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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Maschinen mit Anziehungskraft

20.05.2012, 16:21

hundeluft/MZ/IHI. - Puffen, Knallen, Knattern, Röcheln, Tuckern, Schnurren - die ganze Bandbreite der Motoren-Geräuschkulisse war am Sonnabend schon meterweit vor dem Gelände der alten Burgruine in Hundeluft zu hören. Qualmwolken hängen über dem Hof, in den Bratwurstduft vom Grill mischt sich der Geruch von Diesel und Benzin. Im Takt der Motoren schlagen hier für ein paar Stunden Männerherzen höher. Der Burgverein Hundeluft hatte zum 10. Stationärmotorentreffen eingeladen.

"Stationärmotoren waren früher auf dem Land vielfältig im Einsatz", weiß Vereinschef Ronald Achatzi. Getreide wurde mit ihnen gedroschen, Wasserpumpen angetrieben. Die ersten Stationär- oder Standmotoren funktionierten mit Gas. So wie beispielsweise die Nr. 18 von Thomas Lange, ein Motor, der feine Qualmwölkchen in den Himmel schickt und reibungslos wie ein Uhrwerk formuliert. In der Kaiserzeit konnte so ein Modell eine Hauswasseranlage und Springbrunnen betreiben, in Hundeluft ließ der Motor aus einem Hahn Wasser in den Blecheimer tröpfeln. "Die Gasmodelle sind was Besonderes" findet Achatzi, der zur Schau mit 19 Ausstellern einen eigenen Motor beiträgt: der Kurfürst von 1907. "Der stand hier in Hundeluft vergessen in einer Scheune", so der Motorfan. Vereinsmitglieder machten sich an die Restaurierung. "Heute ist er ein Schmuckstück", findet sein Besitzer. So wie die meisten Ausstellungsstücke, die liebevoll von den Sammlern gepflegt, geölt und geputzt werden.

Ein wenig vom Lärm der Motoren entfernt sitzt Michaela Alber mit Tochter Lisa auf einer Bank. "Wir haben einen Rundgang gemacht, und das reicht auch", sagt die Tochter. Die Mutter lächelt, wohl wissend, dass beide noch einige Zeit warten müssen.

Denn für den Ehemann gibt es noch einiges zu sehen. Für die Familie, die Nahe Oranienburg zu Hause ist, kommen jährlich ein paar Motorentreffen zusammen. "Mein Mann sammelt die auch", so Michaela Alber. "Aber er ist mehr Beobachter als Aussteller." Doch auch die beiden Frauen fasziniert die geballte Technik. "Ich staune immer, wenn er mit einem Kofferraum voller Schrott ankommt und nach einiger Zeit läuft das Zeug wieder, fängt an mit arbeiten", so die Frau des Motorsammlers.

Leicht ist es indes nicht, solche alten Maschinen wieder zum Leben zu erwecken, "Es gibt nicht mehr viele Ersatzteile, und für einen großen Teil der Reparaturen braucht man Spezialisten, altes Handwerk, von dem es auch immer weniger gibt", sagt Achatzi. Meist tausche man sich auf Börsen oder Treffen wie dem am Sonnabend in Hundeluft aus. Über besondere Modelle, Restaurierungen und Treffen informiert die Sammler die Zeitschrift "Die Verbrennungs-Kraftmaschine".

Am Einlass wurden Bewertungszettel für den schönsten Stationärmotor an die Besucher ausgegeben. "Ich habe noch keinen klaren Favoriten", sagte nach einem ersten Rundgang Gerhard Beeg vom Dessauer Technikmuseum. "Da steht ja einer von Junkers", zeigte er auf einen grün gestrichenen Motor.

Der passt gewissermaßen nach Hundeluft, denn 1943 wurde kriegsbedingt das Konstruktionsbüro der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke nach Hundeluft verlegt.