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Erfindung junger Ingenieure Erfindung junger Ingenieure: Ein Knick in der Anhängerdeichsel

Von Markus WAgner 26.08.2013, 07:56
Selten sieht man nach einem Unfall so fröhliche Gesichter: Die vier Erfinder der Knickdeichsel nach einem erfolgreichen Crash-Versuch
Selten sieht man nach einem Unfall so fröhliche Gesichter: Die vier Erfinder der Knickdeichsel nach einem erfolgreichen Crash-Versuch Manuel Cech Lizenz

Wittenberg/MZ - „Man muss erst einmal draufkommen“, sagt Manuel Cech, „das ist einfach so“. Und das gilt auch für die Erfindung, die der Wittenberger Fahrzeugbauingenieur vor drei Jahren mit Kommilitonen an der Berliner Hochschule für Technik und Wissen gemacht hat: Eine Anhängerdeichsel, die sich bei einem Unfall nicht mehr ins Fahrzeug bohrt.

Im Prinzip ein V

Im Prinzip ist es ein Knick in der Deichsel. Der sorgt - ausgestattet mit einer Soll-Bruchstelle - dass sich der Hänger bei einem Unfall unters Auto schiebt. Die Deichsel wird nicht mehr zum Speer, der im ungünstigen Falle selbst die Rücksitzlehne durchstoßen kann. Cech und seine Freunde Stephan Rudolph, Norman Steinke und Robert Breitfeld hatten die Aufgabenstellung von ihrem Professor bekommen. „Die Belegarbeit war ziemlich kurz“, sagt Cech. Eine gute Note gab es trotzdem. Denn den Ansatz der drei - so simpel er auch zu sein erscheint - ist wirkungsvoll. So wirkungsvoll, dass sich die vier entschlossen haben, ihre Idee auf den Markt zu bringen. „Wir suchen nach wie vor eine Firma, die sich dafür interessiert“, sagt Cech. Ein Gebrauchsmuster haben die vier bereits eintragen lassen, das Patent ist in München angemeldet und wird derzeit bearbeitet.

Dass durchaus Bedarf besteht, sieht man allein an den Zahlen. 711 mal war ein Anhänger beteiligt, als die Polizei 2008 in Deutschland Verletzte registrierte. Neun Personen starben bei solchen Unfällen, 135 wurden schwer verletzt. Zum Vergleich: Insgesamt waren 2008 338 000 Verletzte registriert worden. Und doch schaut man plötzlich ganz anders auf die kleinen Anhängsel. Cech ging es in der vergangenen Woche auch so. Er passierte bei Mühlanger eine Unfall, in den auch ein Hänger verwickelt war.

Geeignet, sagt der Mann, der inzwischen bei einer Dessauer Fahrzeugbaufirma arbeitet, sei der Knick für alle Hänger. „Es kommt immer nur auf die Parameter an.“ Stoff genug, um sich mit der Knickdeichsel noch ein paar Jahre zu beschäftigen. Cech würde dann auch am liebsten nicht nur das Patent verkaufen, sondern an der Entwicklung mitarbeiten. Wie lang müssen die Schenkel sein, damit der Knick im richtigen Zeitpunkt funktioniert? Wie robust muss die Konstruktion sein? Wie bekommt man das ganze in eine noch kleinere Form? Alles Fragen, die sich am Besten auf einem Prüfstand klären ließen. „Den selber zu bauen, wäre zu teuer“, sagt Cech.

Es könnte Standard werden

So aber könnte aus dem Knick fürs Hängerchen ein System werden, das für nahezu alles, was hinter Fahrzeugen hergezogen wird, zur Pflicht wird. Wohnwagen ließen sich damit ausstatten, Bootsanhänger und selbst welche mit eigenen Bremse. „Die Bremse kann gar nicht verhindern, dass der Hänger bei einem Unfall ins Fahrzeug kracht“, sagt Cech. Das Potenzial für die Pflicht sei jedenfalls da. Würde der Knick für den Massenmarkt produziert, hielten sich die Kosten sicher in Grenzen, der Sicherheitsgewinn dagegen wäre - bei null Aufwand für die Fahrer - recht groß. Doch erst einmal muss das Patentamt sein Placet geben. „Im Nachhinein ist es uns klar, dass es einfach so lange dauert“, meint Cech. Darauf sind sie auch alleine gekommen.

Anhänger-Kupplung mit Knick, entwickelt von Manuel Cech aus Wittenberg und drei Kommilitonen
Anhänger-Kupplung mit Knick, entwickelt von Manuel Cech aus Wittenberg und drei Kommilitonen
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