Forschungsprojekt Forschungsprojekt : Eine "coole Sache"

Wittenberg - Das Klappern der Metallbox findet Matthias Nebelung nicht so toll. Dafür ist ihm die Aufmerksamkeit der Passanten sicher, und eigentlich will er die ja auch. Matthias Nebelung ist seit September Testpilot des Projektes „Ich entlaste Städte“, für das 150 Lastenräder in ganz Deutschland unterwegs sind.
Auf das Projekt des Bundesumweltministeriums, das vom Institut für Verkehrsforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt umgesetzt wurde, hatte sich Matthias Nebelung kurzerhand beworben. Darin geht es vor allem darum, den innerstädtischen Wirtschaftsverkehr leise und umweltschonend abzuwickeln. „Nachhaltigkeit ist mir wichtig“, betont der Wittenberger. „Ich finde es schon merkwürdig, dass sich die Wittenberger über fehlende Parkplätze aufregen, aber nur selten ihr eigenes Handeln überdenken.“
Der 38-Jährige Nebelung bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Radfahrer. Da er in der Innenstadt wohnt und arbeitet, kann er das Lastenfahrrad dienstlich wie privat nutzen. Von den 23 verschiedenen Modellen in fünf Bauformen im Projekt hat er ein S-Pedelec erhalten, für das er den Mopedführerschein braucht. Das Rad mit der 70 mal 45 mal 45 Zentimeter großen Transportkiste für maximal 50 Kilo Zuladung kann dank Elektromotor bis zu 45 Kilometer pro Stunde schnell werden.
Dafür, dass er das Rad kostenlos testen kann, dokumentiert der Wittenberger die Nutzung. War er dienstlich oder privat unterwegs? War das Rad beladen? Würde er diese Fahrt wieder mit dem Lastenrad machen? Wer bei Matthias Nebelung anfragt, kann das Rad auch selbst testen. Etwa 20 Leute haben dies bereits getan, in den Rückmeldungen hieß es zumeist: „Coole Sache.“
Einige Unternehmen in Wittenberg haben bereits Lastenfahrräder angeschafft. Mittelfristig hofft Matthias Nebelung, dass es in der Stadt auch die Möglichkeit gibt, Lastenfahrräder auszuleihen. Vielleicht, so seine Idee, könnte es da eine Kooperation zwischen Super- und Baumärkten geben. Auch die Möglichkeit, Personen mit zweispurigen Lastenfahrrädern zu transportieren, findet Nebelung „total spannend“. Ausgestattet mit Sitzen statt einer Box können Kinder oder gehbehinderte Senioren auf Ausflüge mitgenommen werden.
Matthias Nebelung will selbst keinen Lastenrad-Verleih eröffnen. „Ich will Möglichkeiten aufzeigen, was man machen kann“, sagt er. Dafür fährt er gern mal klappernd übers Kopfsteinpflaster. Für sich bevorzugt er ein normales Lastenfahrrad: „Ich mag Elektrounterstützung gar nicht.“
››Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet. Kontakt zur Nutzung des Rades in Wittenberg ist möglich unter wittenbergerfahren.de
(mz)