Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Der Raub der Königinnen
ZIEKO/MZ. - Das Entsetzen steht Ekkehardt Hermann noch immer ins Gesicht geschrieben. Acht seiner Bienenköniginnen sind verschwunden. Nie hätte der Imker mit so einem dreisten Diebstahl gerechnet. Entdeckt wurde er am letzten Sonntag, als sein Kollege Burghard Große in dem Waldstück kurz vor Zieko (Kreis Wittenberg), direkt an der Autobahnbrücke, in Hermanns Bienenkästen nach dem Rechten schaute. "Er fand die Bienenköniginnen nicht und gab mir Bescheid", erklärt Hermann.
Sofort fuhr der Imker hinaus. Die Königinnen waren weg und ein Teil der Völker abgestorben. "Das tut weh", sagt Hermann. "Für mich ist der Diebstahl sehr schlimm." Er erstattete bei der Polizei Anzeige und machte der Versicherung Meldung. "Nur hilft uns kein Geld, den Verlust auszugleichen." Helfen würden nur neue Königinnen. Auch Bienenfreund Große ist bestürzt. "Das ist ein herber Rückschlag, ich habe nun auch Angst um meine Königinnen", sagt er.
Von dem Diebstahl werden viele Imker der Region hart getroffen, denn die Bienenköniginnen, die man zur Vermehrung eines Volkes braucht, waren für die "Belegstelle 14 / 2 Hundeluft Naturpark Fläming" vorgesehen, wo Honigbienen gezielt gezüchtet werden. "Das waren hochwertige Königinnen", sagt Frank Hellner, Landesvorsitzender des Imkerverbandes; der Verlust in der Belegstelle müsse nun mit anderen Völkern ausgeglichen werden.
Hermann züchtet Bienen, die viel Honig produzieren und außerdem gegen die Varroa-Milbe, die Imkern weltweit zu schaffen macht, resistent sind. Dieses winzige Spinnentierchen befällt die Brut der Bienen und schädigt deren Larven. Sobald die Bienen im Winter keinen Nachwuchs pflegen, macht sich die Varroa über die Tiere selber her. Sie saugt sie förmlich aus wie ein Vampir. Zwar bedeutet das nicht gleich den Tod, aber in den meisten Fällen bleiben sehr schwache Tiere zurück.
"Es passiert vielen Imkern im Frühjahr, dass sie nach ihren Völkern sehen und Verluste feststellen", berichtet Peter Krüger, Gartenbauer und Imker in Eutzsch. Er hält seine Bienen direkt auf dem Grundstück und muss deshalb kaum Diebstähle fürchten. Momentan arbeiten die Bienen fleißig an der Aufstockung des Volkes, erklärt Krüger. Dafür sind die Königinnen das wichtigste Element. Auf bis zu 50 000 Bienen kann ein Stock dann im Laufe des Frühjahres wachsen. Das erklärt, warum der Moment für den Diebstahl günstig war. Jetzt nehmen Völker neue Königinnen schneller und leichter an.
Der mögliche Täterkreis ist klein: "Man muss sich gut auskennen und etwas Zeit mitbringen, um Königinnen zu stehlen", meint Imker Krüger. "Das machen nur Menschen mit Hintergrundwissen", ist sich auch Imker Ekkehardt Hermann sicher. Hoffnung, seine Tiere wiederzufinden, hat er nicht. Selbst die Markierung mit einem aufgeklebten Plättchen auf dem Rücken - die gestohlenen Königinnen tragen die Farbe Blau - zur schnellen Identifikation im Bienenstock helfe dabei nicht.
Das einzige, was er jetzt tun kann, ist, seine wertvollen Bienen zu schützen. Den Standort an der Autobahnbrücke hat er mit seinen restlichen Bienenvölkern sofort verlassen.