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Biosphärenreservat Freude über Nachwuchs der Flussseeschwalben bei Klieken

In einem Altarm der Elbe bei Klieken brüten Flussseeschwalben. Sie nutzen dazu künstliche Inseln, die dort errichtet wurden. Es ist eine Premiere.

Von Corinna Nitz Aktualisiert: 15.07.2021, 08:27
Zwei von vier künstlichen Brutinseln im südlichen Teil der Alten Elbe bei Klieken im Biosphärenreservat Mittelelbe
Zwei von vier künstlichen Brutinseln im südlichen Teil der Alten Elbe bei Klieken im Biosphärenreservat Mittelelbe (Foto: Thomas Klitzsch)

Klieken - Ihr Name ist ein bisschen irreführend, denn die Flussseeschwalbe ist weniger eine Verwandte der Schwalben, sondern eher der Möwen. An eine Schwalbe jedoch erinnert ihr gegabelter Schwanz. Ansonsten ist sie einfach ein bildschöner Vogel und eleganter Flieger, der, wie René Thiemann vom Biosphärenreservat Mittelelbe erklärt, zu den Langstreckenziehern gehört. Überwintert wird demnach in Westafrika, gebrütet aber hier und seit dieser Saison auch in einem Teil der alten Elbe Klieken.

Flussseeschwalbe
Flussseeschwalbe
(Foto: Thiemann)

Ganz schön pittoresk

Über den Bruterfolg, sagt Thiemann, freuen sie sich sehr. Bereits Ende 2017 hatte die Reservatsverwaltung im Rahmen eines Förderprogramms des Landesumweltministeriums vier Artenschutzinseln in dem Elbarm angelegt. Der Weg dorthin führt durch dichtes Grün und auf eine Brücke, dort tut sich zur Linken und zur Rechten das Gewässer auf. Dessen Anblick - hier gelbe Teichrosen, dort rosa Seerosen, viel Schilf - ist äußerst pittoresk. Weniger schön sind die Geräusche, die von der nahe gelegenen Autobahn herüberbranden. Am Horizont zu erkennen ist das alte Kraftwerk von Vockerode, ziemlich trutzig.

Bei den Artenschutzinseln handelt es sich genau genommen um künstliche Vogelschutznisthilfen. Nach Auskunft von Thiemann, der Biologe ist seit drei Jahren im Biosphärenreservat beschäftigt, sind Flussseeschwalben Kiesbankbrüter - und standorttreu. Das heißt, solange ihre bisherigen Brutstellen funktionierten, gab es keinen Grund, sich nach Alternativen umzuschauen. In diesem Frühjahr jedoch habe ein Hochwasser Kiesbänke am Fluss überspült.

Wie gut, dass die Vögel die neue Stelle bei Klieken gefunden haben. Insgesamt sind es - wahrscheinlich - sechs Paare. Auf der freien, nicht bewachsenen Insel haben sie fünf Jungvögel und zwei Nester mit je drei Eiern festgestellt, auf der bewachsenen Insel daneben ein Nest mit drei Eiern. Und dort, im Dickicht, sei zudem das Nest einer Reiherente.

Der Biologe René Thiemann beim Ortstermin in Klieken
Der Biologe René Thiemann beim Ortstermin in Klieken
(Foto: Thomas Klitzsch)

Was die Flussseeschwalben und ihren Nachwuchs betrifft, so sei der auf der kleinen Insel gut vor Fressfeinden geschützt. Mink und Waschbär leben den Angaben zufolge in der Gegend, sie kämen aber, selbst wenn sie das kleine Eiland erreichen, nicht über die Kieskante. Zudem sitzen die Küken in einer Art Nistmulde. Laut Thiemann sind die meisten Flussseeschwalben in küstennahen Gebieten anzutreffen, doch habe ihr Brutbestand auch in Sachsen-Anhalt zugenommen.

Ansonsten gelte die Art aber als gefährdet, was in der Vergangenheit stark mit dem Verlust von Brutplätzen zusammenhing. Wovon Flussseeschwalben insoweit hierzulande profitieren, das seien beispielsweise Bergbaufolgelandschaften, wenn also im Zuge von Renaturierungen Gewässer entstehen mit kleinen Inseln.

Interessantes Halbjahr

Eine Bruthilfe
Eine Bruthilfe
(Foto: Thiemann)

Auch über die erfreulichen Beobachtungen bei den Flussseeschwalben hinaus sei das erste Halbjahr 2021 aus ornithologischer Perspektive „interessant“ gewesen. Zum ersten Mal seit langem hat die Alte Elbe bei Bösewig wieder Wasser. Das tat, wie sich leicht denken lässt, besonders den Wasservögeln gut. Gesichtet haben sie bei ihren Beobachtungen im Landkreis Wittenberg zudem ein gutes Dutzend Schreiadler.

Und nachdem im vergangenen Jahr im Kreis erstmals Bienenfresser brüteten, konnte Thiemann zufolge in diesem Jahr bereits eine weitere Ansiedlung an der Stromelbe beobachtet werden. „Durchwachsen“ sei hingegen die Storchenbrut, wobei sie in Gallin ein Storchenpaar haben, das fünf Eier durchbringen konnte. Bemerkenswert!

Um Vögel wird sich übrigens bei dem 33-jährigen Biologen bald alles drehen, er wechselt noch in diesem Jahr zur Vogelschutzwarte Steckby. Zu seinen Aufgaben dort wird das Thema Vogelschutz und Energiewende gehören. Man müsse versuchen, das in Einklang zu bringen. Die Zeit im Biosphärenreservat Mittelelbe bezeichnet er als schön und abwechslungsreich sei die Beschäftigung mit dem Artenschutz. Insofern gilt: „Für Artenschutz kann man nie genug tun.“ (mz)