1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: Haus schmückt sich zum Geburtstag

Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Haus schmückt sich zum Geburtstag

17.03.2011, 18:11

KROPSTÄDT/MZ/KA. - Abwehrgriffe zur Selbstverteidigung werden geprobt. Zweimal im Jahr treffen sich die Erzieher des Kinderhauses Kropstädt im Übungsraum der Schule mit Tai-Chi-Lehrerin Bärbel Färber, um sich fit zu machen. "Wir haben es mit Jugendlichen zu tun, die auch mal aggressiver werden können", erklärt Kinderhausleiter Horst Schmidt den Hintergrund. Aber, den Erziehern geht es nicht nur um das Festigen von Abwehrgriffen. Im zweiten Teil des dreistündigen Übungsvormittags trainieren sie Tai Chi quasi zur Entspannung vom Alltag.

Anklopfen beim Träger

Der bringt dem Kinderhaus in diesem Jahr einiges an Aufregung. Denn es begeht sein 20-jähriges Bestehen. Gefeiert wird am 25. Juni mit Kinderfest und Tag der offenen Tür. Für alle Unterstützer des Hauses und offiziellen Gäste wird es zuvor am gleichen Tag einen Empfang geben, blickt Leiter Horst Schmidt schon mal voraus. Alle Kinder aus der Umgebung und natürlich des Hauses sind dann zu einem Ritterfest geladen. "Im Haus bereiten wir das pädagogisch mit vor", erzählt Schmidt. Ein Anreiz des Ganzen ist der Name des Ortes: "Kropstädt soll früher mal grobe Stätte geheißen haben", erläutert der Leiter. Im Vorfeld werden schon Ritterrüstungen gebastelt, Fahnen genäht und vieles mehr. Aus dem Jubiläumsanlass "haben wir mal beim Träger angeklopft und ein bisschen Geld erhalten", erzählt Schmidt weiter. Soll heißen, auch das Haus putzt sich heraus zum Geburtstag. Das Dach wurde bereits neu gedeckt, jetzt werden Sanitärtrakte und Duschen erneuert. Und zum Schluss soll das Objekt neue Farbe erhalten.

Immer wieder freut sich Schmidt, wenn er daran denkt, wie gut das Kinderhaus im Ort integriert ist. Seine Schützlinge sind zum Teil Mitglieder in den Vereinen. In der zu Ende gegangenen Saison etwa stellte das Haus mit Daniela Krahberg und Kai Lenkersdorf sogar das Prinzenpaar des Karnevalsvereins. Und stets beteiligt sich das Kinderhaus auch mit einer nennenswerten Truppe am traditionellen Karnevalsumzug.

"Wir haben in den vergangenen 20 Jahren einen schönen Entwicklungsweg genommen", freut sich Horst Schmidt. Am 1. April 1991 wurde das frühere Mütter- und Säuglingsheim geschlossen. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk Zerbst übernahm das Objekt. Im August 1992 wurden dann 17 Kinder aus dem Heim in Reinsdorf in das Kropstädter Haus integriert, blickt der Leiter zurück. Seit der Gründung des Hauses hat sich einiges getan. Schon 1992 wurde die Struktur verändert. So sollte flexibler auf die Ansprüche der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden. Vier Mitarbeiterinnen aus dem früheren Mütterheim waren übernommen worden, doch mit den teils pubertierenden Schützlingen kamen auf die Erzieher neue Anforderungen zu. Allerdings: Dass sich unter den Einheimischen immer noch der Begriff Mütterheim für das Kinderhaus hält, nervt dessen Leiter zuweilen doch.

Kooperation mit den Eltern

Es sind nicht nur Waisenkinder, die im Haus unterkommen, sondern auch Kinder und Jugendliche, die aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten aus ihren Familien genommen werden. Das können Scheidungskinder sein oder solche, mit deren Erziehung die Eltern überfordert sind. In solchen Fällen kommt es Schmidt und seinem Team stets darauf an, gut mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Auch, damit mögliche Erziehungseffekte nicht gleich wieder zunichte gemacht werden. "Wir haben uns inzwischen einen sehr guten Ruf erarbeitet", schätzt Horst Schmidt nicht ohne Stolz ein.

Also allemal ein Grund zum Feiern. "Zum Ritterfest wird das ganze Haus wie eine Burg geschmückt", kommt Schmidt auf den eigentlichen Anlass zurück. Es gibt Ritterspiele, ein Mittelalterverein ist dafür als professioneller Partner gewonnen worden.