Fest der Lieder Fest der Lieder: Viele Mitwirkende am Reformationstag erwartet

Wittenberg - Das derzeit jüngste Baby im Bereich Kirchenmusik an Wittenbergs Schlosskirche ist der Handglockenchor. Zum großen Fest der Lieder am Reformationstag nächste Woche wird das Ensemble als solches jedoch nicht in Erscheinung treten, dann haben die „Geburtstagskinder“ den Vortritt: die Schola Cantorum Adam Rener, der Gospelchor und das Bläserensemble.
Sie alle wurden vor zehn Jahren gegründet und was sie nun fürs Liederfest am 31. Oktober vorbereitet haben, verspricht großer Bahnhof mit rund 90 mitwirkenden Sängern und Instrumentalisten zu werden. Zusätzlich unterstützt werden sie von dem Erfurter Jazzpianisten Wolfgang Wollschläger. Und wie immer ist die Gemeinde auch zum Mitsingen eingeladen.
Bitte mit Saxofon
Die musikalische Leitung teilen sich die Schlosskirchenkantoren Sarah (Kammerchor) und Thomas Herzer (Gospelchor) mit Klaus Vogelsang (Bläser). Dessen Gruppe kommt für ein Kirchenensemble durchaus unkonventionell daher, denn unter den derzeit acht Mitgliedern sind drei, die Saxofon spielen. Vogelsangs Bläserensemble, daran erinnert er dieser Tage bei einem Treffen in der Sakristei der Schlosskirche, hat sich 2008 gar eine Gründungsurkunde gegönnt. Seither sind sie bei vielen Anlässen vor allem in der klassischen Kombination mit Orgel zu erleben.
Wollte man nun die drei Zehnjährigen vergleichen, könnte Sarah Herzers liturgischem Kammerchor der ernste Part zugewiesen werden. Klassische Chorliteratur „aller Jahrhunderte“ singen sie. Und: Herzer lässt bei Neuzugängen vorsingen. Um zu sehen, wie gut sie oder er vom Blatt lesen können, „aber auch zum Kennenlernen“, wie sie sagt. Vorgesungen werden muss in Thomas Herzers Gospelchor nicht unbedingt, dort wirken im Übrigen auch Sängerinnen und Sänger mit, welche nicht zwingend konfessionell gebunden sind, die aber Freude am gemeinsamen Gesang haben.
Zu den jüngeren Ensembles an der Schlosskirche Wittenberg gehört der ebenfalls von Sarah Herzer geleitete Handglockenchor. Seine Gründung geht auf das Jahr 2011 zurück, damals wurden den Wittenbergern die ersten Handglocken von einem Chor aus Redding in Kalifornien gestiftet. Der Chor war ehedem mit 16 Spielern in die Lutherstadt gekommen. Seitdem, so Herzer, selbst US-Amerikanerin, stand der Wunsch nach einem Gegenbesuch, der sich jetzt endlich erfüllen ließ.
Vom 1. bis 10. Oktober waren die Wittenberger in Kalifornien. Nachdem sie zunächst in San Francisco ein bisschen Sightseeing gemacht hatten, kamen sie in Redding in Gastfamilien unter. Herzer zufolge hatten sie täglich Proben und Workshops, aufgetreten sind sie im Gottesdienst. Vor allem hätten sie viel gelernt, das gelte für Fragen der Ensembleleitung ebenso wie für verschiedene Spieltechniken. „Ich habe viele Ideen mitgebracht“, sagt Sarah Herzer gegenüber der MZ.
Im Handglockenchor spielen derzeit zwölf Personen, mit Sarah Herzer 13. Diese erklärt die lange Wartezeit auf den jetzt erfolgten Gegenbesuch unter anderem mit anderen Terminen in der Vergangenheit. Zudem sei es aus finanziellen Gründen nicht möglich, mehr als eine große Fernreise pro Jahr zu unternehmen.
Und natürlich an der Gospelmusik. Dass dem so ist, können Zuhörer bei vielen Gelegenheiten erleben. Zuletzt haben sie ihr zehnjähriges Bestehen im September schon mal mit einem Festkonzert gefeiert. Mit der Gründung der drei verschiedenen Ensembles vor zehn Jahren sollte auch eine noch größere Vielfalt erreicht werden. Das Gute: Die Menschen, so Thomas Herzer, waren ja da.
Dass einige von ihnen noch in anderen Kontexten im Kirchenkreis singen oder Stadtkirchenmitglieder in der Schlosskirche, hat seinen Grund ebendort auch in der kleinen Gemeinde. Die zähle 130 Mitglieder, daraus hätte man wohl schlechterdings fast 100 Mitwirkende in den drei Ensembles gewinnen können. Diese Umstände, aber das nur nebenbei, können im Einzelfall zu einer gewissen Hektik führen, wenn etwa eine Chorsängerin nach dem Fest der Lieder in die Stadtkirche eilt, um in Joseph Haydns „Schöpfung“ unter der Leitung der dortigen Kantorin Heike Mross-Lamberti zu singen.
Was die Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten der Schola Cantorum Adam Rener, des Gospelchors und vom Bläserensemble in den vergangenen zehn Jahren zu vielen Gelegenheiten präsentiert haben, soll nun am 31. Oktober „gebündelt zum Klingen gebracht“ werden.
Grüße von Mahalia Jackson
In Aussicht gestellt werden Chorsätze, Auszüge einer Gospelmesse, Gesänge aus Amerika und Südafrika, Luther-Choräle, Bläserklänge mit Saxofonen, Jazz am Klavier und Klassik an der Orgel. Zudem sollen Texte über Musik, u. a. von Mahalia Jackson und Christa Reich, vorgetragen werden. Außerdem erklingt die Neuvertonung (von Wollschläger) des Luther-Chorals „Ein feste Burg“: im Gospelstil, als Kammerchorsatz und für Bläser bearbeitet.
Von einem „Best of von jeder Gruppe“ spricht Thomas Herzer. Hinsichtlich der Kapazität in der Schlosskirche zu diesem Fest der Lieder sagt er, 500 Besucher finden Platz - im Schiff und auf den Seitenemporen. Frühes Kommen sichert bekanntlich gute Plätze.
Das Fest der Lieder in der Schlosskirche Wittenberg am 31. Oktober beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt beträgt sieben Euro. Tickets gibt es u. a. an der Abendkasse sowie im Vorverkauf in der benachbarten Touristinformation. (mz)