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Sicherheit  Jüdenberg: So soll es mit dem Zebrastreifen an der Bundesstraße B107 weiter gehen

Von Michael Hübner 10.12.2016, 05:00

Jüdenberg - Der Fußgängerüberweg vor der Kita in Jüdenberg - von Politikern beim Sommerfest Anfang Juni öffentlich versprochen - kommt! Wittenbergs Vizelandrat Jörg Hartmann (CDU) sieht keinen Grund, seine „verkehrsrechtliche Anordnung“ für den Zebrastreifen zurückzuziehen. „Ja“, räumt der Mann aus der Wittenberger Kreisverwaltung am Freitag auf MZ-Anfrage ein, „seit Montag liegt fristgerecht ein Widerspruch der Landesstraßenbehörde vor. “

Die Argumente seien mit dem Blick auf die aktuelle Gesetzeslage - die aber in Berlin gerade geändert wird und künftig selbst in Jüdenberg problemlos zu Verkehrsberuhigungen führen wird - hieb- und stichfest. Es gibt in diesem Stadtteil von Gräfenhainichen - und das ist unstrittig - einfach zu wenige Fußgänger.

Allerdings, darauf hat der Kreis immer wieder hingewiesen, werde das Ferropolis-Gelände - ein Steinwurf von Jüdenberg entfernt - zum Wittenberger Reformationsjubiläum zum Großparkplatz für 9000 Fahrzeuge. „Im Interesse der Sicherheit der Kinder halte ich an der Ausnahmegenehmigung fest“, sagt Hartmann. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Zumindest nicht, wenn es nach dem Willen des Landesverwaltungsamtes in Halle (Saale) geht.

„Es ist nun eine Abhilfeprüfung vorzunehmen. Sollte dem Widerspruch nicht stattgegeben werden, muss er vom Landkreis Wittenberg anschließend beim Landesverwaltungsamt zur Entscheidung vorgelegt werden“, erklärt Pressesprecherin Gabriele Städter das Prozedere. Diesen komplizierten Verfahrensweg nennt laut Städter Behördenpräsident Thomas Pleye am Donnerstag auch dem Landtagsabgeordneten Siegfried Borgwardt (CDU) als Lösungsvorschlag.

Doch einzuknicken oder dem Widerspruch einfach stattzugeben, kommt für die CDU-Männer überhaupt nicht in Frage. „Und meine Entscheidung lege ich nicht die Hände des Landesverwaltungsamtes“, sagt Hartmann. Die müssen „gar nicht“ einbezogen werden, meint Borgwardt. Sein simpler und vor allem unbürokratischer Vorschlag: „Der Widerspruch muss weg!“

Der Abgeordnete hat am Freitag das Gespräch mit leitenden Vertretern der Landesstraßenbaubehörde gesucht. Und das offensichtlich erfolgreich. „Zur Vertragsunterzeichnung für den Fußgängerüberweg kommt es im Gräfenhainichener Rathaus Anfang nächster Woche - am Montag oder Dienstag“, so der Volksvertreter, der gleich noch ein brisantes Thema mit geklärt hat: die Finanzierung. „Die Stadt muss 50 Prozent der Kosten übernehmen“, so Borgwardt. Es geht um 4000 Euro und die hat Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) sofort zugesagt.

Ein Happy End ist offensichtlich in Sicht. Und trotzdem liegt der ganze Hickhack Borgwardt schwer im Magen. „So wird bei den Menschen Politikverdrossenheit geschürt. Und dabei hat das mit Politik gar nichts zu tun“, sagt der Mann, für den das „reines Verwaltungshandeln“ ist. „Es ist die Angst davor“, wird Schilling fast philosophisch, „Gutes zu tun“.

Der Fall Jüdenberg sorgt für Aufsehen - selbst bei der SPD in Wittenberg. „Die MZ kann doch in Kommentaren zur Zivilcourage auffordern“, meint Eckhard Naumann noch am Donnerstag. Ein Bürgermeister könne Mut zeigen, und für die Farbe auf der Straße selbst sorgen, so der Oberbürgermeister a.D. der Lutherstadt. „Ich würde das nicht tun“, widerspricht Reinhard Rauschning. „Ich hätte Angst, das da was passiert, ein Auffahrunfall zum Beispiel“, sagt Reinsdorfs Bürgermeister.

Sein Jüdenberger Kollege Wolfgang Zemelka (Linke) hat schon mal für eine Demo einen Zebrastreifen ausgerollt. Jetzt wird der Wunsch Realität. „Ich habe vor 18 Jahren im Gemeinderat die Verkehrsberuhigung beantragt“, erinnert sich der Ortsbürgermeister, der damals als Beamter im Polizeirevier Gräfenhainichen arbeitete. (mz)