Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Lehrstunde mit einem Überflieger
GRÄFENHAINICHEN/MZ. - "Es hat sich einfach angeboten. Robert war in Deutschland unterwegs, wir haben die Chance beim Schopf gepackt", erzählt Uwe Klimke, einer der 13 derzeit im SV Leibnizdruck organisierten Drachenflieger.
"Ready to fly". Bereit zum Abheben ist die Gräfenhainichener Truppe, zu der längst auch Flugbegeisterte aus Sachsen gehören. Die Leipzigerin Susanne Kroll spricht ohne große Vorrede von Begeisterung. Erzählt vom Kunstflug und allerhand Figuren, die sie mit den Lenkdrachen an den Himmel zeichnet. "Es macht einfach Spaß." Drachen kaufen und fliegen: Das ist der Messestädterin längst zu wenig. Zusammen mit Partner Janko Pickert baut sie selbst Fluggeräte.
Beinahe typisch für die Szene: Die Männer geben an den Nähmaschinen Gas. "Janko zieht die sauberen Nähte." Susanne Kroll hat nichts gegen die Rollenverteilung. Zumal das Ergebnis entscheide und sich am Ende wirklich sehen lassen soll. Formen sind für die Flugeigenschaften der Drachen entscheidend. Farbe macht die Kreation perfekt.
Robert Brasington ist ein Star ohne Starallüren. Tasmanien ist seine Welt. Der australischen Insel ist er zeitlebens treu geblieben. Nur während des Studiums schlug er anderswo seine Zelte auf. Wieder auf einer Insel. Diesmal jedoch in Großbritannien. Brasington ist kein Jungspund. Aber einer, der Ideen am laufenden Band produziert. Seine Einleiner haben Gewicht. Er kreierte Kathedraldrachen, lehrte dem dreifach in der Fläche gewinkelten Guardian das Fliegen und sorgte mit dem Concentrix für Aufsehen.
Auch Benjamin Boschung packte seine Nähmaschine ein und fuhr aus dem schweizerischen Bern nach Gräfenhainichen. "Die Drachen sind speziell", sagt der junge Mann über die Fluggeräte Brasingtoner Art. "Sie sind eben nicht von der Stange."
Sie zu bauen, erfordert Geschick und zweifellos Erfahrung. Die gibt der Mann aus Tasmanien allerdings gern weiter. Seine Workshops sind ausgebucht und randvoll mit Tipps, Kniffen und den kleinen Handreichungen für einen erfolgreichen Drachenbau.
Alles ist auf Praxis angelegt. Gut 30 Frauen und Männer reden über Kiellinien, Säume und Nähte. Sie schauen genau, wie der Überflieger aus Australien dem Drachen zu Schwänzen verhilft. Es wird gemessen, positioniert, geklebt. "Aber bitte Papier auf den Tisch." Der nächste Bastler soll nicht leiden müssen, weil Kleber auf der Platte haftet. "Verstanden?" Brasington schaut über den Brillenrand und den Gräfenhainichenern wenig später über die Schulter. Drachen nehmen Form an und sollen ein Blickfang werden.
Spätestens zum Drachenfest auf den Wittenberger Elbwiesen werden sie vor großem Publikum aufsteigen. Der Jahres-Höhepunkt der Gräfenhainichener findet vom 9. bis 11. September statt.