Gartenreich in Wörlitz Gartenreich in Wörlitz: Goldfund im Gotischen Haus

Wörlitz/Dessau - Im „Neuen Turm“ des Gotischen Hauses zu Wörlitz haben Handwerker einen erstaunlichen Münzfund gemacht. Bei Sanierungsarbeiten entdeckten sie einen Friedrichsd’or, massiv aus Gold - wie das französische d’or verrät. Aus Frankreich stammt wohl auch die Idee zum Namen, denn dort gab es den Louisd’or schon Mitte des 17. Jahrhunderts. Grund genug für die Preußen und andere deutsche Landesherren, es später den französischen Königen nachzumachen.
Ehrliche Finder
Den kleinen Wörlitzer Schatz, der heutige Wert dürfte bei etwa 1 000 Euro liegen, gaben die ehrlichen Finder jedenfalls bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz ab. „Jetzt befindet er sich im Tresor,“ sagt Ingo Pfeifer von der Stiftung. „Vielleicht ist die Münze heruntergefallen und weg war sie“, spekuliert er. „Diese Goldmünze hat man nicht einfach so verloren“, sagt indes Bernd Kluge. Der Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin verweist auf ihren hohen Wert zur damaligen Zeit. Nun, Aufklärung wird es in diesem Fall wohl nicht geben.
Lesen Sie auf der nächsten Seite weitere Einzelheiten zu dem Fund.
Fest steht, dass das gut erhaltene Stück 1800 in Berlin geprägt worden ist. „Der Friedrichsd’or war seit 1750 die Hauptgoldmünze in Preußen, enthielt etwa sechs Gramm Gold und entsprach dem Wert von fünf Talern. 200 bis 300 Taler, also 40 bis 60 Friedrichsd’or, waren damals in Preußen schon ein recht gutes Jahresgehalt für einen ,normalen’ Beamten“, erklärt Münzen-Experte Kluge. Und Pfeifer ergänzt, dass man für einen Friedrichsd’or zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Kalb, ein Fohlen oder fünf Schafe hätte kaufen können. Bis 1855 wurde die Münze, die auch im kleinen Land Dessau-Anhalt ein durchaus gängiges Zahlungsmittel darstellte, geprägt.
Auf der Vorderseite des etwa 22 Millimeter Durchmesser aufweisenden Goldstücks ist das Brustbild des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. abgebildet. Auf der Rückseite kann man einen gekrönten Adler mit Zepter über Waffen sehen. Ganz unten befindet sich die Jahreszahl 1800, dazwischen das Münzzeichen A für Berlin. Ein außerordentlicher Fund, meint Pfeifer, insbesondere weil es nicht allzu oft vorkomme, dass in den Schlössern im Dessau-Wörlitzer Gartenreich historische Münzen oder Medaillen gefunden werden.
Coswiger Medaille
Er erinnert sich jedoch daran, dass ebenfalls im Gotischen Haus einmal eine Gedenkmedaille der Stadt Coswig aufgetaucht sei. Das Stück - neun Zentimeter im Durchmesser - trug die Jahreszahl 1937 und das Wappen der anhaltischen Stadt. Ansonsten werden im Gotischen Haus heute vor allem antike Münzen aus der Sammlung von Henriette Amalie von Anhalt-Dessau gezeigt. Und auch Fürst Franz besaß im Gotischen Haus eine Münz- und Medaillensammlung, die jedoch dort nicht mehr existiert. Die neue Goldmünze indes soll, sobald eine passende Ausstellung ansteht, Besuchern gezeigt werden. (mz)
