Dübener Rat ist gegen die Ausbaupläne
DÜBEN/MZ. - Kapazität verdreifachen
Nach einer sachlichen Debatte ist später das Urteil des Gemeinderates eindeutig. Bei einer Gegenstimme wird das Vorhaben mit klarer Mehrheit abgelehnt. "Wenn die Anlage wie geplant gebaut wird, stinkt es in Düben bis zum Himmel. Das wollen wir nicht", fürchtet Hans-Jürgen Peters. Derzeit verfügt die "Schweinehaltung Düben GmbH & Co KG" über 5 026 Tierplätze. Durch die Rekonstruktion und Verlängerung von zwei ehemaligen LPG-Ställen sowie dem Neubau von zwei weiteren Gebäuden soll sich die Kapazität verdreifachen - auf 16 380 Plätze (die MZ berichtete). Fünf Millionen Euro will der Betrieb investieren. In den Kosten inbegriffen ist die Errichtung von drei mit Zeltdächern abgedeckten Güllehochbehältern, die Aufstockung der Abluftkamine auf zehn Meter über Grund, zwölf Mischfuttersilos, eine Heizkesselanlage nebst zwei Tanks sowie die Erweiterung des Sozialbereiches für die Mitarbeiter.
Im August dieses Jahres hat Geschäftsführer Leon van Dijck den Antrag "zur wesentlichen Änderung der Schweinezuchtanlage gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz" beim Landesverwaltungsamt in Halle gestellt. Für März 2009 plant er den Baubeginn, im Oktober 2010 schließlich die Inbetriebnahme.
Der Gemeinderat sorgt sich indes um die Geruchsbelästigungen und fürchtet fatale Auswirkungen für die Umwelt. So soll die Verwertung der anfallenden Gülle laut Antragsunterlagen über einen Abnahmevertrag geregelt werden. "Wir müssen damit rechnen, dass die Gülle auch auf unsere Felder kommt", sagt Bürgermeister Hartmut David. Er habe Angst um das Grundwasser, beispielsweise im Bereich der Steinmühle, wo die Häuser noch über Brunnen versorgt werden. Gerhard Müller vermisst konkrete Angaben zur bezifferten Güllemasse und fordert für den Fall der Genehmigung ein strenges Kontrollsystem. Denn sollte die "Nitratverseuchung über das Oberflächen- bis ins Grundwasser gelangen", was Jahre dauere, "dann ist es für uns vorbei". Hans-Jürgen Peters skizziert ein Schreckenszenario: "Dann kann man in Düben nicht mehr leben." Das erste Wohnhaus steht etwa 250 Meter von der Anlage entfernt.
Geschäftsführer überrascht
Leon van Dijck ist vom Votum des Gemeinderates überrascht. Anfang November 2007 hatte der Niederländer sein Vorhaben bei einem Treffen im Landesverwaltungsamt vorgestellt. Mit dabei waren auch Vertreter der Gemeinde. Aus Halle heißt es nun, dass es vor einem Jahr noch keine Bedenken gegen die Großinvestition gegeben habe. Van Dijck kann nach eigenen Worten mit der Entscheidung der Dübener Mandatsträger leben. "Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Ich bin über das Urteil nicht sauer", erklärt der Geschäftsmann gegenüber der MZ. Er sei an Gesetzlichkeiten gebunden. "Und so viel ich weiß, halten wir alle Bestimmungen ein." Er habe daher keine Angst, dass das Projekt gekippt werden könnte. Zehn neue Jobs will er schaffen.
Zumal ein von der Gemeinde in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten zu dem Urteil kommt, dass bezüglich der zu erwartenden Immissionen keine Mängel festzustellen seien. Das Landesverwaltungsamt weist auf das Bundesimmissionsschutzgesetz hin. "Der Antragsteller hat das Recht auf Genehmigung, wenn er alle Anforderungen erfüllt", sagt Pressesprecherin Denise Vopel. "Wir haben keinen Handlungsspielraum." Sind die Unterlagen zum Bauantrag komplett, werde er öffentlich ausgelegt. Bei strittigen Fragen strebe man einen Erörterungstermin an, danach komme das Projekt zur Entscheidung. "Dort können wir den Prüfkatalog nur abhaken."
Bürgermeister Hartmut David hofft indes, dass die konträre Meinung des Gemeinderates nicht das gute Verhältnis mit Leon van Dijck belastet. "Wir haben nichts gegen ihn. Er bringt sich im Ort ein, ist integriert. Das macht die Sache für uns schwieriger."