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Jobmesse in Wittenberg Jobmesse in Wittenberg: Positiv überrascht

Von Karina Blüthgen 09.04.2018, 10:23
Den ganzen Tag über ist die Jobmesse im Stadthaus gut besucht. Hier kommen Arbeitssuchende direkt mit Unternehmern ins Gespräch.
Den ganzen Tag über ist die Jobmesse im Stadthaus gut besucht. Hier kommen Arbeitssuchende direkt mit Unternehmern ins Gespräch. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Er suche eine Stelle, weil er weg will von kurzfristig wechselnden Arbeitszeiten als Lkw-Fahrer. Uwe Thier von der Nahverkehrsgesellschaft Jessen ist interessiert. Der Geschäftsführer sucht Busfahrer, „Nachwuchs zu bekommen ist schwierig“, weiß er. „Sonst wäre ich nicht hier.“ Eine Frau, Mitte Vierzig, weiß noch nicht so recht, ob sie etwas finden wird. Sie hat eine befristete Anstellung, sucht etwas Festes.

Die Motivation, sich eine Stelle zu suchen, ist bei jedem anders, der hier im Wittenberger Stadthaus steht. Es gibt auch den hoch qualifizierten Ingenieur, der über eine berufliche Veränderung nachdenkt. Und den Arbeitslosen, der endlich wieder eine sinnvolle Tätigkeit und Anerkennung haben will.

Händeringend Leute gesucht

Alle erhoffen sich etwas von „Jobaktiv“, der regionalen Jobmesse, organisiert von der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg. Gemeinsam mit der Agentur Bad Belzig sowie zwei Jobcentern will man hier erstmals den direkten Weg zwischen Anbietern und Suchenden gehen.

Drinnen warten Mitarbeiter von über 50 Unternehmen, die zum Teil hängeringend Kräfte suchen, sowie jede Menge Ansprechpartner der Agenturen. Dazu gibt es an „Jobwalls“ weitere 600 Angebote. Der Saal ist nach Branchen geordnet und übersichtlich.

Marek Staginnus vom Campingplatz Bergwitzsee möchte sein Personal in der Gastronomie für den Sommer aufstocken. „Das muss passen vom Team her. Und wer fleißig ist, kann über den Winter von seinem Stundenkonto zehren“, erklärt er. Eher für den technischen Bereich sucht Rainer Sieberhain, Geschäftsführer des mettec-Gerätewerkes in Treuenbrietzen, neue Leute.

Man produziere Stanzteile für die Autoindustrie und elektronische Systeme. Im Lauf des Nachmittags zieht er bereits eine positive Bilanz. „Ich hatte viele Gespräche, und wir haben bestimmt schon zehn Bewerbungen“, ist er absolut positiv überrascht.

Ein Job, der keinen Spaß macht, Arbeitslosigkeit oder Mobbing - Thorge Lorenzen weiß, was das mit einem Menschen macht. Der Motivationstrainer aus Berlin rüttelt die Menschen im voll besetzten Seminarraum auf. „Was in Ihnen steckt, was für Sie möglich ist, wissen nur Sie“, rät er, sich selbst einzuschätzen und auszuprobieren. Am Nachmittag arbeitet er die Stärken und Schwächen aus, die verschiedenen Menschentypen inne wohnen.

Wer kommt mit wem gut klar, der Chef mit dem geduldigen Arbeiter? Wer hat mit wem Probleme? Man müsse wissen, wie der andere tickt, dann könne man seine Stärken gezielt einsetzen, sagt Lorenzen und bringt Beispiele.

Tipps für Bewerbung

„Wichtig für Langzeitarbeitslose ist, dass sie sich wieder ein Ziel setzen“, macht der 43-jährige Lorenzen deutlich. Und: „Arbeit bekommt man über Netzwerke.“ Was bedeutet, dass verkriechen der falsche Weg ist. Man müsse mit Leuten reden, Kontakte knüpfen. „Gehen Sie dort hinunter. Da stehen Arbeitgeber, die Jobs haben. Fragen Sie nach, erbitten Sie eine Visitenkarte und schicken Sie Ihre Bewerbung mit dem Hinweis auf das nette Gespräche an diesem Tag“, fordert er auf, sich etwas zu trauen.

Mancher bleibt am Sonnabend gleich sitzen im Seminarraum, lässt sich Tipps geben zu Bewerbungsgesprächen und Motivation. Das kostenlos angebotene Styling in der oberen Etage wird so gut angenommen, dass schon bald Termine vergeben werden. „Ich fühle mich fantastisch“, schwärmt Doris Völkel nach der Stilberatung. Sie suche etwas Langfristiges, eine Weiterbildung als Physiotherapeut, „und hier kann man mit künftigen Arbeitgebern in Kontakt treten“, findet sie.

Sabine Edner hatte sich eine solche Resonanz für den Tag gewünscht. „Jetzt bin ich positiv beeindruckt, dass sich so viele Menschen auf den Weg gemacht haben“, sagt die Chefin der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg. Schon in der ersten halben Stunde sind 400 Besucher im Stadthaus, am Ende des Tages sind es etwa 3.500 gewesen.

Einige Unternehmer werden kein Glück gehabt haben, andere sind zufrieden. Die Jessener haben je drei Interessierte als Busfahrer und für das Reisebüro ausmachen können. Auch die Bergwitzer haben einige heiße Kandidaten. Ob es in diesen Fällen tatsächlich zur Festeinstellung kommt, wird sich erweisen. (mz)