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Ferien-Erlebnis-Pass  Ferien-Erlebnis-Pass : Gepflegt bei Tisch dank Knigge für Kinder

Von Karina Blüthgen 15.07.2019, 10:26
Kerstin Dähne vom Restaurant „Markt 9“ in Wittenberg bringt den Kindern spielerisch bei, wie man sich richtig bei Tisch verhält.
Kerstin Dähne vom Restaurant „Markt 9“ in Wittenberg bringt den Kindern spielerisch bei, wie man sich richtig bei Tisch verhält. Tony Rzehak

Wittenberg - Ein wenig aufgeregt sind sie schon, die sechs Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Zum ersten: Sie sitzen in einer Gaststätte am Tisch, um zu lernen. Zum zweiten: Ihre Eltern sind nicht mit dabei.

Mal ohne Erwachsene

Das Wittenberger Restaurant „Markt 9“ bietet „Knigge-Kurse für Kinder“ im Rahmen des Ferien-Erlebnis-Passes für die Stadt Wittenberg. Natürlich können sie alle längst mit Messer und Gabel essen. Aber so ganz ohne Erwachsene an einem extra für sie eingedeckten Tisch zu sitzen ist schon etwas anderes.

Restaurantfachkraft Kerstin Dähne macht sich am Sonnabend mit den Kindern bekannt, dann dürfen sie bestellen - wie die Erwachsenen. „Was möchtet ihr trinken?“, fragt Dähne und stellt Fassbrause, Apfelschorle und Wasser zur Wahl.

Dann geht es an die Speisekarte. Die Kinder dürfen wählen und ihre Bestellung aufgeben. Wo kommen die Hände hin und wo die Füße? Was für Besteck liegt auf dem Tisch? Wie isst man Nudeln? Und wo kommt eigentlich die Serviette hin? Die Mädchen und Jungen zeigen sich gut bewandert in Sachen Gaststätte.

Für die Kinder ist der Ferien-Erlebnis-Pass das reinste Entdeckerland. „Wir waren gerade bei der Berufsfeuerwehr und haben dort eine Führung gemacht“, berichtet Emil. „Und am Tag davor war ich im Kochkurs und habe Pizza gemacht.“ Hugo war ebenfalls im Kochkurs, auch das Planetarium hat er schon besucht. Alexander schwärmt noch von der Kekswelt von Wikana.

Rund 50 Angebote bietet der Ferien-Erlebnis-Pass, den die Wittenberger Touris-Information in diesem Jahr erstmals aufgelegt hat. Gut gefragt sind die Koch- und Knigge-Kurse sowie der Besuch des Planetariums. Für letzteres wurden sogar schon Zusatztermine vereinbart.

Nicht nur die Kinder, auch die Eltern sind begeistert, was die Kinder in den Ferien unternehmen können. „Das ist eine sehr schöne Idee“, findet Janine Pottel aus Wittenberg, deren Sohn am Knigge-Kurs teilnimmt. „Wir werden versuchen, es möglichst viel zu nutzen. Der Pass hat eine gute kulturelle Auswahl.“ Was ihr gefällt, ist der Rahmen, dass nämlich die Kinder einmal ganz ohne Erwachsene gemeinsam etwas erleben können.

„Es ist doch etwas anderes, wenn die Eltern etwas zum Benehmen bei Tisch sagen oder jemand anderes“, weiß Diana Kölling. Auch sie wird sich mit ihren Kindern bis zum Ferienende von einigen Angeboten inspirieren lassen. „Die Wikana-Kekswelt haben wir schon gesehen. Wir wollen noch ins Planetarium und eine Biber-Führung in Oranienbaum mitmachen.“

„Das Angebot des Ferienpasses läuft noch bis zum bundesweiten Ferienende Anfang September“, sagt Sophie Hentzsch, Auszubildende bei der Tourist-Info in Wittenberg. Somit haben auch Besucher mit Kindern aus anderen Bundesländern Gelegenheit, mit dem Pass die Stadt und ihre Besonderheiten zu erkunden. Einmalig kostet der Pass 5,90 Euro, für einige Angebote werden extra Kosten fällig. „Die Eltern tragen sich in die Anmeldeliste für die gewünschten Termine ein. Wir bearbeiten es dann und schicken eine Bestätigung zu.“

Mehr als 50 Programme beinhaltet die kleine Broschüre, von der historischen Führung durch die Altstadt über den Fachwerkbau bei der Stiftung Luthergedenkstätten, vom Entdecken der Street-Art in der Altstadt bis zum Fingerstricken, Badespaß und Paddel-Abenteuer.

Besteck als Signal

Den Kindern im Gaststätten-Knigge-Kurs haben Nudeln und Schnitzel gut gemundet. Kerstin Dähne zeigt ihnen, wie das Besteck liegen sollte, um dem Kellner zu signalisieren, dass man fertig ist. „Die Serviette faltet ihr zusammen und legt sie unter das Besteck auf den Teller“, sagt sie. „Wer den Rest des Essens eingepackt haben möchte, sagt es.“

Und schon ist eine Stunde um. Angelina und Lotta erzählen, dass sie den Bettenmach-Kurs in einem Hotel besuchen wollen. „Wir machen unsere Betten schon selbst“, fügen sie hinzu. Aber ein paar Tipps können offenbar nicht schaden. Die Eltern kommen, es gibt viel zu erzählen. Nur Kerstin Dähne staunt ein wenig. „So still wie diese Gruppe sind Kinder sonst selten“, weiß sie. (mz)