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Einweihung bei DLRG Wittenberg Einweihung bei DLRG Wittenberg: Mit schönster Elbterrasse

Von Karina Blüthgen 01.10.2018, 12:10
Das Band ist durchschnitten, das neue Haus der DLRG in Wittenberg offiziell seiner Bestimmung übergeben. Am Samstagnachmittag stand das Haus allen Neugierigen zur Besichtigung offen.
Das Band ist durchschnitten, das neue Haus der DLRG in Wittenberg offiziell seiner Bestimmung übergeben. Am Samstagnachmittag stand das Haus allen Neugierigen zur Besichtigung offen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Es war immer mein Traum, einmal ein rotes Band durchzuschneiden.“ Alexander Kölling strahlt, als er endlich zur Schere greifen kann. Der erste Vorsitzende der Ortsgruppe Wittenberg der DLRG macht einen Schnitt, die Rolltore gehen auf. Für einen Moment ist die Mühsal über fünf Jahre, die Flut an Anträgen, Suche nach Fördermittelgebern, Stunden bei Baubesprechungen - und alles ehrenamtlich neben dem Job und der Familie - vergessen.

Es ist ein zweckmäßiges Haus mit der Aufschrift „Wasserrettungs-Zentrum Mittel-Elbe“, das da entstanden ist. Neben der großen Garage für das Equipment gibt es Sanitär- und Umkleideräume sowie Platz für Schulungen. „Um eins beneide ich euch, ihr habt die schönste Elbterrasse einer DLRG-Ortsgruppe in Sachsen-Anhalt“, schwärmt Holger Hövelmann, DLRG-Landespräsident, bei der Einweihung.

Über Jahre Stress

In der Tat ist der Blick über den Fluss, der derzeit so harmlos daherkommt, atemberaubend, zumal bei einem so schönen Wetter wie am Sonnabend. Hövelmann erinnert sich aber auch an den Stress der vergangenen Monate und Jahre. „Wenn morgens das Telefon klingelte und ich gesehen habe, dass Alexander Kölling dran war, wusste ich nie: Geht der Tag nun gut weiter oder hast du jetzt ein neues Problem. Da überlegt man schon mal, ob man überhaupt rangeht.“

1996 ist die Ortsgruppe Wittenberg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit elf Mitgliedern gegründet worden. Inzwischen sind es 150 Mitglieder, davon 44 Einsatzkräfte im Katastrophenschutz. 2013, während die Mitglieder in Elster im Einsatz waren, unterspülte das Elbehochwasser das Vereinshaus in der Dresdener Straße. Der Vorsitzende Alexander Kölling fand im Ingenieurbüro Graichen einen Mitstreiter, der den Bau bis zur Einweihung am Sonnabend begleitet hat und bis zur Schlussrechnung begleiten wird. Rund 1,34 Millionen Euro wurden in den Neubau gesteckt, alle 18 beteiligten Firmen kamen aus dem Landkreis Wittenberg.

Bis zum Freitag wurde von mehreren Firmen noch fleißig gearbeitet, um das Außengelände schick zu machen. Alexander Kölling dankt den Nachbarn, dem Marineklub sowie Heiko Machatzke mit Familie dafür, dass sie Baulärm und -dreck ertragen haben. Und er dankt Michael Graichen, dass sich dieser mit seinem Ingenieurbüro in das Abenteuer gestürzt habe. „Ich hatte vorher zwei Meinungen eingeholt. Einer gab eine Ferndiagnose per Telefon, der andere sah großes Potenzial - in Form von Geld.“

Um letzteres ging es vor den Bauarbeiten zuerst recht intensiv. Vor der Förderung habe geklärt werden müssen: „Sind wir eine Sportstätte oder gehören wir zum Katastrophenschutz?“

„Wir wünschen dem Objekt viele Jahre der Nutzung. Und dass es keine Rückforderung von Mitteln gibt“, greift Uwe Loos, Präsident des Kreissportbundes, ein aktuelles Thema auf. Er hoffe auf weitere gute Zusammenarbeit. Dass es gut weitergeht, daran hat auch Holger Hövelmann Interesse. „Dass das, was ihr an Hardware habt, auch mit genügend Frauen und Männern untersetzt ist“, ist sein Wunsch.

Staffelstab geht weiter

Denn natürlich hat es sich herumgesprochen, dass der 31-jährige Alexander Kölling bei der nächsten Vorstandswahl im Oktober nicht wieder antritt. „Komisch, dass so ein junger Spund bereits den Staffelstab weitergibt“, findet Uwe Loos.

Da weiß er noch nicht, dass Kölling als Vorschlag für den neuen Vorstand Antonia Leszczenski ins Gespräch bringen wird. Die junge Frau, die bei der Einweihung des Hauses die Sektflasche zur symbolischen Taufe öffnen soll, ist seit sechs Jahren Mitglied der DLRG und erst 21 Jahre alt. Köllings Engagement für die DLRG und den Neubau wird von offizieller Seite hoch gewürdigt.

Hövelmann überreicht ihm das Verdienstzeichen in Silber und die Ehrenurkunde des Landesverbandes. Uwe Loos übergibt ihm die Ehrenurkunde des Kreissportbundes. Für einen Moment scheinen ihm viele Dinge durch den Kopf zu schießen. Gegenüber der MZ sagt er: „Wenn ich heute noch einmal vor der Entscheidung stünde, mich in so ein Projekt zu stürzen, würde ich es mit meinem jetzigen Wissen wohl nicht noch einmal tun.“

Kölling kommt ansonsten kaum zur Ruhe an diesem Tag. Ob mit Sparkassenchef Thomas Arndt oder dem SPD-Europaabgeordneten Arne Lietz, an Gesprächspartnern unter den Gästen mangelt es nicht. Und kaum ist der offizielle Teil vorbei, stehen die ersten Neugierigen auf dem Hof, denn es schließt sich ein Tag der offenen Tür an. (mz)