche St. Nicolai. Aus Findlingen und Feldsteinen zwischen 1801 und 1804 errichtet, später immer noch ergänzt, stellt das Monument ein symbolisches Grab- und Denkmal für die regierenden Fürsten des Hauses Anhalt-Dessau dar. Davon kann man sich im sanierten Inneren überzeugen.
Fürstin Louise schreibt 1805 in ihr Tagebuch: "Der Fürst holte mich auf der Gondel ab, um mir das, jetzt zu der baldigen Ankunft des Königs neu reparirte ... Monument zu zeigen, das er im Angedenken seinen Vorfahren geweiht hat." Heute ist auch eine Büste von Fürst Franz, geschaffen vom Bildhauer Franz Woltreck und 1824 aufgestellt, dort zu sehen.
Das Pantheon ist "Den Freunden der Natur und Kunst" gewidmet, wie es eine Inschrift über dem Eingang des von 1795 bis 1797 errichteten Gebäudes den Besuchern verheißt. Im Elbdeich am Rande des großen Wallochs gelegen ist seine Grundform dem namensgebenden Pantheon in Rom nachempfunden - ein runder Baukörper mit einem Säulenportikus, bekrönt von einem Dreiecksgiebel. Das Giebelrelief verweist auf den Widerstreit zwischen Natur und Kunst, den die Wissenschaft schlichtet. Im Innern des Pantheons, sonst nicht jederzeit zugänglich, gibt es jede Menge zu entdecken. Garantiert wird Uwe Quilitzsch von den die Musen darstellenden antiken Marmorfiguren berichten, die auf abenteuerliche Weise ihren Weg von Rom nach Wörlitz gefunden haben. Ägypten, Griechenland, Italien und Wörlitz - all das vereint das Pantheon.
Die Felseninsel Stein, von 1788 bis 1794 gebaut, ist der Endpunkt der Sonderführung. Auch dort entstand in den vergangenen Monaten vieles neu, wurde gebaut, saniert und der staunenden Öffentlichkeit übergeben. Die Villa Hamilton glänzt in ihrer einstigen Schönheit, in den Grotten ist der Figurenschmuck komplett und Handwerker sowie Restauratoren sind schon wieder an der Arbeit. Auf jeden Fall bietet der künstliche Felsen, ein Backsteinbau, der mit Feld- und Bruchsteinen verkleidet wurde, viel Raum zum Spekulieren. Wen wundert es, gibt es doch in Europa keinen anderen künstlichen Vulkan im Miniaturformat.
So konstatiert die Kulturstiftung: Die Führung wird aufs Neue zeigen, dass die Unesco vor dreizehn Jahren dem Gartenreich Dessau-Wörlitz zu Recht das Prädikat eines Welterbes der Menschheit verlieh, mit der Begründung, es sei "ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet".