Gemeinden sollen DSL mit bezahlen
WITTENBERG/MZ. - Vertreter der Telekom haben auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Engelbert Wistuba am Donnerstagabend im Neuen Rathaus ihre Wege zu DSL-Anschlüssen in kleinen Gemeinden aufgezeigt.
Dass die dringend notwendig sind, haben Vertreter aus den Gemeinden mehr als deutlich gemacht. Seine Tochter müsse sich um einen Studienplatz bewerben, manche Unis ließen das nur noch online zu, beklagte ein Diskussionsteilnehmer aus Dabrun. Schüler, die mangels Breitband-Anschluss nicht alle Hausaufgaben erledigen können, Firmen, die ohne schnelle Verbindung Wettbewerbsnachteile befürchten, Gemeinden, die dadurch Standortnachteile in Kauf nehmen müssen. Alles war am Donnerstag zu hören - inklusive der klassischen Klagen über die Telekom von verschusselten Anträgen bis zu falschen Auskünften.
Dem hatten Hartwig Timpe, Leiter des T-Systems-Verbindungsbüros Ost und Tobias Zimmermann, der Vertriebsleiter für Kommunen in den neuen Bundesländern, nicht viel entgegenzusetzen. Gleichwohl zeigten sie, wie Gemeinden aus ihrer Sicht an einen DSL-Anschluss kommen. Die Telekom allein werde das nicht schaffen, weil die Investitionen kaum zu decken wären. Also schlägt sie den Gemeinden vor, sich entweder an den Kosten zu beteiligen oder als Vertriebspartner genügend Kunden zu garantieren, um das Risiko zu minimieren. "In Baden-Württemberg haben wir 100 solcher Kooperationsverträge", sagt Hartwig Timpe.
Billig ist der Anschluss nämlich keineswegs. Je nach Bodenbeschaffenheit kostet das Verlegen eines passenden Kabels vom Knotenpunkt ins Dorf 25 000 bis 100 000 Euro pro Kilometer - plus Kosten für die Anschlussstelle. Steutz beispielsweise liegt zehn Kilometer vom nächsten Knoten entfernt, da wäre selbst mit Eigenleistung der Kommune, die durchaus möglich wäre, wohl kaum was zu machen. "Wir hatten früher Richtfunk", weiß Jörg Grundmann von der Steutzer DSL-Initiative, "darüber müsste es doch auch gehen". "Das muss man prüfen", sagt Hartwig Timpe. Tatsächlich hat die Telekom seit kurzem diese Variante im Angebot. Allerdings könnte dies in manchen Fällen unter dem Strich teurer werden.
Um die Belastung etwas zu mildern, hat die Bundesregierung ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem der Eigenanteil der Gemeinden am Schultern der "Deckungslücke" verringert werden soll. Für Sachsen-Anhalt stehen noch in diesem Jahr 1,63 Millionen Euro zur Verfügung, um ländliche Kommunen ans DSL-Netz zu bringen. Der Haken: Der Annahmeschluss für die Anträge, die mit detaillierten Angaben unterfüttert sein müssen, ist demnächst. Weil das Land sich aber vorbehält, nur Pilotprojekte zu fördern, könnte das auch noch vergebene Liebesmüh' sein. "Da müssen wir nachhaken", fordert Wistuba.