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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Pfarrer erhält irdische Hilfe

Von KARINA BLÜTHGEN 30.08.2011, 17:35

KEMBERG/MZ. - Pfarrer Nathanael Schulz bekam Unterstützung von einer Dachdeckerfirma, die ihm das Instrument durchs Fenster hinein bugsierte. "Raus kriegen wir es so auf jeden Fall nicht wieder", weiß Schulz.

Aber es soll ja nun für eine möglichst lange Zeit drin bleiben. Seit 8. August ist Nathanael Schulz der neue Geistliche für Kemberg, Rotta und Gommlo sowie einen Teil des früheren Pfarrbereichs Bergwitz. Sein Antrittsgottesdienst beginnt am 4. September 14 Uhr. "Die Kemberger werden jetzt erst einmal aufatmen nach der schweren Zeit", spricht er das eine Jahr ohne besetzte Pfarrstelle in der Stadt an. Freundlich sei er aufgenommen worden, erzählt Schulz, der schon vor fünf Wochen mit seiner Frau und seinen vier Kindern im Alter von ein bis sieben Jahren umgezogen ist. Obwohl der Kindergarten kaum noch freie Kapazitäten hat, habe sich die Gemeinde schon im Vorfeld um Plätze gekümmert, sagt er dafür Dank.

Geboren ist Schulz, Jahrgang 1973, in Halle, aufgewachsen in der Region Magdeburg. Ob es die Arbeit seines Vaters war, der ebenfalls Pfarrer ist, die ihn zu dem Beruf brachte, lässt er im Gespräch offen. Für ihn selbst hatten nach eigenem Bekunden Medizin und Theologie zur Wahl gestanden. Ausschlaggebend sei für ihn gewesen, dass er die griechische und hebräische Sprache "packe". Er hat sie gepackt und übernahm nach Studium und Vikariat eine Pfarrstelle in Bleicherode. Acht Jahre arbeitete Schulz dort, ein Bild der Kirche steht in seinem Bücherregal. "Eine schöne Stelle. Nur die Pfarrwohnung war sehr klein." Und bedauert gleich darauf, dass die Kemberger Pfarrwohnung nur etwas mehr Platz bietet, sich zudem leider der Boden nicht ausbauen lässt.

Der Gedanke über einen Wechsel nach Kemberg sei nach einem Anruf des Bergwitzer Pfarrers Berthold Hippe gekommen. "Ein Studienfreund meines Vaters", fügt Nathanael Schulz hinzu. "Er ließ nicht locker, malte alles in den schönsten Farben." Für ihn habe es nur die Wahl gegeben: Entweder jetzt umziehen, bevor die Kinder in der Schule sind, oder dann erst in etwa 15 Jahren. Schulz entschied sich für das Jetzt.

Der Arbeitsalltag hat ihn in Kemberg längst eingeholt, und manches muss neu strukturiert werden. "Vorher gab es zwei Pfarrer in dem Bereich. In Kemberg und Bergwitz ist jeden Sonntag Gottesdienst. Das müssen wir irgendwie bündeln", sagt er. Froh stimmt ihn, dass er an eine gute Gemeindearbeit anknüpfen kann, dass in allen Gemeinden intensiv mit Kindern gearbeitet wird und auch die Seniorenkreise funktionieren. Bibelgespräche kann sich Nathanael Schulz noch vorstellen, Angebote für Jugendliche oder auch Mutter-Kind-Kreise. "Da müssen wir mal sehen, ob Bedarf besteht." Er bedauert auch, dass mit Adelheid Ebel eine erfahrene Gemeindepädagogin den Bereich verlässt.

Viel Zeit für Hobbys bleibt dem Mann neben Arbeit und Familie nicht. Mit dem Rad sei er viel in seiner Magdeburger Zeit unterwegs gewesen. "Rund um Kemberg ist mehr Berg und Tal. Mir ist das Flachland lieber", meint er schmunzelnd. Die Äpfel im Pfarrgarten werden wohl in die Obstpresse kommen. Einer Sache wird er allerdings etwas seiner Zeit widmen: Die Bienen kommen noch. Zwei Völker habe man ihm in Bleicherode zum Abschied geschenkt, die wird er im Herbst nach Kemberg holen. "Ich bin mal eine Zeit mit einem Imker mitgelaufen", erklärt Schulz. Das Summen habe etwas sehr Beruhigendes.