Entwicklung in Wittenberg Entwicklung in Wittenberg: Stadt sieht sich auf gutem Weg

Wittenberg - Das war beileibe kein Selbstläufer. Mit niedrigen einstelligen Werten liegt die Lutherstadt Wittenberg beim Wohnungsleerstand heute deutlich unter dem Durchschnitt von Sachsen-Anhalt. Auf etwa vier bis fünf Prozent kommen laut Wiwog-Geschäftsführer Rando Gießmann die beiden Großvermieter Wiwog, das kommunale Wohnungsunternehmen, und WBG, die örtliche Genossenschaft - das ist nicht einmal die Hälfte des Landesdurchschnitts.
Dass dieser gute Wert auch durch Abriss erreicht wurde, versteht sich: Laut WBG-Geschäftsführerin Antje Bitter wurden im Wittenberger Norden, dem alten DDR-Neubaugebiet, von beiden Vermietern zusammen rund 2.200 Wohnungen vom Markt genommen.
Abriss ist freilich nicht das einzige und natürlich nicht einmal das wichtigste Instrument von Stadtentwicklung. „Wir wussten alle nicht, was uns erwartet“, erinnert sich Stadtplanerin Margitta Müller an die frühen 90er Jahre. Gerade gab es noch die Wohnungsvergabe-Kommission, bald aber wollte niemand mehr hinziehen in die Blöcke des Wohngebiets „Trajuhnscher Bach/Lerchenberg“.
Bis 2003 war dort die Leerstandsquote auf erschreckende 29 Prozent angestiegen. Im selben Jahr wurde - auf der Basis des ab 1993 erarbeiteten Stadtentwicklungskonzepts - ein Stadtumbau-Management eingerichtet. „Wir sind froh, dass wir die Partner Wiwog und WBG hatten“, so Müller - immerhin im Kern Konkurrenten.
Gemeinsam sei es gelungen, einen „erfolgreichen Umbauprozess“ (Gießmann) in Gang zu setzen. Die gemeinsame Entwicklung eines neuen Wohngebiets im Bereich Lerchenberg gilt als herausragendes Beispiel dieser Kooperation. „Es ist fast vollständig und gut nachgefragt“, so Müller. Wobei sich anders als zunächst vorgesehen der Bungalow als Wohnform der Wahl herausgestellt hat - eine direkte Folge der demografischen Entwicklung: Wer alt ist, steigt nicht mehr gerne Treppen.
Abriss ist Wiwog-Geschäftsführer Gießmann zufolge jedenfalls schon lange kein Thema mehr in Wittenberg und ganz Ostdeutschland, im Westen, dort wo der strukturschwach ist, schon. Dass die Wohnungsunternehmen im Osten weiter Altschulden abzuzahlen haben - auch für lange abgerissene Objekte - bleibt eine Belastung, die nur durch die Politik zu lösen wäre.
Vor wenigen Wochen erst hat es erneut Fördermittel für die Weiterentwicklung des einstigen Wittenberger Sorgenkinds „Neubaugebiet“ gegeben.
Damit soll 2018, unter anderem, auch das Quartiersmanagement verbessert werden; die vom Internationalen Bund (IB) betriebene Anlaufstelle für die Kiezbewohner befindet sich in der Straße der Völkerfreundschaft. Baumaßnahmen, an der Kita „Struppis Rappelkiste“ und an der Haberlandstraße, sind für dieses Jahr ebenfalls geplant.
In Wittenberg gibt es derzeit laut Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) vier offizielle Stadtumbau-Gebiete, das sind, neben Lerchenberg-Trajuhnscher Bach, die Altstadt, Kleinwittenberg und das Lindenfeld (Gründerzeitviertel). Letzteres wartet laut Stadtplanerin Müller aber noch auf Fördermittel. Zugehör erneuerte am Freitag bei der Pressekonferenz zur Entwicklung im alten Neubaugebiet seinen Appell an die Wittenberger, sich bei der begonnenen „Zukunftskonferenz“ einzubringen. (mz)