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Erlebnisnacht  Erlebnisnacht Wittenberg: Mehr als 1.000 Gäste bei Funkenflug und Regenschirm

Von Andreas Hübner 21.08.2016, 18:53
Straßenszene bei der Erlebnisnacht in Wittenberg.
Straßenszene bei der Erlebnisnacht in Wittenberg. Dix

Wittenberg - Es hätte in keiner Weise besser inszeniert werden können. Als Samstagnacht immer mehr Menschen aus der verregneten Wittenberger Altstadt zum Neuen Rathaus strömten, um als großes Highlight der diesjährigen Erlebnisnacht das abschließende Musikfeuerwerk zu bewundern, hätte kein anderer Song besser passen können. Mit den ersten in unterschiedlichsten Farben explodierenden Raketen am Himmel erklang Adeles Welthit „Set fire to the rain“.

Wegen des starken Regens am späten Nachmittag waren zu Beginn die Flaniermeilen in der Innenstadt zunächst nur spärlich besucht. Felix Wohlfahrt konnte sich über mangelndes Interesse an seinem ersten Auftritt in der Stadtbibliothek allerdings nicht beschweren. Vollbesetzte Sitzreihen vor ihm und unzählige Stehplätze zwischen den Bücherregalen ließen den 25-jährigen Close-up-Zauberer schon zu Beginn des Abends zur Hochform auflaufen.

Trotz des Regens jede Menge los

So verblüffte er sein Publikum zum Beispiel mit einem Fünf-Euro-Schein, den er vor den Augen der Zuschauer extrem klein zusammenfaltete, um ihn beim wieder aufklappen in einen Fünfzig-Euro-Schein zu verwandeln.

Beeindruckend auch sein Spiel mit Münzen, bei dem der Potsdamer in ganz eigener lustig charmanter Art die Gedanken bestimmter Zuschauer tatsächlich zu lesen schien.

Schon kurz vor 20 Uhr, als der Regen immer mehr nachgelassen hatte, füllten sich dann auch die vielen Cafés, Bars und der Marktplatz, auf dem ein ganz besonderer, riesengroßer Besucher sein Unwesen trieb, immer mehr.

Das Symbol der Wittenberger Erlebnisnacht gab sich in seinem knallig roten Kostüm und freilich auf Stelzen die Ehre. Der Feuervogel, in diesem Jahr durch Vitor Garcia de Almeida verkörpert, forderte jugendliche Besucher immer wieder zum Selfie auf, was für viel Spaß und Gelächter unter den Passanten sorgte.

Wittenberger machen Künstlern Spaß

Nicht weit davon entfernt hatte „Herr Niels“ gegen 22 Uhr dann bereits zum dritten und nicht zum letzten Mal überzogen. „25 Minuten sind echt kurz“, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung.

„Das macht so einen Bock mit diesem Wittenberger Publikum“, lobte der Hannoveraner Stand-up-Comedian sofort die Besucher. Kein Wunder, denn der große Saal im Alten Rathaus war bei allen vier seiner Auftritte restlos überfüllt, so dass Einige sogar vom Flur aus zuschauten.

Gelohnt hat sich das allemal, denn Niels Weberling sorgte mit seinen Slow-Motion-Bewegungen und Grimassen für Superstimmung. „Das ist eine Mischung aus Bewegungsillusion und Stand-up Comedy“, beschreibt er seine unterhaltsame Show, „man nennt es Visual Comedy.“

Jedes Mal, wenn Herr Niels einen Luftballon schwer wie eine Bowlingkugel erschienen ließ oder schlichtweg die Schwerkraft überlistete, indem er sich auf eine nicht existierende Theke stützte, wurde er von den Gästen mit teilweise tobendem Applaus belohnt.

Eine andere Seite von Wittenberg kennenlernen

„Jedes einzelne Publikum war heute Abend anders“, zog Christoph Reuter um Mitternacht sein erstes eigenes Fazit, „die haben alle an anderen Stellen gelacht.“

Zum fünften Male an diesem Abend hatte der Dessauer Kabarettkünstler sein Publikum mit seinem ironischen Programm „Alle sind musikalisch (außer manche)“ im ebenfalls immer komplett überfüllten Katharinensaal begeistert und zumindest bewiesen, dass Musik in allererster Linie im Kopf passiert.

Denn wann immer er eine Melodie anstimmte, konnte der größte Teil des Publikums die Stücke summend oder singend vollenden und selbst auf dem Klavier komplett falsch gespielte Melodien auf diese Art identifizieren.

Der eingangs bereits erwähnte Song „Set fire to the rain“ schien prinzipiell sogar im doppelten Sinne perfekt zu sein. Denn zum einen hatten die Einheimischen und viele hundert auswertige Besucher fünf Stunden lang dem Regen getrotzt und zum anderen hatten sie eine unbekannte Seite der Lutherstadt kennengelernt. Denn die britische Sängerin singt ja schließlich auch: „Aber da ist eine Seite an Dir, die ich nie kannte.“

Positive Bilanz trotz Regenwetter

Die diesjährige Wittenberger Erlebnisnacht am vergangenen Sonnabend markierte die 14. Auflage des von der „Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH“ organisierten Events und wird in jedem Falle als eine verregnete Version in Erinnerung bleiben.

Trotzdem nutzten weit über 1.000 Besucher die Möglichkeit, „ungewöhnliche Dinge, an ungewöhnlichen Orten, zu ungewöhnlichen Zeiten“ zu erleben und somit fällt das erste Fazit von Projektmanagerin Nadine Louzek trotzdem recht positiv aus.

„Die Leute, die sich auf den Weg gemacht hatten, haben alle richtig toll mitgemacht und gute Stimmung verbreitet“, sagte sie der MZ. Unterhalten wurden die Besucher von etwa 70 verschiedenen Künstlern an über 20 Orten im gesamten Gebiet der Wittenberger Altstadt. Nahezu an jeder Ecke und natürlich auf jedem der historischen Höfe wurde mit Kunstdarbietungen und unterschiedlichster Livemusik aufgewartet.

„Gemessen am Wetter, was wir beschert bekommen haben, waren wir alle doch sehr begeistert, wie viele Menschen trotzdem unterwegs waren“, freute sich Louzek.

(mz)