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Kirche in der Lutherstadt Entwickeln und vernetzen: Was Anne Brisgen in Wittenberg plant

Theologin aus Jena ist neue Pfarrerin der EKD an der Wittenberger Schlosskirche. Welche Ziele sie verfolgt und wo in der Stadt ihr zweiter Wirkungsort ist.

Von Corinna Nitz 16.06.2024, 10:57
Neu in der Lutherstadt: Anne Brisgen ist als Pfarrerin der EKD an der Schlosskirche tätig und darüber hinaus  theologische Referentin am Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur in Wittenberg.
Neu in der Lutherstadt: Anne Brisgen ist als Pfarrerin der EKD an der Schlosskirche tätig und darüber hinaus theologische Referentin am Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur in Wittenberg. (Foto: Corinna Nitz)

Wittenberg/MZ. - Anne Brisgen ist neue Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an der Schlosskirche Wittenberg, doch die Theologin beim MZ-Termin zusammen mit der Schlosskirche vor die Kamera zu bekommen ist nicht leicht. An diesem 13. Juni läuft der Aufbau von „Luthers Hochzeit“ auf Hochtouren. Wohin man auch geht, überall verstellen Wagen, Transporter, Buden Blick und Perspektive. Die Rettung naht auf dem Dach des Schlosses, wo der Nachbar, das Predigerseminar, über kleine Patios verfügt. Im Hintergrund ragt der Schlosskirchenturm auf. Ein feste Burg... Bitte recht freundlich.

Geschickt verwoben

In ihr Amt eingeführt wurde Brisgen, die aus Jena kommt, Pfingstmontag. „Reformation in Pink“, so titelte danach ein Beitrag in der Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ über den Einführungsgottesdienst. Die Farbe war kein Irrtum, sondern ein Hinweis auf Brisgens Predigt, die darin natürlich Bezug nahm zum Text des Tages aus dem Epheserbrief, das Ganze aber geschickt verwoben hat mit dem Lied „Zukunft Pink“ von Peter Fox.

Ums Predigen geht es auch im EKD-Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur in Wittenberg. Es ist in der Stadt Brisgens zweiter Wirkungsort, sie ist dort seit Februar als theologische Referentin unter anderem für Qualität im Gottesdienst und neue liturgische Formen tätig. Das Zentrum coacht Pfarrerinnen und Pfarrer. Es geht da beispielsweise um Predigttexte und die Frage, ob die gedachte Intention mit dem geschriebenen Wort korrespondiert. Wahrscheinlich kann man da als Pfarrer einiges falsch machen, ebenso in der Art, wie man sich präsentiert und spricht – und dann hören die Leute nicht mehr so gut zu oder fühlen sich womöglich gar nicht angesprochen.

Schlosskirche Wittenberg: Der Ort ist von hohem symbolischen Wert.
Schlosskirche Wittenberg: Der Ort ist von hohem symbolischen Wert.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Ortswechsel. In der Sakristei der Schlosskirche spricht Anne Brisgen über das, was vor ihr liegt. Es geht um die Schlosskirche, an der Martin Luther 1517 seine Thesen gegen die Praxis des Ablasshandels veröffentlicht hat. Die Schlosskirche war auch Universitätskirche und sie ist bis heute Ausbildungskirche für das Evangelische Predigerseminar in Wittenberg. Der Ort, sagt Anne Brisgen, ist von hohem symbolischen Wert. Gleichzeitig ist er Heimat einer kleinen Gemeinde. Das ist vielleicht auch das Spannungsfeld, da die historische Aufladung und das touristische Interesse, dort der Alltag der Menschen, die hier leben.

Zentrum soll umziehen

Zu ihren Aufgaben im neuen Amt zählt Brisgen, die 1980 in Eisenach geboren wurde, in Jena, Marburg, Wien und Göttingen studierte, die zuletzt Schulpfarrerin in Jena war und selbst drei Kinder hat, einerseits, die EKD in Wittenberg zu repräsentieren. In der Schlosskirche, deren Eigentümerin die EKD ist, wird sie auch predigen und Ansprechpartner für die Gemeinde sein. Auch jenseits der Gemeinde sollen Menschen, von denen bekanntlich nicht wenige Kirche und Religion eher fernstehen, Kirche „als nahbar erfahren“. Eine weitere Aufgabe sei die Arbeit an der Vernetzung: mit kirchlichen und städtischen Akteuren, dito mit touristischen. Und dann geht es auch um die Entwicklung des Ortes rund um die Schlosskirche, den gerade das Stadtfest mit Leben füllt und der ansonsten recht still sein kann. Anne Brisgen möchte ihn zu einem „evangelischen Campus“ machen. Das Predigerseminar ist längst da, demnächst soll das Predigtzentrum dazu kommen, dessen Umzug vom Cranach-Hof ins Bourbeck-Haus Brisgen ankündigt.

Gemeinde besteht seit 75 Jahren

Am 25. August 2024 feiert die Schlosskirchengemeinde Wittenberg ihr 75-jähriges Bestehen. Dazu kündigt Pfarrerin Anne Brisgen einen Festgottesdienst sowie ein Gemeindefest an. Mit der Gründung 1949 sollte auch einer Musealisierung der Kirche entgegengewirkt werden. Im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 war die zum Unesco-Welterbe gehörende Kirche saniert und im Jahr 2016 wiedereingeweiht worden.