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Deichbau bei Dabrun Deichbau bei Dabrun: Gegen die nächste Flut

Von KARINA BLÜTHGEN 19.06.2015, 09:27
Deichbau am Dabruner Weinberg: Mit schwerem Gerät wird der alte Deich zum Kern freigelegt und direkt vor dem Weinberg sein Verlauf etwas begradigt. Gebaut werden soll voraussichtlich noch bis zum Oktober.
Deichbau am Dabruner Weinberg: Mit schwerem Gerät wird der alte Deich zum Kern freigelegt und direkt vor dem Weinberg sein Verlauf etwas begradigt. Gebaut werden soll voraussichtlich noch bis zum Oktober. ute Otto Lizenz

DABRUN - Eine Staubfahne zieht über die Baustelle bei Dabrun, obwohl nicht einmal eine der Maschinen dort in Betrieb ist.

Um die gut einen Kilometer Deich bei Dabrun zu ertüchtigen, müssen Mengen an Erdreich, Steinen und mehr bewegt werden. Rund 40 000 Kubikmeter an Bodenbewegung (Abtragen eines Teiles des Altdeiches und Oberboden) gibt es, haben die Ingenieure berechnet. Neu verbaut werden 35 000 Kubikmeter Stützmaterial (aus der Grube bei Köplitz) für die wasser- und landseitige Verstärkung. 2 000 Kubikmeter Filter (Kies) aus Liebersee werden benötigt, dazu kommen etwa 15 000 Kubikmeter Dichtungsmaterial (Lehmmischung aus einem alten Deich bei Breitenhagen). 6 000 Tonnen Wasserbausteine für den Deichfuß werden eingebracht. Etwa 4 000 Quadratmeter Deichwegebau ist für das erneuerte Bauwerk erforderlich. Schlussendlich wird auf 5 000 Quadratmeter neuer Rasen angesät.

„Es ist zu trocken“, sagt Jörg Herrmann. „Wir müssen bei der Einbaudichtung schon wässern.“ Zuviel Nässe mag der Deichbauer nicht. Aber zu trocken ist auch nicht gut, weiß der Flussbereichsingenieur beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). Vor allem die Anschlussstellen an vorhandene Abschnitte, wo beide Abschnitte überlappend miteinander verbunden werden, sollen dem übrigen Deichkörper an Stabilität in nichts nachstehen.

Breiter und höher

Seit April ist ein etwa 1 100 Meter langer Abschnitt zwischen dem „Zehn-Ruten-Kolk“ und dem Dabruner Weinberg im Bau. Dafür wird der Oberbau vom Altdeich abgeschält, die Lehmmischung im Kern nachverdichtet. Darauf wird neu aufgebaut: Auf der Wasserseite wird die abgedichtete Zone mit Auelehm nach unten gezogen. Der Deich insgesamt wird erhöht und verbreitert (die neue Krone misst drei Meter Breite), sie erhält auf der Landseite einen gepflasterten Deichverteidigungsweg auf der so genannten Berme (das horizontale Stück am Deichkörper) und dahinter einen Filter aus Kies. „Dicht, hoch undurchlässig, weniger undurchlässig, durchlässig“, beschreibt Herrmann die simple Schichtung von der Wasser- zur Landseite. Was heißt, dass das Wasser möglichst bleiben soll, wo es ist. Was aber davon durchkommt, soll möglichst schadlos auf die andere Seite kommen. Denn „es gibt keinen hundertprozentig dichten Deich“, so der Experte. Dafür werden riesige Mengen an Material verbaut. Anwohner in den nahe der Baustelle gelegenen Orten müssen für die Zeit der Deichsanierung mit dem Lkw-Verkehr leben. Das Verständnis sei groß, lobt Herrmann. „Wir hatten im Vorfeld mit den Kommunen, Landwirtschaftsbetrieben einschließlich der Kirchengemeinde Rackith eine Top-Abstimmung.“ 250 bis 280 Lkw täglich fahren zuweilen. „Wir konzentrieren uns auf Massentransporte“, so Oberbauleiter Sven Zarmer vom Unternehmen Willi Meyer GmbH in Berlin. Soll heißen, an zwei bis drei Wochen rollt viel, dann ist wieder mehr Ruhe.

Auf der Baustelle ist der Aufbau derzeit gut erkennbar, deshalb hat Herrmann jüngst mit der Feuer- und Wasserwehr den Rohbau begangen. Ganz wird der alte Deichverlauf übrigens nicht beibehalten. Ein kleines Stück stromaufwärts des Weinbergs wird die Linie optimiert, an dieser Einbuchtung wäre Eisstau zu befürchten. „Wir sind am neuen Ort auf eine Befestigung gestoßen, ein altes Deckwerk, das keiner kannte“, berichtet er von einer Überraschung.

Geologische Besonderheit

Eine mögliche andere haben die Deichsanierer noch ausgelassen. Zwischen dem im Bau befindlichen und dem bereits sanierten Stück in Richtung Melzwig fehlen noch etwa hundert Meter. Dieser Bereich wird erst einmal ausgelassen. Hier unterqueren eine Gas- und drei Mineralölleitungen den Deich. „Wir würden die Leitungen nicht tangieren, aber der Betreiber hat ein Problem mit dem neuen Überbau“, erklärt der Flussbereichsingenieur. Das unsanierte Stück störe jedoch nicht.

„Es ist gut erreichbar und auch zu verteidigen“, macht er sich keine allzu großen Gedanken deswegen. Der Weinberg selbst hat keinen Deich. „Er ist eine eiszeitliche Binnendüne“, erläutert Herrmann eine geologische Besonderheit. Die große Masse macht ihn trotz der Wasserdurchlässigkeit recht stabil. Die Deichabschnitte stoßen an die Erhöhung an. Ihn zu Umspunden wäre ein weiteres großes Projekt, das derzeit keiner angehen mag. Bleiben nur die Biber als unerwünschte Bewohner.

An den sanierten Stellen wird versucht, mit Gitter und Steinschüttungen den „Einzug“ zu verhindern. Zudem werden Rettungshügel angelegt. Bereits in Planung durch das Ingenieurbüro WTU in Liebenwerda ist der Abschnitt zwischen Ortsausgang Melzwig in Richtung Rackith. „Ich gehe davon aus, dass er nächstes Jahr gebaut wird“, hofft Herrmann, dass dann das Geld zur Verfügung steht.

Derzeit werde die Ausführungsplanung überarbeitet, der 2,7 Kilometer lange Abschnitt wird noch einmal unterteilt. „Für den ersten Teilabschnitt haben wir schon mit den Archäologen gesprochen“, sagt er. „Damit haben wir dann nächstes Jahr dort auch Baufreiheit.“ (mz)

Wenn der Lehm zu trocken ist, dann muss gewässert werden.
Wenn der Lehm zu trocken ist, dann muss gewässert werden.
Achim Kuhn Lizenz