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Kreismusikschule Wittenberg Kreismusikschule Wittenberg: Beethoven weckt große Emotionen

Von Rainer Schultz 13.10.2020, 14:25
Michael Stolle hat ein Beethoven-Konzert in der Kreismusikschule in Wittenberg geleitet.
Michael Stolle hat ein Beethoven-Konzert in der Kreismusikschule in Wittenberg geleitet. Sascha Graf

Wittenberg - Schnell noch mal die Instrumente gestimmt. Dann breitete sich knisternde Spannung am Samstagnachmittag in der Aula der Kreismusikschule aus. Es gab nur einen Makel: Statt der möglichen 150 Zuhörer durften nur knapp 50 diesem Musikerlebnis beiwohnen. Mehr gestattet gegenwärtig das Corona-Hygienekonzept nicht. Für Musikschuldirektor Markus Biedermann war es dennoch ein Lichtschimmer. Und: „Trösten Sie sich. Wann haben Sie schon mal wie heute einen solchen Premiumplatz“, nahm er es mit Humor.

Voller Esprit

27 Musikerinnen, Musiker und Sängerinnen hatte Pianist, Dirigent und Dozent Michael Stolle in seinem Ensemble um sich geschart, darunter Schüler, Lehrer und Gäste der Kreismusikschule. „Bei Beethoven schlägt mein Herz schneller“, machte Stolle kein Hehl aus seiner Verehrung für einen der größten deutschen Komponisten. Man spürte es: Stolle hat Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) verinnerlicht.

Bei der Sonate für Klavier in D-Dur zu vier Händen zusammen mit Christiane Treu erlebte man geradezu virtuos, voller Esprit dargeboten, was Beethoven verkörpert: Energie, Pathos und Wut, verpackt in Musik. Zuvor jedoch war das Gesamtensemble zu hören im Menuett Es-Dur für zwei Violinen und Bass. Man darf es getrost als gelungenen Einstieg bezeichnen.

Von Bonn nach Wien

Immer wieder die Frage: Wie darf man sich nun den jungen Beethoven vorstellen? Eines ist sicher, er war nicht der in späteren Jahren oftmals griesgrämig und verbittert dargestellte taube Komponist. Er war ein jugendlicher und freundlicher Heißsporn mit großem Talent. Als er seine Heimatstadt Bonn verließ, ging er nach Wien. Hier begann seine kreativste Phase.

Doch bereits mit 27 Jahren behinderte ihn die Schwerhörigkeit, die am Ende bis zur Taubheit führte. Nicht seine größten Werke - die 9. und 5. Sinfonie („Ode an die Freude“) - waren am Samstag zu hören – es waren eher die unbekannten Jugendwerke Beethovens, die aber nichts an Strahlkraft vermissen ließen. Gelungen auch einige Gesangsstücke wie „Zärtliche Liebe“ (Claudia Biedermann) und „Dimmi, ben mio, che m’ami“ (Anne-Marie Krüger).

Bestnoten verdiente sich das Ensemble bei der „Romanze für Violine und Orchester in F-Dur“. Cello (Michael Praetorius), Kontrabaß (Michael Kautzsch) und Violine (Justin Lohrmann) setzten da besondere Akzente. Die Sonate für Flöte und Klavier in B-Dur (Michael Stolle, Frauke Messing) bot eine echte Überraschung. Man spürte die Leichtigkeit Mozarts beim damals noch jungen Beethoven - ein echter musikalischer Knüller.

Applaus, Applaus!

Wenn es am Ende noch etwas zu steigern gab, so war es das Klaviertrio Es-Dur op. 1 Nr. 1 (Michael Marinov - Violine, Wolfgang Praetorius - Violoncello und Michael Stolle - Klavier). Diese Komposition verkörperte ein Stück Beethoven voller Dynamik in Reinkultur, an der alle drei Künstler ihren Anteil hatten.

Das gesamte Ensemble unter Leitung von Michael Stolle verdiente sich am Ende ein großes Lob, diese Herausforderung in schwierigen Zeiten gemeistert zu haben. Da bleibt nur Applaus und Bravo - gerichtet an die hervorragende Arbeit der Wittenberger Kreismusikschule, an die engagierten Lehrer und hoch motivierten und talentierten Schüler. (mz)