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Händler in WittenbergHändler in Wittenberg: Trotz Kirchentag herrscht Flaute in den Kassen

Wittenberg - Am frühen Nachmittag bringt Andy Straube eine Tortenplatte voll mit leckeren Kuchenstücken in der MZ-Redaktion vorbei. Er verteile gerade die Reste vom Kirchentagssonntag unter Nachbarn und Freunden, so der Chef des Cafés „Bittersuess“. Wo soll er auch hin mit all den ...

Von Michael Hübner und Irina Steinmann 30.05.2017, 09:26

Am frühen Nachmittag bringt Andy Straube eine Tortenplatte voll mit leckeren Kuchenstücken in der MZ-Redaktion vorbei. Er verteile gerade die Reste vom Kirchentagssonntag unter Nachbarn und Freunden, so der Chef des Cafés „Bittersuess“. Wo soll er auch hin mit all den Leckereien?

Wär’ doch schade drum. Gut ein Dutzend Torten und diverse Blechkuchen sind übriggeblieben vom Fest. Straube ist nicht der einzige Anbieter in der Altstadt, dessen Erwartungen ans Festwochenende mit offiziell 120.000 Besuchern allein auf der Elbewiese heftig enttäuscht worden sind.

Ein Wochenende wie sonst auch, erklärt knapp der Softeismann. Beim Bäcker Lantzsch nebenan, wo das Geschäft am Sonntagmorgen überaus turbulent begonnen hatte, heißt es, man habe mangels Kundschaft bereits um 16 Uhr geschlossen. Enttäuscht zeigt sich Richard Radtke.

Enttäuschung in der Wittenberger Altstadt

„Gar nichts“, sagt der Künstler, der erst vor einigen Monaten eine Galerie in der Coswiger Straße eröffnet hat, sei los gewesen am Sonntag, am Himmelfahrtstag habe er mehr Besucher gezählt „als am Freitag, Samstag und Sonntag zusammen“. Auch „Kimstädt“ - Souvenirs, Presse, Schreibwaren - vermeldet Wochenendruhe: Erst am Sonntag ab Nachmittag sei dann wieder ein bisschen mehr Betrieb gewesen, so Klaus Blümner; die Betonung liegt allerdings auf „ein bisschen“.

Keine Frage, die Musik spielte am Sonntag (fast) allein auf der Festwiese. Die großen Entfernungen, gepaart mit unbarmherziger Hitze, hielten unzählige Gäste vom Besuch der Altstadt fern.

Aber auch die Supermärkte warten am Sonnabend oft vergebens auf die Kunden. Bei Edeka trifft die Marktleiterin am frühen Samstagabend „eine mitarbeiterfreundliche Entscheidung“. „Wir hatten viel weniger Kunden. Es war sehr, sehr leer“, sagt Sabine Jahn, die das schon „auf dem Weg zur Arbeit“ gemerkt hat.

Tropische Hitze bringt Umsatz im Supermarkt

„Das ist zwar nicht schön, aber alles ist gut“, will die Chefin keinesfalls Kritik üben. Die umfangreichen Straßensperrungen hatten Auswirkungen auf die Geschäfte, schlussfolgert Jahn. Edeka ist am Sonnabend aber völlig legal zu erreichen.

Das, vermutet die Marktleiterin, wurde offensichtlich nicht richtig kommuniziert. Trotzdem legt die Chefin am Sonntag eine freiwillige Sonderschicht ein. Helferorganisationen orderten in Anbetracht der fast tropischen Hitze noch zusätzliches Trinkwasser.

Auch beim Nachbarn war deutlich weniger los als sonst üblich. „Etwa die Hälfte“, sagt der Rewe-Marktleiter.

Richtiger Unmut herrscht an den Tankstellen der Lutherstadt. „Negativ hoch drei“ habe sich der Kirchentag ausgewirkt. „Vollsperrung der Dessauer Straße. Mehr muss ich dazu nicht sagen“, erklärt der Total-Chef Hannemann gegenüber der MZ.

Und selbst die Zapfsäulen, die erreichbar waren, erlebten trotz der ausgeschalteten Konkurrenz keinen wirklichen Ansturm. „Viele Leute, wenig Umsatz“, lautet ein Fazit. Gekauft wurden vor allem Kleinigkeiten.

Tankstelle in Gräfenhainichen hat nichts bemerkt vom Kirchentag

Der Gräfenhainichener Matthias Dönicke hat an seiner Tankstelle in unmittelbarer Nähe des Großparkplatzes Ferropolis vom Kirchentag in Wittenberg „gar nichts bemerkt“.

„Ich habe mit deutlich mehr Umsatz im Bistro-Bereich gerechnet“, sagt der Geschäftsführer , der bei den Events in der Baggerstadt schon ganz anderes erlebt hat. Der Unternehmer sieht trotzdem keinen Grund zu klagen: „Es läuft gut.“

Auch in der Wittenberger Hauptpost herrscht am Sonnabend kurz vor der Schließzeit um 12 Uhr ungewöhnliche Ruhe: Es gibt mehr Mitarbeiter als Kunden. Die normale Schlange kurz vor Landeschluss ist spurlos verschwunden.

Der Grund ist simpel: Die Sperrungen, die für 12 Uhr angekündigt waren, wurden schon deutlich früher eingerichtet und schreckten Pkw-Fahrer ab. So gehört der gelbe Riese noch zur offiziellen Öffnungszeit zur Hochsicherheitszone. (mz)