Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Kampf um zweite Postleitzahl 06791
GRÄFENHAINICHEN/MZ/HÜ. - "Die Post dreht zwei Runden", so Schilling, der vor diesem Zustand gewarnt und die geplanten Änderungen kritisiert hat.
Tornauer müssen auf Plan B setzen
Grundsätzlich werde eine Lösung mit verschiedenen Postleitzahlen favorisiert. Dadurch entstehe nach der Gebietsreform die geforderte eindeutige Zuordnung der Adressen, schreibt Schilling noch im März per Mail an das Stadtoberhaupt Harry Rußbült (Linke). Trotzdem hat der CDU-Mann schon an einem Plan B gebastelt. Wenn nach der 4401 zu DDR-Zeiten und der aktuellen 06774 nun die 06773 folgen wird, "möchten wir unseren Ort vor den Straßennamen schreiben", so Schilling, der die alternativen Straßennamen-Vorschläge der Gräfenhainichener Verwaltung ablehnt. "Wenn aus der Dübener die Bad Dübener Straße wird, besteht immer noch Verwechslungsgefahr. Und richtig kompliziert wird es für Einwohner, bei denen sich der Name und die Hausnummer ändern soll", so Schilling.
Nach seinen Recherchen gibt es aber zumindest für Zschornewitz und Möhlau eine noch viel bessere Lösung: Diese Orte könnten ihre alte Postleitzahl 06791 und damit auch die Straßennamen behalten. Dies habe er von der Verwaltung erfahren, nach dem Rußbült eine solche Möglichkeit im Gräfenhainichener Ortschaftsrat andeutete.
"Das war für uns völlig überraschend. Darüber müsste im Stadtrat gesprochen werden. Wir werden dies in der Fraktion tun", kündigt Fraktionschefin Petra Kuhnert (CDU) an. Ihr Vize Sepp Müller wird noch deutlicher. Es gebe kein Gesetz, das Gräfenhainichen mehrere Postleitzahlen verbiete. Deshalb fordert der CDU-Mann vom Gräfenhainichener Rathaus mehr Kampfgeist. "Es reicht nicht, einen Antrag an das Briefzentrum zu schicken. Man muss sich an den Vorstand wenden", sagt Müller.
Trotz des vermeintlichen falschen Empfängers hat die Verwaltung eine ausführliche Antwort erhalten. Nach "Rücksprache mit der Serviceniederlassung" kommt aber die Absage prompt. "Für die Stadt Gräfenhainichen ist die Vergabe von zusätzlichen Postleitzahlen nicht gerechtfertigt", heißt es in dem Schreiben aus Hohenthurm. "Ein Zustellbereich soll nach unseren innerbetrieblichen Vorgaben aus wirtschaftlichen Gründen erst dann mehrere Postleitzahlen umfassen, wenn eine Mindestanzahl von Einwohnern und daraus entstandenen Briefzustellbereichen überschritten wird", heißt es zur Begründung. Konkrete Zahlen - 30 000 Einwohner will die Verwaltung am Telefon erfahren haben - werden in dem offiziellen Schreiben aber nicht genannt.
Das hat einen einfachen Grund. "Es gibt keine feste Zahl", sagt am Montag auf MZ-Anfrage die Postsprecherin Anke Baumann. "Wir prüfen die Sinnhaftigkeit und die günstigste Variante", so die Berlinerin. Und das sei aus Sicht des Unternehmens eine Postleitzahl. "Das wurde so akzeptiert", gibt die Pressesprecherin die Verhandlungen mit der Stadt wieder.
Möhlau trifft es besonders hart
Freilich kann auch die CDU bei ihrem geplanten Vorstoß, das Thema im Mai auf die Tagesordnung des Rates zu setzen, mit Rückenstärkung rechnen. Die Unterstützung kommt aus Möhlau. "Das hört sich gut an", kommentierte Ortsbürgermeister Günter Lönnig (Wählergemeinschaft) das Engagement der Christdemokraten. "Uns trifft es besonders hart. Als einziger Ort sollen wir gleich mehr als zehn Straßen umbenennen", so Lönnig, der die 06791 behalten möchte. "Diese Variante favorisiere ich sofort. Das Problem ist damit entschärft", meinte der Bürgermeister. Allerdings gibt es auch dann in Zschornewitz und Möhlau noch doppelte Straßennamen. "Das ist doch schon seit Jahrzehnten so", sieht Lönnig da keine Probleme.