Gebäude aus DDR-Zeiten Gebäude aus DDR-Zeiten: Schule in Möhlau wird verkauft

Möhlau - Braucht Möhlau eine zum Gemeindezentrum umfunktionierte Grundschule? Sepp Müller (CDU) sagt Nein. Der Vorsitzende des Gräfenhainichener Finanzausschusses hat Vorschläge zur Konsolidierung des städtischen Haushalts gemacht und den Verkauf des Schulgebäudes aus DDR-Zeiten gefordert. Sollte es damit nichts werden, schlägt der Politiker den Abriss des Hauses und die Vermarktung der frei werdenden Flächen für Wohnbebauung vor.
Der Vorschlag hat es in sich. Immerhin hat der Stadtrat letztes Jahr einen Grundsatzbeschluss gefällt. Der stellt auf die Bündelung der Kinderbetreuung im jetzt von Hort, Bürgermeister und Bibliothek gemeinsam genutzten Flachbau in der Neuen Heinestraße ab. Um das Haus komplett für Kinder zur Verfügung zu haben, ist der Umzug der anderen Nutzer in den seit 2013 leerstehende Schulbau aus DDR-Zeiten geplant.
Möhlau besitzt drei kommunale Gebäude, in denen Kinderbetreuung angesiedelt war. Die Grundschule aus DDR-Zeiten steht seit 2013 leer, nachdem die Schüler ausgegangen waren. Momentan stehen dort die Zeichen mehr auf Verkauf oder Abriss denn Umnutzung zum Gemeindezentrum.
Im Haupthaus der Kita „Bummi“ in der Sollnitzer Straße ist der Sanierungsbedarf enorm. Das Gebäude muss trockengelegt und energetisch ertüchtigt werden. Baumaßnahmen im großen Stil würden außerdem eine neue Betriebserlaubnis erfordern. Deshalb ist immer noch vorgesehen, das in der Dorfmitte gelegene Gebäude samt großzügigen Freigelände zu veräußern.
Die Kinderbetreuung soll im Flachbau in der Neuen Heinestraße konzentriert werden. Die Fördermittel für den 1,1 Millionen teuren Bau werden beantragt.
Die Konzentration von Kindergarten, Krippe und Hort soll gut 1,1 Millionen Euro kosten. Für die Umnutzung der Grundschule sind weitere 100 000 Euro veranschlagt. „Da sind sicher viel mehr Mittel nötig“, schwant CDU-Stadtrat Siegfried Pohnert Schlimmes. Auch er bricht eine Lanze für den Verkauf oder Abriss der Schule. Zumal deren Nutzung durch Bürgermeister, Bibliothek und Vereine ein wahrlich teures Unterfangen zu werden verspricht.
In Möhlau haben Vereine Bedarf an Räumen in der Schule angemeldet. Neben Anglern brachten sich der Heideverein und der Faschingsclub sowie die Volkssolidarität ins Spiel. Um Details der Nutzung zu ergründen, wurden Fragebögen versandt. „60 Prozent sind zurück“, sagt Ortsbürgermeister Günter Lönnig (Wählergemeinschaft). „Fest steht, dass die Vereine die Schule nicht nutzen wollen, wenn sie sich an Betriebskosten beteiligen sollen.“
Angesichts leerer Stadtkassen wird allerdings genau diese Beteiligung diskutiert. Sepp Müller regt zum Beispiel die Einführung einer Sportstättennutzungsordnung an, die die Basis für die Kostenbeteiligung von Sportlern sein soll. Aber was passiert in Möhlau, wenn Vereine das geplante Gemeindezentrum genau aus diesem Grund nicht in Anspruch nehmen wollen? Kann sich die Kommune den Luxus eines sanierten und leerstehenden Gebäudes leisten?
„Ich war ein Fan der Zusammenlegung von Hort und Kita. Mit der Nachnutzung der Schule habe ich ein echtes Problem“, sagt SPD-Stadträtin Martina Schön. Die Zschornewitzer Ortsbürgermeisterin macht sich weiter stark für den millionenschweren Kita-Bau in Möhlau. In Sachen Schulnutzung hebt sie die Hände. „Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat können auch woanders tagen. Das machen sie doch jetzt auch schon. Und Vereine sitzen jetzt auch nicht auf der Straße.“
Der Abschied von der Schulnachnutzung als Gemeindezentrum scheint besiegelt. Zwar muss der Stadtrat endgültig entscheiden. Doch das scheint kaum mehr als eine Formsache. Zumal Möhlaus Ortsbürgermeister sich abgefunden zu haben scheint mit dem Aus für das Bauvorhaben. Günter Lönnig führte keine große Gegenrede im Bau- und Wirtschaftsausschuss, als dieser sich für eine öffentliche Verkaufsausschreibung der Schule entschied. (mz)