Gesellschaft Kita „Sonnenblume“ in Straach wartet seit Jahren auf Sanierung
Eine Sitzung des Straacher Ortschaftsrates ist so gut besucht, dass die Stühle nicht reichen. Thema ist die örtliche Kindertagesstätte, die in keinem guten Zustand ist.

Straach/MZ - So gut dürften auch in Straach Ortschaftsratssitzungen nur selten besucht sein: Die Stühle reichen nicht, dabei ist man für die Veranstaltung sogar in die Feuerwehr umgezogen. Der Andrang ist kein Wunder, das Thema ist ein Dringliches - und hat doch bereits Generationen von Kita-Kindern kommen und gehen sehen. Die örtliche Kindertagesstätte „Sonnenblume“, sie ist in keinem guten Zustand. Auch die MZ berichtete vor einigen Wochen über die zu wenigen und veralteten WC und über überhaupt zu wenig Platz für den Nachwuchs im Gebäude. Und dann ist da noch der Fußboden, der nach Angaben der Verwaltung in Wittenberg ausgetauscht werden muss. Wann, so lautet die Frage, die zigfach ausgesprochen über der Ortschaftsratssitzung schwebt, tut sich denn hier endlich mal was?
Gefragtes Haus
Kita-Leiterin Sabine Mörs, eine resolute Person mit viel Mutterwitz, bringt die Situation auf den Punkt. Die Einrichtung sei attraktiv - fast die Hälfte, 43 Prozent, der betreuten Kinder komme aus anderen Orten - und die Zusammenarbeit mit den Eltern gut, doch „braucht man Rahmenbedingungen“, um die erreichte Qualität auch zu halten. „Mit den Toiletten kommen wir allein nicht weiter“, sagt Mörs und bietet dem mit der Örtlichkeit nicht vertrauten Publikum - das dürften in Straach freilich nur wenige sein - nebenher einen Einblick in unerwünschte Einblicke, die eben entstehen, wenn große und kleine Menschen im selben Raum ihr Geschäft verrichten. „Das geht gar nicht“, sagt auch Ortsbürgermeister Klaus Eckert (Freie Wähler). Eckert und der Ortschaftsrat haben sich an diesem Abend zwei Vertreter der Stadtverwaltung eingeladen, die Leiterin des kommunalen Eigenbetriebs „Kommbi“, Anett Brachwitz, und, in Vertretung von Fachbereichsleiterin Gabriela Günther, Andreas Goßmann vom Gebäudemanagement.

Eckert möchte, auf der Grundlage eines vorangegangenen Ortstermins mit Kita-Besichtigung, die Stadt an diesem Abend zu konkreten Aussagen über die Sanierung bewegen. Das freilich erweist sich als schwierig. „Wir kämpfen seit Jahren in Straach“, sagt zwar Brachwitz und verweist auf den Plan von 2019. Doch gebe es viele Kitas und wenig Geld in der Stadt. „Wir haben ein enormes Kinderwachstum“, sagt sie, und „müssen in ganz vielen Einrichtungen erweitern“. Mit laut Kita-Leiterin Mörs 69 Kita- und 21 Hortkindern hat auch die Straacher „Sonnenblume“ ihre eigentlich erlaubte Kapazität längst überschritten. Kommt es dort nicht zu einer baulichen Erweiterung, verliert die Kita zum Jahresende ihre Betriebserlaubnis - oder muss die Kapazität wieder auf das reguläre Maß - 65/20 - absenken, sprich: Familien abweisen, die ihre Kinder dort betreut haben wollen. „Es muss passieren“, sagt Brachwitz über die Sanierung.
Gestiegen Preise, gestörte Lieferketten
Die will, wie er sagt, auch ihr Kollege Goßmann vom Gebäudemanagement. Er appelliert an die Straacher, allen voran an Klaus Eckert, der auch Stadtrat ist, sich im Rat Verbündete zu suchen. Zwar sei eine bestimmte Summe im derzeit zu erstellenden Doppelhaushalt 2023/2024 angemeldet, doch gesichert ist das Vorhaben damit noch lange nicht. Klar sei aber, dass diese Summe heute nicht mehr für alles reichen werde, sagte er unter Verweis auf gestiegene Preise und gestörte Lieferketten. Auch die von Eckert vehement eingeforderte Planung koste im Übrigen bereits Geld, da sie an ein Büro vergeben werden müsse. „Sie werden von mir heute keinen Zeitplan bekommen“, dämpft Goßmann auch zeitliche Erwartungen. Die Koalition der grundsätzlich Gutwilligen - „Wir sitzen alle im selben Boot“, so Goßmann - wird einmal mehr behindert von der Macht des Faktischen. Eckert verlangt die derzeit vorliegenden Pläne zu sehen, die ihm und dem Ortschaftsrat unbekannt seien, und schlägt eine Unterteilung der Bauarbeiten in zwei Abschnitte vor, die Toiletten zuerst und 2023, in einer zweiten Etappe dann die Erweiterung des Gebäudes. Brachwitz und Goßmann erklären, dass sie eine Sanierung auf einen Rutsch für sinnvoll hielten.
Nicht nach Piesteritz!
Eltern und Elternvertreter der Kita sind unterdessen schon zwei Schritte weiter. Sebastian Eckardt (parteilos), Ortschaftsrat und Elternvertreter, kritisiert, das übliche Kita-Ausweichquartier in Piesteritz wäre für die Straacher definitiv zu weit weg. Eine Mutter, eigenen Angaben zufolge ebenfalls Elternvertreterin, plädiert für mehr Hortplätze in Straach, und zwar sowohl in der Früh- als auch in der Spätbetreuung. Als Ausweichquartier während der Bauarbeiten zieht man in Straach übrigens die Turnhalle vor. Wenn man die Bauzeit entsprechend legt, so Eckert, würden auch die Sportler nicht behindert. Zuletzt hatte die Halle kurzzeitig als Impfzentrum fungieren müssen. Brachwitz verweist auf die Fachaufsicht, die einer Nutzung der Halle als Kita zustimmen müsste.
Die Quintessenz des Treffens? Man will sich erneut treffen. Womöglich lasse sich noch vor der Sommerpause im Juli eine Ortschaftsratssitzung direkt in der Kita abhalten, hieß es seitens der Stadt. Oder es gibt einen weiteren Ortstermin. Leiterin Mörs zeigte sich bereit, sich in ihrer Kita dann auch mal um Erwachsene zu kümmern. „Das machen wir!“