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Evangelische Gesamtschule Wittenberg Evangelische Gesamtschule Wittenberg: Wie eine Klasse beim Pilgern zusammenwächst

Von Rainer Schultz 26.09.2017, 18:00
Freude über Fotos von der Pilgertour
Freude über Fotos von der Pilgertour Thomas Klitzsch

Wittenberg - Eigentlich sollte schönes Wetter die Schüler der 7. Klasse der Evangelischen Gesamtschule Wittenberg auf ihrem Pilgerweg begleiten. Doch dann war es anders gekommen als gedacht.

Es beginnt mit regenverhangenem Himmel. Noch sind die 25 Jungen und Mädchen am Startort in Wallwitz guter Dinge. Der Lutherweg wurde auserkoren - passend zum Reformationsjubiläum. Spätestens seit Hape Kerkelings Erlebnissen auf dem Jakobsweg weiß jedoch ein jeder, Pilgern hat auch etwas mit Grenzerfahrungen zu tun. Dass dem so ist, das spüren die jungen Wanderer schon recht bald. Der Regen kennt keine Gnade.

„Auf das Wesentliche beschränken, einmal für drei Tage auf liebgewordene Dinge wie beispielsweise Handy verzichten, das kostet am Anfang einige Überwindung“, weiß Klassenlehrerin Antje Penk zu berichten. Dafür erleben alle eine Form der Gemeinschaft, die der Schulalltag nicht immer zu bieten vermag. Das Gepäck wird auf sechs Kilogramm begrenzt, was in etwa zehn Prozent des Körpergewichts entsprechen sollte.

Klasse auf Pilgertour: Zeit zum Nachdenken

Auf das einfache Leben reduzieren ist angesagt. Das Schöne in der Natur wieder entdecken. „Im Wald hatte ich viel Zeit zum Nachdenken“, beschreibt Arne seine Gedanken von unterwegs. Jonas lobt die gegenseitige Rücksichtnahme, die auch den Schwächeren nicht fallen ließ. „Dass wir immer als Mannschaft das Ziel erreicht haben, fand ich ganz toll.“

Schon weithin sichtbar taucht in der Halleschen Ebene der 250 Meter hohe Petersberg auf. Er wird zum ersten Anlaufpunkt für die jungen Pilger. Die dortige romanische Stiftskirche prägt den Gipfel des Berges auf besondere Weise. Man fühlt sich im Kircheninneren in die Zeit gregorianischer Gesänge versetzt.

Bruder Markus von der dortigen Christusbruderschaft bringt mit seiner Andacht allen den Sinn des Pilgerns etwas näher. Noch warten einige Tageskilometer auf die Gruppe. „Als wir das Ortseingangsschild Halle sahen, dachten wir, wir sind ja gleich am Ziel. Doch es folgten noch fünf Kilometer“, machte Jona später aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl.

Endlich, nach 20 Kilometern ist der erste Tag bewältigt. Körperlich geschafft finden alle in der Friedenskirche von Halle schnell zur Nachtruhe.

Die beiden pädagogischen Begleiter Silke Woitschig und Raphael Schmidt besitzen offenbar ein „Händchen“ dafür, wie man am nächsten Tag die „Pilger auf Zeit“ erneut motivieren kann. Gut gelaunt geht es über Stock und Stein. Auch diesmal sind 20 Kilometer angesagt mit dem Ziel Schochwitz.

In einer Kirche zu schlafen wird für Schüler zur Grenzerfahrung

Die Schuhe durchnässt, von der Kleidung ganz zu schweigen – so lässt sich „Tag zwei“ beschreiben. Einmal in einer Kirche schlafen – auch das wird eine Grenzerfahrung, zumindest für die Jungen. Die Mädchen nächtigen etwas bequemer im Pfarrhaus.

Zu den festen Ritualen zählen Morgen- und Abendandacht. Da ein jeder der Gruppe die Erlebnisse und Stationen festhalten möchte, werden Pilgerbuch und -pass wichtige Dokumente und erhalten am Ende einen Ehrenplatz.

Die Schlussetappe führt nach Höhnstedt. Von dort geht es per Bus und Bahn über Halle nach Wittenberg. „Schade, dass am Sonnabend bereits alles endete“, bedauert Erik Lutzmann aus Pretzsch nach drei gemeinsamen Tagen, als 60 anstrengende Pilgerkilometer absolviert sind.

Viele Erlebnisse und die Erkenntnis „gemeinsam sind wir stark“, bleiben. Das alles prägt die Jungen und Mädchen auf ihrer nicht alltäglichen Tour „Auf Luthers Spuren“. Die Klasse wuchs zusammen.

(mz)