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Gediehen auf «saftigem Gras»

Von UTE OTTO 12.04.2010, 18:24

MEURO/MZ. - Neben den organisatorischen Dingen, die für das Festwochenende vom 20. bis 22. August zu klären sind, geht es auch um die Konzeption der Ausstellung. Ortschronistin Bärbel Pfeifruck habe einen ganzen Berg Material vor allem zur jüngeren Meuroer Geschichte zusammengetragen. "Da müssen wir auswählen, was wir zeigen wollen."

Beschafft werden soll bis dahin aus dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar zudem eine Kopie des Dokuments aus den Meißener Bistumsmatrikeln, in dem Meuro im Jahr 1410 erstmals erwähnt wird, nämlich als "Murow", was auf ursprünglich slawische Besiedlung hinweise und so viel heiße wie "saftiges Gras". Die Erkenntnisse über die Quellen zur frühesten Historie verdanken die Meuroer dem aus Gommlo stammenden und an der Universität Leipzig tätigen Historiker Christian Zschieschang, der die Geschichte der Dübener-Heide-Orte erforscht und in seinem Buch "Das Land tuget gar nichts" aufgearbeitet hat. Zwar werde in den gleichen Matrikeln schon um 1370 ein ähnlicher Name erwähnt, jedoch sei nicht gesichert, ob es sich wirklich um Meuro handelt. So habe auch Zschieschang empfohlen, 1410 zur Grundlage zu nehmen. "Wenn wir herausfinden, dass wir doch älter sind, können wir ja noch einmal feiern", sagt Christian Krutzger scherzhaft. Der Sohn von Petra Krutzger wirkt ebenfalls im Festkomitee mit.

Dass das Jubiläum bevorsteht, hätten sie eher zufällig im vergangenen Jahr beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr erfahren, berichtet Frau Krutzger. Und zwar aus den Kirchenbüchern, die Pastorin Andrea John zum Anschauen zur Verfügung gestellt hatte. "Da müsst ihr euch was einfallen lassen", lautete die Herausforderung der Einwohner, der sich die Aktiven um Petra Krutzger, damals noch Gemeinderätin, gestellt haben. Es soll natürlich ein Fest mit viel Lokalkolorit werden. Neben einer Lesung von Mundartgeschichten mit Klaus Jauer am ersten Abend ist für den Samstag ein Festumzug geplant, in dem historische Personen wie auch typisches Handwerk - in Meuro gab es früher auch eine Schnapsbrennerei - wieder auferstehen. "Viele Meuroer haben sich bereit erklärt, am Umzug mitzuwirken", freut sich Petra Krutzger auch über die Angebote aus anderen Orten der Einheitsgemeinde Bad Schmiedeberg, Bilder im Umzug zu gestalten und das weitere Programm zu bereichern. So hat die Bad Schmiedeberger Stadtwache ihr Kommen zugesagt und die Frauen der Trebitzer Volkssolidarität werden eine historische Modenschau präsentieren.

Schwierig sei gleichwohl die Finanzierung des dreitägigen Festes, das mit Frühschoppen und Speckkuchenessen am Sonntag seinen Abschluss finden soll. Ein finanzieller Zuschuss von der Stadt ist nicht zu erwarten, aber Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) habe organisatorische Unterstützung zugesagt. Dankbar ist das Festkomitee daher auch für jeden Sponsor. Wieder aufleben soll eine Meuroer Festtradition: das Strohballen-Wettrollen. Bis Anfang der 1990er Jahre habe es regelmäßig stattgefunden. Dann fehlte es wohl an Anlässen. Ein jährliches klassisches Dorffest gebe es nicht, wohl aber lade die Feuerwehr regelmäßig ein und das Meuroer Teichfest sei eine ganz spontane Angelegenheit ohne großes Brimborium, die aber vor allem bei den älteren Einwohnern Zuspruch finde. "Da werden um den Teich Bänke aufgestellt und der Grill angezündet."