Flugübung wird als «Attacke» empfunden
KROPSTÄDT/MZ. - Friedenthal ist eine frühere Mühle, ein kleiner Bach fließt heute noch vorbei, ein schönes Haus steht dort, das in seinem frischen Orange weithin strahlt. Vor dem Haus eine Pferdekoppel - die Idylle könnte schöner nicht sein. Selbst der Hubschrauber, der am Himmel herumschrabbelt, stört Andrea Hilbert kaum. Hier draußen, reichlich 500 Meter von der Bundesstraße 2 entfernt und in der Nähe von Wüstemark gelegen, ist sowieso jedes Geräusch weithin zu vernehmen. Erst als der Helikopter deutlich vernehmbar seine Kreise über dem Grundstück zieht, wird die junge Frau aufmerksam.
Drei Helikopter überm Haus
"Er zog seine Schleifen über dem Haus", berichtet Andrea Hilbert einige Tage später der MZ. Während sie das Geschehen beobachtet, kommt ein zweiter Helikopter, wenig später sind es drei. "Es waren grüne Militärhubschrauber", schildert sie die Situation. "Da habe ich Panik bekommen." Auch die Tiere auf ihrem Grundstück reagieren nicht anders. In aller Eile sucht sie ihre Fotokamera, um das für sie unerklärliche Geschehen zu dokumentieren. Die Bilder und die Filmsequenz, die schließlich entstehen, lassen ihre Aufgeregtheit erahnen, verwackelt, wie sie sind. Trotz der hastigen Suche nach der Kamera bekommt sie mit, wie aus einem Hubschrauber etwas abgeworfen wird. "Eine Rauchbombe oder Nebelgranate, so etwas", schlussfolgert sie, als sie der MZ von dem Geschehen berichtet. Schließlich beobachtet sie, wie ein Helikopter heruntergeht, auf der Wiese landet. Ganz genau kann Andrea Hilbert nicht mehr beobachten, was dort, knapp hinter dem Zaun der Pferdekoppel, genau passiert. Alsbald erhebt sich das Fluggerät wieder und alle drei Helikopter fliegen von dannen.
"Ich weiß nicht, wie viele es waren, ich habe nur die drei gesehen. Ich weiß auch nicht, was die da abgeworfen haben und ob das giftig ist für Pflanzen, Tiere oder Menschen." Die Bewohnerin der Mühle Friedenthal verständigt die Polizei. Beamte aus der Station Zahna kommen. Mit zum vermeintlichen Landeplatz wollten sich nicht gehen, "sie hatten nicht die richtigen Schuhe an, haben sie gesagt", erzählt Andrea Hilbert später. Sie hätte den Polizisten gern gezeigt, dass ein richtiger Pfad vom und zum Landeplatz des Helikopters führt, wo das Gras plattgetreten ist. Es könnte sein, dass hier Gruppen von Soldaten entlanggepirscht sind, bis in Hausnähe übrigens. Das kann allerdings nur eine Spekulation bleiben.
Die Polizei informiert sie später, dass die Bundeswehr Holzdorf tatsächlich eine Übung veranstaltet hat. Näheres erfährt sie nicht. Außer, dass der Rauch nicht gesundheitsschädlich sei. Auch Revierförster Tilo Arnold kann zur Aufklärung nichts beitragen. Seine Behörde sei von der Bundeswehrübung nicht in Kenntnis gesetzt worden. Ebenso wenig, wie der Waldbesitzer, Freiherr von Fürstenberg, den Arnold telefonisch erreicht. Und auch der Leiter der unteren Naturschutzbehörde, Dr. Gerhard Pfeiffer, staunt. "Normalerweise werden wir informiert. Selbst durch die obere Naturschutzbehörde beim Landesverwaltungsamt, wenn sie eine Übung genehmigt", antwortet Pfeiffer auf MZ-Nachfrage. Das sei in diesem Fall nicht geschehen.
Nicht genehmigungspflichtig
Dass die Bundeswehr bis zum 1. Juni verstärkt Übungsflüge durchführt, war in der Jessener MZ angekündigt. Klaus Hubmann, Pressesprecher der Lufttransportgruppe am Standort Holzdorf spricht in der Presseinformation an die Mitteldeutsche Zeitung am Montag von "einem taktisch erforderlichen, kurzzeitigen Aufsetzen zweier Hubschrauber". Dies sei "rechtlich ohne vorherige Zustimmung des Grundstückseigentümers bzw. der zuständigen Wehrbereichsverwaltung zulässig". Die "zur Orientierung und Markierung" eingesetzten zwei Rauchkörper seien "für Mensch und Tier gesundheitlich unbedenklich". Die Bundeswehr bedauere mit der Übung verbundene Irritationen unter der Bevölkerung. Weitere Übungen seien in diesem Areal absehbar nicht geplant.