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Groß hilft Klein in Wittenberg Groß hilft Klein in Wittenberg: Martin Kramer experimentiert wieder in Charles Bar

Von Corinna Nitz 11.07.2020, 15:37
Martin Kramer in seiner „Charles Bar“ in Wittenberg: Wie viele andere, so musste auch er wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen. Seit einigen Wochen empfängt er wieder Gäste.
Martin Kramer in seiner „Charles Bar“ in Wittenberg: Wie viele andere, so musste auch er wegen der Corona-Pandemie vorübergehend schließen. Seit einigen Wochen empfängt er wieder Gäste. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Sie haben Hot Dogs in der klassischen Variante aus Fleisch, aber auch vegan. Und glutenfrei. „Wenn, dann richtig“, sagt Martin Kramer über das Angebot. Kramer betreibt die „Charles Bar“ im Herzen der Wittenberger Altstadt. Unter normalen Umständen hätte er sehr wahrscheinlich nicht begonnen, Hot Dogs zu offerieren, aber dann kam Corona, respektive SARS-CoV-2, und die mit der Pandemie einhergehenden Eindämmungsverordnungen und deren variierende Lockerungen.

Restaurants, erinnert er, durften nach der wochenlangen Zwangsschließung schon vor den Bars wiedereröffnen. Weil Kramer, wie er erzählt, neben seiner Konzession für die Schank- auch eine als Speisewirtschaft hat, kam er schließlich gemeinsam mit seiner Frau auf die Idee mit dem Essensangebot.

Literweise Saft

Es ist Freitag, 10. Juli. Die Bar öffnet zwar erst 18 Uhr, aber Kramer, 34, Vater eines kleinen Sohnes, ist schon mittags dort. Der preisgekrönte Cocktailmeister hat hohe Ansprüche, er setzt auf Qualität, dazu gehören auch frische Zutaten. Also werden Limetten und Zitronen en gros gepresst. Gut dreienhalb Liter Saft von beidem zusammen brauche er pro Wochenendabend.

Schon tagsüber vorbereitet werden müssten zudem Infusionen und Garnituren, die, das darf hier mal vermutet werden, umso aufwendiger sind, je kreativer der Mensch hinterm Tresen ist. Ansonsten bereite er gerade eine neue Getränkekarte vor und experimentiere mit sogenannten Milk Punchs: Hochprozentigem auf Milchbasis, das Verfahren sei ein langwieriger Prozess.

Wie lange sich die Beschränkungen beim Betrieb seiner Bar noch hinziehen, steht momentan in den Sternen. Kramer musste, um Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, die Anzahl der Plätze praktisch halbieren, an der Bar darf gegenwärtig gar niemand sitzen. Weniger Plätze bedeuten auch weniger Umsatz, zudem fehlten Veranstaltungen wie das Stadtfest oder die Hofkonzerte, dito mehr Touristen.

Aber, macht Kramer, der nur eine festangestellte Kraft hat und selbst zurzeit durchaus auf gut 60 Wochenarbeitsstunden komme, er macht deutlich, dass der finanzielle Aspekt nur die eine Seite ist. Für ihn geht es auch um Verantwortung der Gesellschaft gegenüber: Sich an die geltenden Regeln zu halten, scheint für ihn jedenfalls nicht diskussionswürdig. Und eine Maske zu tragen, sei wohl „das kleinste Übel“, betont er und lässt keinen Zweifel daran, dass er von vorzeitigen Auflagenrücknahmen nicht viel hält.

Auch wenn er im Hinblick auf seine Bar, die seine Existenzgrundlage ist, dann doch gesteht: „Eine große Nummer wären weitere Lockerungen.“ Er hoffe insoweit auch darauf, dass ein Impfstoff gefunden wird.

Als große Nummer bezeichnet Kramer die Aktion „Groß hilft Klein“ der Stickstoffwerke Piesteritz, bei der er mit 7.500 Euro bedacht wurde. „Eine Riesensumme, ich war total überrascht“, sagt er und auch, dass diese Zuwendung ihm helfe, die Fixkosten, die ja während der Schließzeit weiter anfielen, „in großem Maße“ zu decken. Die Aktion selbst nennt er „irre“ und spricht von einem feinen Zug, „der nicht zu erwarten war“.

Kein kulinarischer Ansatz

Es ist jetzt übrigens bald auf den Tag genau ein Jahr her, da hat Martin Kramer anlässlich des 50. Jahrestags der Mondlandung für die Mitteldeutsche Zeitung einen speziellen Trunk entwickelt und die ungewöhnliche Kreation Mondstaub-Cocktail genannt. Ob er auch einen Corona-Cocktail mixen würde? „Den wird es nicht geben, weil ich damit nichts Positives verbinde“, entfährt es ihm da, und: „Es fällt mir schon schwer, da einen kulinarischen Ansatz zu finden.“ Das ist wirklich sehr nachvollziehbar. (mz)