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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Der Mann für alle Pilz-Fälle

Von ULF ROSTALSKY 28.09.2011, 15:57

SCHKÖNA/MZ. - Immer wieder gehen die Augen auf Wanderschaft. Sie suchen und finden. Auf der Wiese, im Wald. Unter Laub, im trockenen Gras. Pilze, immer wieder Pilze. Sie sind die Leidenschaft von Gerd Scholz.

"Ich bin immer schon unterwegs gewesen, habe Pilze gesammelt. Schon als Junge mit meinem Vater." Da hat der heute 55 Jahre alte Vorruheständler noch in Gräfenhainichen gewohnt. "Es ging immer raus in die Heide", erinnert sich Scholz, der heute in Schköna zu Hause ist und den Wald praktisch vor der Haustür hat. Klar, da sei er häufig unterwegs in den Pilzen. "Auch wenn es bei uns in der Heide dieses Jahr nicht ganz so gut aussieht."

Doch der Naturfreund hat Hoffnung. Bei der Pilzwanderung der Mitteldeutschen Zeitung am vergangenen Sonnabend hat er Steinpilze gefunden. Seine Favoriten übrigens. "Die waren noch sehr klein. Die Wärme nach dem Regen könnte noch etwas bringen", schätzt der Fachmann an. Ein solcher ist der Familienvater, der von Hause aus Mess- und Regeltechniker ist. Nicht nur, dass er seit Jahrzehnten durch Wald und Wiesen streift und immer ein Auge für die Natur hat. Gerd Scholz hat noch einmal die Schulbank gedrückt, sich der Prüfung gestellt und kann sich jetzt Pilzberater nennen. Einige verwaltungstechnische Hürden muss er noch nehmen in der zuständigen Behörde des Landratsamtes. Doch die sind jetzt nicht mehr als theoretischer Natur.

Im eigenen Haus in Schköna möchte Scholz die Pilzberatungsstelle einrichten und für alle Leute da sein, die Rat und Hilfe brauchen. Ein Mann für alle Fälle, der seit Jahren in die Pilze geht, Mitglied im Landesverband der Pilzsachverständigen ist und trotz großer Erfahrung immer noch weiter dazu lernt. Zweimal im Jahr treffen sich nämlich die Sachverständigen zur Tagung, schwärmen aus, sammeln Pilze. Alles kommt auf den Tisch, wird peinlich genau unter die Lupe genommen und bestimmt. Auf zwei, drei Arten pro Jahr schätzt Scholz den eigenen Wissenszuwachs ein.

Seine Kenntnis hat er erst letzte Woche auf die Probe gestellt. Die Prüfung zum Pilzberater meisterte der Naturfreund mit Bravour. Er überzeugte in der Theorie, konnte Pilzgifte benennen und wusste, was bei einer Vergiftung zu tun ist. Er hat die giftigen Doppelgänger sicher von ihren harmlosen Abbildern unterscheiden können und in der Praxis Dutzende Pilze bestimmt. Stolz ist er auf die bestandene Prüfung, die Pilzberatung nennt Scholz "eine sinnvolle und hilfreiche Freizeitbeschäftigung".

"Steinpilze sind mir die liebsten", erklärt der Schkönaer seine kulinarischen Vorlieben und freut sich, mit seiner Begeisterung für Tier- und Pflanzenwelt auch in der Familie gepunktet zu haben. Den Sohn hat er angesteckt. "Der wohnt jetzt zwar in Dresden, in die Pilze geht er aber auch dort gern." Es wird gesammelt und gefragt. "Er schickt schon mal ein Foto per Mail. Da schaue ich dann, was für ein Pilz das ist." Gerd Scholz hilft mit seinem Wissen gern weiter. "Jeder ist willkommen", gibt er das Motto für die Pilzberatungsstelle aus. Eine vorherige telefonische Anmeldung wäre allerdings nicht verkehrt.

Gerd Scholz ist telefonisch erreichbar unter 034955 / 2 23 13.