"Ein Stück Weltpolitik" "Ein Stück Weltpolitik": Bundespräsident Steinmeier besucht Wittenberg

Wittenberg - Sicherheit ist das A und O. Bereits am Vormittag ist die Polizeipräsenz nicht zu übersehen - sowohl am „Gefängnis“, das moderne Kunst mit historischem Bezug präsentiert als auch am Lutherhaus. Dort, so heißt es aus kundiger Quelle, wurde schon Tage zuvor penibel die Lage geprüft, damit ja nichts schief geht, wenn die Deutschland-Botschafter fast der ganzen Welt zu Besuch kommen. Mittags ist Schluss für den normalen Besucherverkehr, die Vorbereitungen gehen in die heiße Phase.
Wittenberg hat die Ehre, das diplomatische Korps empfangen zu dürfen samt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die nicht ganz kleine Gruppe unternimmt eine Tages-Reise durch Sachsen-Anhalt, der Kreis Wittenberg wird mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht - was natürlich mit dem Reformationsjubiläum zusammenhängt.
Bundespräsident Steinmeier in Oranienbaum: Essen an einer 65 Meter langen Tafel
Nach dem Termin in Bitterfeld steht mittags das Wörlitzer Schloss auf dem Programm, es folgt die Orangerie in Oranienbaum, wo die rund 180 Gäste - neben Diplomaten auch Vertreter internationaler Organisationen - an einer 65 Meter langen, weiß eingedeckten Tafel essen.
Das Menü kommt aus Wörlitz, aus dem Hotel „Zum Stein“ und besteht nach den Worten von Hotelchef Michael Pirl unter anderem aus: Pratauer Schafskäse samt Pfifferlingen und Apfel-Preiselbeersalat, Ochsenfilet aus der Jüdenberger Heide, Quitten-Kompott mit Apfelsorbet. Aber natürlich muss Rücksicht auf kulturelle Unterschiede genommen werden, was sich etwa zeigt, als nach einem Gebetsraum gefragt wird.
Die Stadt Wittenberg kommt am Nachmittag an die Reihe. Dort teilt sich die große diplomatische Schar - die einen gehen ins Lutherhaus, die anderen zu „Luther und die Avantgarde“. Am Abend kommen sie, ein bisschen erschöpft, im Großen Hörsaal zusammen. „Bei uns ist“, bemerkt Ministerpräsident Reiner Haseloff, „ein Stück Weltpolitik gemacht worden.“
Haseloff begrüßt Steinmeier: „Herzlich willkommen, lieber Wittenberger.“
Er spielt auf die zahlreichen Gespräche der Botschafter untereinander an - auch solcher Länder, die Schwierigkeiten miteinander haben. Haseloff dankt für die Ehre und das große Vertrauen, dass der diesjährige Ausflug nach Sachsen-Anhalt führt. Steinmeier, der in diesem Jahr kein seltener Gast in der Lutherstadt ist, begrüßt der Regierungschef mit den Worten: „Herzlich willkommen, lieber Wittenberger.“
Der Bundespräsident spricht hingegen vom roten Faden dieser Reise des diplomatischen Korps nach Sachsen-Anhalt. Der heiße „Wandel und Beständigkeit“. Dass Gartenkunst auch politischen Veränderungen folge, habe man zum Beispiel im Wörlitzer Gartenreich beobachten können. Die Gäste, schließt er, haben an diesem Tag ein Stück von dem erleben können, was Deutschland ausmache. (mz)