Lucas-Cranach-Preis Es gibt es vier neue Preisträger: Eva Löber, Gerd Gruber, Marco Glaß und Burkhard Müller
Was die Ausgezeichneten dazu sagen und wie sie sich fühlen.

Wittenberg/MZ - Eilig hat es die Stadt nicht mit der offiziellen Pressemitteilung. Erst zwei Tage nach Kür der Cranachpreisträger am Mittwochabend im Stadtrat (die MZ berichtete) liegen der Öffentlichkeit die Begründungen für die vier Entscheidungen schriftlich vor. Der Freude der Ausgezeichneten tut dies freilich keinen Abbruch. Eva Löber, Gerd Gruber, Marco Glaß und Burkhard Müller, so heißen die Träger des Lucas-Cranach-Preises 2022, zeigten sich gegenüber der MZ sämtlich hocherfreut über die Würdigung ihres Engagements für Wittenberg. Und darum geht es ja: Menschen auszuzeichnen, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwesen bemühen. Die vier Genannten sind der siebte Jahrgang des 2016 erstmals vergebenen neuen Lucas-Cranach-Preises.
Elf Personen hatte die Jury zur Auswahl, wobei dem Aufruf, Vorschläge zu machen, mehr Wittenberger gefolgt waren; es gab Doppelnennungen. Das gesamte Bewerberfeld ist nicht bekannt, die Sache war auch diesmal geheim. Entschieden haben die Stadträte - und sich dem Vernehmen nach mit der Kür nicht schwergetan.

Nicht nur an Geschäft denken
Keine Berührungsängste gegenüber der Wirtschaft hatte die Lutherstadt bereits 2019 mit der Vergabe an das innovative Unternehmen Tesvolt gezeigt. Dennoch wird Burkhard Müller, Bauunternehmer und örtlicher Partner von „Town & Country“, in der Kategorie „Impulse für die Stadt“ nicht für das Errichten von Eigenheimen ausgezeichnet, sondern für sein „überdurchschnittliches“ Engagement bei der Förderung von Vereinen und Institutionen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Und so möchte er das auch verstanden wissen: Er mache das „nicht wegen Kommerz“, so der 70-jährige Wittenberger, der drei Betriebe hat und ehrenamtlich als Botschafter der „Town & Country“-Stiftung unterwegs ist. Die Jury: „Mit Engagement, Empathie und Spenden trägt er zum Funktionieren des städtischen Zusammenlebens bei.“
Durch den Preis fühle er sich „bestätigt“ in seinem sozialen Engagement, so Müller, der pro Jahr in der Region zwischen 90 und 100 Häuser errichtet. Gerade entwickele man ein großes Baugebiet am Teucheler Weg.

Nicht groß vorstellen muss man den Wittenbergern Eva Löber, die als langjährige Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung freilich erst in den Ruhestand gehen musste, um den Preis zu bekommen. Untrennbar mit ihrem Namen verbunden ist die Rettung der Cranach-Höfe seit den späten 1980ern. „Aus den vernachlässigten Höfen entstanden prosperierende Orte der Kunst, der Kultur, des Handwerks und der Begegnung“, lobt die Jury, die Löber „Hartnäckigkeit“ aber auch „Fairness“ bescheinigt. „Ich fühle mich ,übergeehrt’“, so Löber über ihre Auszeichnung in der Kategorie „Kunst und Kultur“, aber es sei gut, auch „in der eigenen Stadt“ gewürdigt zu werden - Eva Löber hat gerade eine „riesengroße Auszeichnung“ bekommen, den Karl-Friedrich-Schinkel-Ring des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz. Erfolg, so Löber, sei aber „immer nur mit anderen Menschen zusammen“ möglich.
Auch Marco Glaß ist vielen Wittenbergern ein Begriff: Mit seinem Verein „Projektschmiede Wittenberg“ denkt er sich immer wieder Angebote für junge Leute und Familien aus. Da sind die Eisbahn im Amselgrund, der Handicap-Day oder der Weihnachtskalender für den guten Zweck. Corona- oder wetterbedingt fand zuletzt einiges nicht statt, die Eisbahn aber soll es in diesem Winter wieder geben und im nächsten Jahr auch den Handicap-Day.

Er habe geradezu eine „Gänsehaut bekommen“, als am Donnerstag der Anruf der Stadt kam, sagt Glaß. Der Preis sei „etwas Besonderes“ und dass er ihn nicht nur für sich sondern „stellvertretend für viele, die ein Ehrenamt“ ausüben, annimmt, das werde er so auch bei der Preisverleihung sagen. „Stark verwurzelt“ in Wittenberg will der knapp 51-Jährige, der hauptberuflich einen Betreuungsdienst betreibt, auch weiterhin „machen“, nicht maulen. Denn ohne Ehrenamt funktioniere eine Gesellschaft einfach nicht.
Kunst - und Geschichte
Und schließlich ist da Gerd Gruber. Der Wittenberger Kunstsammler bekommt den Lucas-Cranach-Preis in der vierten Kategorie, als „Sonderpreis“, den es erst seit 2018 gibt, und man wird niemandem nicht zu nahe treten, wenn man sagt, dass er und seine Schätze schon längst eine derartige Würdigung verdient hätten. Seine Sammlung mit den Schwerpunkten Kunst der 1920er und insbesondere „Antifaschistische Kunst 1933 bis 1945“ gilt als einzigartig weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Und er lässt die Öffentlichkeit daran teilhaben, drei Ausstellungen gab es zuletzt allein im noch jungen „Kunst.Wittenberg“ des Alten Rathauses.

Insgesamt war Gruber im In- und Ausland bereits an mehr als 130 Ausstellungen beteiligt - seine Sammlung ist seitens der Bundesrepublik als „national wertvolles Kulturgut“ eingestuft. „Ich empfinde das als große Ehre“, kommentierte Gerd Gruber jetzt den Lucas-Cranach-Preis für sich. Kleine Pause. „Ich hab’ auch eine ganze Menge getan.“
Am 14. Januar werden die vier frisch gekürten Preisträger die Auszeichnung entgegennehmen beim Neujahrsempfang der Stadt Wittenberg. Eine Besonderheit wird sein, dass erst dann auch der Vorgänger-Jahrgang geehrt wird. 2021 vereitelte Corona den gesamten Empfang.