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Kindertagesstätte An der Elbe Kindertagesstätte An der Elbe: Debatte bleibt im Fluss

Von Irina Steinmann 05.05.2018, 13:25
Ein paar Fußminuten flussaufwärts liegt diese Fläche brach.
Ein paar Fußminuten flussaufwärts liegt diese Fläche brach. Privat/MZ

Wittenberg - In die Debatte um die geplante Verkleinerung des Spielplatzes der Awo-Kindertagesstätte „An der Elbe“ zugunsten einer besseren „Erlebbarkeit“ der Flusslandschaft für die Öffentlichkeit hat sich jetzt auch eine ehemalige Leiterin eingeschaltet. Zu lesen, dass der Spielplatz „schon wieder“ verkleinert werden soll, „das tat mir sehr weh“, sagte Rita Germer der MZ. Schon einmal habe man ein Stück abgeben müssen, damals für den Bau einer Feuertreppe des Nachbarn Intersport Klöpping.

Viel Bewegung

Germer, Jahrgang 1942, leitete die Kita am Fluss von 1968 bis 2002, zuletzt in Regie der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die diese 1993 übernommen hat und auch heute als Träger fungiert. Sie befürchte ein „langsames Sterben“ der Anlage, die seinerzeit gerade wegen ihrer Größe ein „Kleinod“ gewesen und dem Bewegungsdrang der Kinder im Freien entgegen gekommen sei. Zudem hätten seit DDR-Zeiten die Eltern - und auch sie selbst übrigens - viel Initiative in die Spielgeräte gesteckt, die nun zum Teil entfernt werden.

So, erzählt Germer, habe sie das am Mittwoch auch dem Bürgermeister gesagt und sich, soviel Ironie sollte dann doch sein, für das „Geburtstagsgeschenk“ bedankt. Denn Geburtstag hatte die Kita just am Vortag: Am 1. Mai 1968 wurde der Kindergarten eröffnet. Mit der Mittzwanzigerin Rita Germer als Leiterin, die - kleine Kuriosität am Rande - für diesen einen Tag mit einem Fahrzeug ihres Arbeitgebers, dem Rat des Kreises, aus dem Krankenhaus herbeigeholt wurde und dann gleich wieder zurückgebracht, zur weiteren Behandlung ihres Blinddarmleidens. Dass die Kita-Leiterin in der Einrichtung lange Jahre sogar wohnte, überrascht da schon fast nicht mehr.

Die Kindereinrichtung sei 1968 als „Initiativbau“ der fünf angrenzenden Betriebe entstanden unter Federführung des Möbelwerkes, das auch die Fläche zur Verfügung stellte, wie sich Germer erinnert, die anderen vier Partner im Bunde waren, zählt die inzwischen Mittsiebzigerin auf, Mühlenbau, Windenbau, Kraftverkehr und Robotron, fast sämtlich Namen aus einer längst vergangenen Zeit.

Die Betriebe zahlten anteilsmäßig, sie selbst bezog ihren Lohn vom Rat des Kreises. Ob diese heute ein bisschen unübersichtlich wirkende Gemengelage dazu beigetragen hat, das 50. zu „vergessen“, wie Rita Germer vermutet, ist schwer zu sagen. Fragt man bei der Kita nach, so heißt es, das Jubiläum sei sehr wohl bekannt. Man habe - krankheitsbedingt - zwar noch nicht gefeiert, wie die stellvertretende Kita-Leiterin Nicole Potschak auf MZ-Anfrage sagte, wolle dies aber noch tun.

Rita Germer, die die Kita in besonderer Lage weit über drei Jahrzehnte lang geleitet hat, fragt sich freilich, wie es dort nun überhaupt weitergeht. Die Idee einer Doppelnutzung des Spielplatzes (etwa an Wochenenden), wie sie Bürgermeister Jochen Kirchner zuletzt im MZ-Gespräch ins Spiel gebracht hat, halte sie für wenig plausibel, ja, sogar gefährlich, es sei schließlich eine „sehr abgeschiedene Ecke“. Praktisch, fürchtet sie, müssten die Spielgeräte nach jeder öffentlichen Nutzung auf ihre Unversehrtheit kontrolliert werden.

„Es gibt doch bestimmt viele andere Möglichkeiten“, die Öffentlichkeit an den Fluss heranzuführen, so Germer.

(Hoch-)Wassergrundstück

Unterdessen hat ein - etwas entfernter - Nachbar sein Angebot an die Stadt erneuert, ein von ihm nicht genutztes Stück Land am Fluss dafür kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Der alte Parkplatz der vor Jahren geschlossenen Kombrecht-Engels-Schule, die heute eine Funsport-Anlage mit Indoor-Minigolf und „Laser-Tag“ beherbergt, wird derzeit nicht genutzt, verursacht aber laufende Kosten etwa durch Grundsteuer, Sicherung und Reinigung.

Diese Ausgaben würde sich der Eigentümer des insgesamt in Rede stehenden gut 5.000 Quadratmeter großen Wassergrundstücks im Gegenzug gerne ersparen. Kleiner Haken: Das Terrain unterhalb des Parkplatzes ist als ausgewiesenes Hochwassergebiet nur eingeschränkt nutzbar. Zunächst erfolgversprechende Versuche, es durch Mahd zugänglich zu machen, scheiterten letztlich an Vermüllung, so der Eigentümer. (mz)