Jessen Jessen: Feuer im Tiefkühl-Betrieb
JESSEN/MZ. - Betroffen war die Produktionshalle (50 mal 100 Meter) der Firma in der Alten Wittenberger Straße. Es sei ein Schaden von 1,5 Millionen Euro entstanden, hieß es Sonntag in einer ersten Polizeiauskunft. Hinzu komme als Folge der Arbeitsausfall, der dem Unternehmen täglich eine fünfstellige Verlustsumme beschere. Menschen wurden nicht verletzt, die Herstellung ruhte gerade.
Der Geschäftsführer, Michael Meyer, war Sonntag zu keiner Stellungnahme zu dem Geschehen und dessen Konsequenzen für den Betrieb sowie zur weiteren Verfahrensweise bereit und verneinte diese auch für die nächsten Tage. Zu tief saß und sitzt wohl der Schock über das einschneidende Ereignis. Als die MZ Sonntag Vormittag Jütro aufsuchte, waren Mitarbeiter mit Aufräumarbeiten befasst. Die Kripo hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
Gegen 9 Uhr Sonntag sei das betroffene Objekt wieder an den Eigentümer übergeben worden, sagte Thomas Riedel, Jessens stellvertretender Wehrleiter. Er führte den Einsatz des Großaufgebots an Löschtechnik und Männern. Laut Leitstelle des Kreises waren insgesamt 61 Kameraden und elf Fahrzeuge vor Ort.
Folgendes Geschehen lässt sich aus den Erklärungen von Thomas Riedel und der Leitstelle in Wittenberg rekonstruieren: 19.48 Uhr am Sonnabend löste die Brandmeldeanlage des mit hochmoderner Technik ausgerüsteten Unternehmens Alarm aus. Zuerst in Marsch gesetzt wurden die Jessener, die Schweinitzer und die Graboer Wehr. Wollte man anfangs eine Fehlauslösung nicht ausschließen, so überzeugte eine bereits bei der Anfahrt weithin sichtbare Rauchsäule die Einsatzkräfte schnell vom Gegenteil. Sofort wurden Personal und Mittel aus Annaburg und Seyda hinzubeordert. Eine zweite Nachalarmierung gab es gegen 22.30 Uhr, sie betraf Löschkräfte aus Prettin und Mügeln.
Besonders gefragt waren Atemschutzgeräteträger (zwölf davon standen zur Verfügung). Denn beim Eintreffen der Kameraden zeigte sich die komplette Produktionshalle stark verqualmt, was den drei unter Atemschutz, mit Wärmebildkamera und Strahlrohren vorrückenden Trupps die Lokalisierung des eigentlichen Brandherdes ungemein erschwerte. Neben der schlechten Sicht sei als Hemmnis hinzugekommen, so Jessens Vizewehrleiter, dass man eine mit Maschinen sehr verbaute Halle vorgefunden habe. Obendrein seien bei dem Einsatz Teile der Zwischendecke heruntergebrochen, so dass der Innenangriff schließlich ausgesetzt werden musste. Das Feuer hatte bereits den hölzernen Dachstuhl erfasst.
Die Einsatzleitung entschloss sich, das Gebäude mit Überdruck zu belüften, um den Rauch herauszudrücken und die Sicht auf den Brandherd zu verbessern. Parallel dazu wurde das Dach von außen geöffnet. Das erwies sich als recht gefährlich und bedurfte äußerster Vorsicht, weil einige Balken schon durchgebrannt waren. Doch so erreichte man letztlich, dass der Qualm abzog und die Restablöschung im Dachbereich erfolgen konnte. Gegen 0.30 Uhr durften die ersten Wehren abrücken, die letzte verließ etwa 1.30 Uhr den Ort des Geschehens. Die Mügelner Kameraden übernahmen die Brandwache bis zur Übergabe.