Der Natur nah

Von marcel duclaud 25.10.2012, 17:39

pretzsch/MZ. - Camping, ist Martin Gille überzeugt, hat Zukunft. Zwar ändert sich bisweilen die Kundschaft, aber das Bedürfnis nach möglichst unmittelbarer Naturnähe bleibt, es wächst nach Gilles Auffassung sogar, samt dem "Gesundheitsbewusstsein und der Bereitschaft, dafür Geld in die Hand zu nehmen". Seit Jahren betreibt er gemeinsam mit Helga Voß den Campingpark "Am großen Lausiger Teich" - und ist alles in allem zufrieden, auch mit der jetzt zu Ende gehenden Saison.

Weniger Dauer-Camper

Was mit den Jahren abgenommen hat, ist das Phänomen Dauercamping. Zwar sind sämtliche 80 Plätze belegt - die Gäste kommen zum Teil von weither in die Idylle der Lausiger Teiche, bis aus Aschersleben, Köthen, Leipzig oder Halle. Aber Gille berichtet von zwei Abwanderungswellen, Anfang der 1990er Jahre und kurz vor der Euro-Einführung.

Dafür hat der Fahrrad-Tourismus enorm zugelegt. Der Camping-Platz liegt am Elbe-Radweg und profitiert von den vielen Fahrradfreunden, die in so ziemlich allen Altersgruppen unterwegs sind. "Wir haben uns darauf eingestellt", sagt Helga Voß und erwähnt als Beispiel Steckdosen, damit die wachsende Zahl derer, die mit so genannten E-Bikes unterwegs sind, die Batterien aufladen können. Unter den Elbe-Radlern gibt es nach Gilles Worten im wesentlichen zwei Gruppen: die "Kilometer-Fresser" und die Genießer. Letztere bleiben auch schon mal zwei Tage, um die Region genauer zu erkunden. Deutlich länger an den Lausiger Teichen verweilt nicht selten das Wohnmobil-Publikum, das ebenfalls gewachsen ist: "In diesem Jahr um 40 Prozent", so Martin Gille, der hinzufügt, "dass die Verweildauer steigt, wenn die Infrastruktur stimmt". Wobei es ausgesprochen wichtig ist, die Gäste kundig zu beraten, wie die beiden Campingplatz-Betreiber wissen. Wörlitz, Wittenberg oder Torgau stehen ohnehin meist auf dem Besuchsplan interessierter Touristen, manche aber nehmen den Platz sogar als Ausgangsstation, um etwa Potsdam oder Berlin zu besuchen.

Neben Dauer-Campern, Fahrrad-Enthusiasten und Wohnmobil-Reisenden gibt es inzwischen eine vierte Gruppe von Kunden, die den Campingplatz nahe Bad Schmiedeberg und die Philosophie der Betreiber - "Ruhe und Natur" - zunehmend schätzt. Die Kur-Camper, wie sie Martin Gille nennt. Jene also, die campen und zugleich Kurgäste sind. Gille: "Die machen das nicht, weil es preiswerter ist, sondern der Natur wegen. Weil sie vom Vogelgezwitscher geweckt werden und das Eichhörnchen bisweilen beim Frühstück zuschaut."

Pächterwechsel im Teichhaus

Wichtig bei all dem sei, die Qualität zu halten oder möglichst auszubauen. "Qualität zählt, wir haben das schnell erkannt." Das bezieht Gille, der den Campingplatz seit 1987 führt, zum Beispiel auf den Elbe-Radweg ebenso wie auf sein Gelände. So ist die Größe der Stellplätze im Lauf der Jahre von 40 auf ungefähr 120 Quadratmeter gewachsen - die sind natürlich "parzelliert und begrünt". Es gibt inzwischen 50 Wasserzapfstellen für die 200 Plätze - und in diesem Winter werden die Sanitäranlagen seniorengerecht umgebaut. Einen Schritt nach vorn versprechen sich die beiden Betreiber nicht zuletzt vom Pächterwechsel beim "Teichhaus", der Gaststätte vor dem Campingplatz. Gille verschweigt nicht, unzufrieden gewesen zu sein. Es habe wiederholt Beschwerden gegeben. "Und so etwas spricht sich leider herum." Jetzt hat der umtriebige Hans-Dieter Gellert, der den Bad Schmiedeberger Hof, ein Hotel und Restaurant ebenso betreibt wie einen Partyservice und einen Menüdienst das "Teichhaus" übernommen.

Er startet an den Lausiger Teichen mit Beginn der nächsten Saison, genau am 22. März 2013. Gellert verspricht, den seit längerem geschlossenen Imbiss wieder in Schwung zu bringen, täglich geöffnet in der Hauptsaison. Das Restaurant soll in der Saison Dienstag bis Sonntag den Gästen zur Verfügung stehen. Er hofft, dass eine Verknüpfung gelingt zwischen seinem Bad Schmiedeberger Haus und der Gaststätte am Campingplatz - sowohl was das Personal betrifft als auch die Kundschaft.

Ihren ersten großen Auftritt haben Gellert und sein Team aber bereits an diesem Samstag - beim traditionellen Abfischen. Fisch gibt es nicht nur aus dem Teich, sondern auch aus Topf und Pfanne im Restaurant. Und falls es kühl werden sollte, stehen selbstredend Grog und Glühwein bereit.