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Kirchentag eröffnet Kirchentag eröffnet: Wachen Blickes auf den anderen

Von Karina Blüthgen 26.05.2017, 14:51
Rosafarbene Luftballons stiegen als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern des Terrors in Manchester vom Wittenberger Markt in den Himmel.
Rosafarbene Luftballons stiegen als Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern des Terrors in Manchester vom Wittenberger Markt in den Himmel. Klitzsch

Wittenberg - Als die Ratsglocke läutet und wenig später auch die Glocken der Stadtkirche einstimmen, ist weithin hörbar: Nun ist der Deutsche Evangelische Kirchentag auch in Wittenberg eröffnet. „Es beginnt heute, und keine Mauern und kein eiserner Vorhang trennen uns“, erklärt Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, unter dem Beifall von mehreren hundert Besuchern auf dem Marktplatz der Lutherstadt.

Es sei ein Wagnis, den Kirchentag in seinen ost- und westdeutschen Traditionen an mehreren Orten zusammenzuführen, „auf Augenhöhe und auch nicht als einheitliches Modell, sondern in Vielfalt“, betont sie.

Begonnen hat die Eröffnung mit einer Minute der Stille und vielen rosa Luftballons, die im Gedenken an die Opfer des Terroranschlags von Manchester in den Himmel steigen. Um Achtsamkeit bittet denn auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), auf dass ein friedliches Zeichen von Wittenberg aus in die Welt gehe. Besucher und auch die Bürger der Stadt sollen sich eingeladen fühlen, zum Kirchentag miteinander ins Gespräch zu kommen.

13 bis 14 Uhr: Interview: Zeugen der Kirchentage 1983 & 2017 mit Edelbert Richter, Weimar; Evangelische Akademie (Schlossplatz)

14.30 bis 17 Uhr: An einen Tisch!? Evangelische und katholische Kirche im Jahr 2017, u. a. mit Andreas Malessa, Journalist und Buchautor; Wolfgang Kessler, Journalist; Dorothea Sattler, Theologin; Siegfried Eckert, Pfarrer, Schlosskirche

15 bis 16 Uhr: Kabarettistischer Impuls: Du siehst mich im Rückspiegel, Zeugen der Kirchentage 1983 und 2017, mit Gerd Gies, Ministerpräsident a. D., Berlin; Ev. Akademie ( Schlossplatz)

15 bis 16 Uhr: Luther macht Schule, Kindermusical mit der Singschule, Neustadt/Rübenberge, Bugenhagenhaus, Kirchplatz 9

17 bis 18 Uhr: Gespräch: Du siehst mich im Rückspiegel, Zeugen der Kirchentage 1983 und 2017, mit Martin Göttsching, Pastor i. R., Bad Frankenhausen, Evangelische Akademie (Schlossplatz):

18 bis 19.30: Feierabendmahl, Gestaltung: Kathrin Oxen, Leiterin Zentrum für ev. Predigtkultur, Lutherstadt Wittenberg, Musik: Uwe Steinmetz, Saxofonist und Komponist, Berlin; Daniel Stickan, Jazzorganist, Lüneburg; Stadtkirche St. Marien, Kirchplatz

19.30 bis 21.30 Uhr: Wenn wir warten, Konzert mit dem Liedermacher Hans-Eckart Wenzel und Band, Berlin; Bühne auf der Schlosswiese

20 bis 21 Uhr: Luther im Gedicht,
lyrisch-musikalischer Abend mit Johannes Block, Pfarrer, Wittenberg; Christiane Treu, Pianistin, Wittenberg; Stadtkirche St. Marien, Kirchplatz

Sehen, ansehen, nicht glotzen, von Gott den liebevollen Blick lernen - im Dialog vermitteln Friedrich Kramer von der Evangelischen Akademie und Superintendent Christian Beuchel spielerisch das Motto dieses Kirchentags „Du siehst mich“. „Ansehen und wahrgenommen werden, die Sehnsucht danach ist groß“, so Kramer zur täglichen Aufmerksamkeit. „Aber auch hinsehen, wo Menschen nicht das Nötigste zum Leben haben.“

Interesse und Achtung nicht durch Kleidung und Status hervorrufen, sondern durch Engagement in sozialen Bereichen, darum wird es in Diskussionen, Praxisbeispielen und Gebeten bis Sonntag gehen.

Jeder einzelne stehe im Fokus, „egal was er kann, was sie ist, wie viel Geld jemand verdient“, präzisiert Gerhard Robbers, Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Er verdeutlicht die Aktualität des Luther-Liedes „Ein feste Burg“: „Mit Gewalt, Krieg, Terror ist nichts geholfen. Was immer wir allein tun, es wird das Böse nicht ausrotten. Aber in der vierten Strophe heißt es: Das Reich muss uns doch bleiben.“

So ähnlich stehe das auch im Grundgesetz, und zwar als: Die Würde des Menschen ist unantastbar. „Deshalb können wir hier alle zusammen feiern, Christen, Atheisten, Menschen anderer Religionen, alle haben die gleiche Würde.“

Hinsehen, und zwar mit der zum Fernrohr geformten Hand, zu dieser schon in Berlin am Tag zuvor vorgestellten „Kirchentagsgeste“ ruft Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör die Menschen auf dem Markt auf. Und schickt dieses Bild in alle Welt, die ihrerseits nun zurück auf Wittenberg blicken wird. (mz)