Friedhöfe Friedhöfe : Stadt befürchtet mehr Diebstähle an Gräbern

Wittenberg - Halloween, das Fest der makabren Scherze, war gerade vorüber, da flatterte der in einer anderen Stadt lebenden Tochter ein Schreiben der Friedhofsverwaltung ins Haus: Mit dem Grab der Mutter stimme etwas nicht, es sei von Unbekannten beschädigt worden. Am Ende war es doch nichts Schlimmes, aber zuvor das Erschrecken groß.
Delikte auf Friedhöfen, Diebstähle und Sachbeschädigungen an Gräbern, muten wohl für viele Menschen verwerflicher an als dieselben Taten anderswo. Fast so als würde man einem Blinden den Krückstock wegnehmen oder einem Kind das nagelneue Fahrrad. Mit Entsetzen und Abscheu wurde vor Jahresfrist in Wittenberg das Verschwinden frisch eingesetzter Pflanzen von einem Kindergrab registriert. Wer macht so was bloß?
Vereinzelte Fälle
In wenigen Wochen werden mit den traditionellen Totengedenktagen auch die Friedhöfe wieder stärker ins Blickfeld rücken. Es wird mehr Besuche geben - und mehr Grabschmuck. Und in dieser Zeit, so Edda Schumann aus Erfahrung, werde es wohl auch wieder so sein, dass Diebstähle zunähmen. Schumann ist die Verwalterin des größten Friedhofs in der Stadt Wittenberg, dem sogenannten Neuen Friedhof an der Dresdener Straße, der wie zwei weitere in der Lutherstadt zur Stadtkirchengemeinde gehört. Latent sei Blumenklau „immer ein Thema“ auf Friedhöfen, gegenwärtig sei es aber „toi, toi, toi, ein bisschen ruhig“. Auch Schumanns Kollegen in anderen Städten des Landkreises messen dem Problem gegenwärtig keine große Bedeutung zu. Derlei komme „vereinzelt“ vor, „in letzter Zeit“ aber nicht, sagt etwa der Zuständige fürs Friedhofswesen in der Jessener Stadtverwaltung, Gerald Kralisch. „Vielleicht einmal im Vierteljahr“ komme es vor, dass auf einem der Gräfenhainichener Friedhöfe Blumen oder Grablichter gestohlen würden, berichtet Liane Salamon von der dortigen Friedhofsverwaltung. Auch die Polizei in Wittenberg gibt Entwarnung. Solche Delikte seien ganz sicher „nicht die Masse“, so Sprecherin Cornelia Dieke, und es gebe auch keinen Schwerpunkt.
Dass Betroffene Diebstähle zur Anzeige bringen sollten, hatte die Polizeihauptkommissarin bereits in der Vergangenheit erklärt. Auch Gerald Kralisch wäre dies ein Anliegen: Es reiche nicht, sagt er, die Friedhofsverwaltung zu informieren, Angehörige müssten die Vorfälle vielmehr der Polizei melden - wohl wissend, dass die Angelegenheit leider zumeist „im Sande verläuft“.
Ohnehin ist das Verschwinden von Blumen und Lämpchen für so manche Friedhofsverwaltung wohl das kleinere Problem. Schon mehrfach mussten sie in Wittenberg Anzeige erstatten - und tun dies laut Schumann auch konsequent - weil eigene Fahrzeuge oder Werkzeuge gestohlen oder Gebäude aufgebrochen wurden. Als zuletzt vor etwa zwei Jahren ein Multicar verschwand, sei das nicht zum ersten Mal geschehen, berichtet die Verwalterin. Der Friedhof sei eben ruhig und groß und von der Straße nicht einsehbar, jetzt in der dunklen Jahreszeit erst recht. Während Liane Salamon in Gräfenhainichen zumindest in letzter Zeit keine Verluste oder Beschädigungen an städtischem Eigentum zu verzeichnen hatte, berichtet ihr Jessener Kollege Kralisch von einem kuriosen Fall aus dem Frühjahr: Da verschwand ein ganzes Friedhofseingangstor, im Ort Arnsdorf. Der oder die Täter hatten es wohl auf den Materialwert abgesehen.
Zeitnahe Ablage
Zurück zum gewöhnlichen Blumenklau. Auch wenn dieser derzeit nicht als Problem gesehen wird, so wollen sie es Langfingern in Wittenberg andererseits doch auch nicht zu leicht machen, Grabschmuck ist schließlich nicht ganz billig. Bei den Gräbern, die der Friedhof selbst in Pflege genommen hat, verfahren sie laut Edda Schumann so, dass sie die Gebinde erst ganz kurz vor den Gedenktagen auflegen.
(mz)