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Sonderschau Klarheit statt Kitsch: Haus der Geschichte zeigt Designklassiker aus DDR-Zeiten

Haus der Geschichte zeigt Stilechtes aus Ostzeiten.

Von Anika Würz 14.10.2021, 08:47
Klappsessel
Klappsessel Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Schlicht, geradlinig, schmucklos: Das ist der Stil der Bauhäusler, der maßgebend für das klassische DDR-Design gewesen ist. Heute ist diese minimalistische Formgebung wieder en vogue, wie Besucher der Sonderausstellung „Vintage East - DDR Design“ im Haus der Geschichte schnell bemerken werden.

Denn viele der dort drapierten Alltagsobjekte aus den 1950er bis 80er Jahren sind heutigen Produkten, etwa aus skandinavischen Möbelhäusern, erstaunlich ähnlich. „Vintage ist nun mal in“, begründet Museumsdirektorin Christel Panzig. Mit Ostalgie hat das ihrer Auffassung nach wenig zu tun: „Junge Menschen können sich für den Stil begeistern, weil er eben jung ist. Die Sachen wirken einfach frisch“, sagt sie. Entstanden sei der DDR-Style nämlich im Zuge der Aufbruchstimmung nach dem Mauerbau. Die Bauhaus-Idee, sich von Pomp, Gold und Zierde zu lösen, kam da gerade recht.

Form folgt Funktion

Dementsprechend wurden Schlichtheit und Praktikabilität zum Maß der „1.000 kleinen Dinge“ erklärt, die aus DDR-Produktion stammten. „Form und Inhalt sollten übereinstimmen. Schnörkel lenken doch nur ab. Eine Teekanne muss Tee gießen können, das reicht“, so Panzig. Nicht umsonst seien Mitropa-Tassen vor allem stapelbar gewesen.

Mindestens bis zum nächsten Sommer soll die vom Verein „Pflug“ vollständig selbstfinanzierte Sonderausstellung im Haus der Geschichte aufgebaut sein. Kuratiert hat „Vintage East“ mit Noreen Klose-Hänsch eine professionelle Ausstellungsgestalterin, die zudem mit den gezeigten Gegenständen aufgewachsen sei, betont Museumsdirektorin Panzig: „Sie weiß das hervorragend zu präsentieren.“

Favoriten der DDR-Bürger

Panzigs liebstes Exponat ist ein Teeservice der Keramikerin Hedwig Bollhagen. Zudem laden das „Terrassen-Ei“ und Damenkleider, deren Stoffe selbst nach 60 Jahren nicht verblasst sind, zum Schwelgen, Schwärmen und Staunen ein. Auch die in der Region begehrte „Wi-We-Na Favorit“ Anbauwand aus dem VEB Möbelkombinat Wittenberg-Weißenfels-Naumburg findet sich in der Ausstellung, die allein im August rund 2.000 Gäste erkundeten.

Bei einem Besuch im Haus der Geschichte ist die Sonderausstellung im Ticketpreis enthalten. Wer die Dauerausstellung bereits kennt, kann für vier Euro ausschließlich die „Vintage East - DDR-Design “ besuchen.