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Interview mit neuem Stadtoberhaupt Coswigs Bürgermeister setzt Prioritäten

Coswigs Bürgermeister André Saage ist seit vier Monaten im Amt. Für welche Hilfe er bei der Einarbeitung dankbar ist und was er für die Stadt als besonders wichtig empfindet.

26.10.2024, 14:00
André Saage, hier auf dem Klosterhof in Coswig, hat sich in den vergangenen vier Monaten im Rathaus eingearbeitet.
André Saage, hier auf dem Klosterhof in Coswig, hat sich in den vergangenen vier Monaten im Rathaus eingearbeitet. (Foto: Andreas Hübner)

Coswig/MZ - Nachdem die Einwohner der Stadt Coswig und ihrer 16 Ortsteile im ersten Quartal dieses Jahres zur Bürgermeisterwahl geschritten waren und sich nach einer notwendigen Stichwahl für André Saage (SPD) entschieden haben, befindet sich der neue Bürgermeister seit 1. Juli im Amt. Die Mitteldeutsche Zeitung hat nachgefragt, inwieweit das Stadtoberhaupt innerhalb der ersten vier Monate in der neuen Rolle angekommen ist und sich im Rathaus eingelebt hat. Das Gespräch führte Andreas Hübner.

Herr Saage, in der Coswiger Stadtverwaltung allein arbeiten etwa 60 Mitarbeiter. Hinzu kommen unter anderem die Mitarbeiter in den Kindertagesstätten. Haben sie mittlerweile alle kennengelernt?

André Saage: Ich habe natürlich alle Mitarbeiter in der Kernverwaltung bereits kennengelernt und habe darüber hinaus sämtliche Einrichtungen besucht. Auch bei den Schulleiterinnen, den Kita-Chefinnen und den Leitern sämtlicher Tochterunternehmen habe ich mich persönlich vorgestellt. In diesen Begegnungen konnte ich feststellen, dass mir alle Mitarbeiter sehr positiv entgegengetreten sind und mich mit offenen Armen empfangen haben.

Sie hatten ganz sicher schon im Vorfeld gewisse Vorstellungen und Erwartungen über die Arbeit als Bürgermeister. Sind diese erfüllt worden?

Ich habe versucht, mich in den letzten Jahren auf diese Tätigkeit vorzubereiten und habe als Stadtrat bereits ein Stück weit Erfahrungen sammeln dürfen. Allerdings ist es ein großer Unterschied, ob man von außen in das Rathaus hereinschaut oder eben wie jetzt aus dem Rathaus herausguckt.

Haben Sie sich denn in den ersten Monaten schon etwas einarbeiten können?

Ja. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir gerade die Führungskräfte der Stadtverwaltung dabei sehr viel geholfen haben. Etliche Abläufe und Verfahren waren für mich komplett neu, sodass ich diese erst kennenlernen musste. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die anstehenden Aufgaben gemeinsam sehr konstruktiv gelöst werden können.

Womit wir schon beim nächsten Thema wären. Was sind denn ihrer Meinung nach die wichtigsten Aufgaben und Themen, die für die Stadt anstehen?

Für die Stadt haben die noch nicht vorhandenen Jahresabschlüsse die größte Priorität. Um die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung sicherzustellen, müssen diese in den kommenden Monaten unbedingt erstellt werden. Aufgrund einer Gesetzesänderung durch die Landesregierung müssen die Kommunen am 1. Januar 2025 einen Jahresabschluss für das Jahr 2023 nachweisen können. Ohne diesen wird die Kommunalaufsicht keinen neuen Haushalt genehmigen. Wir sind jetzt bei den Jahren 2014/2015. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.

Was ist aus Ihrer Sicht für die Stadt Coswig momentan noch prioritär zu betrachten?

Für mich ist es besonders wichtig, dass der Neubau der Kindertagesstätte in Jeber-Bergfrieden im kommenden Jahr auch wirklich startet. Die Baugenehmigungen dafür liegen vor und wir stehen derzeit in der Vorbereitung beziehungsweise im Prozess des Abschlusses notwendiger Kredite. Glücklicherweise konnten wir die Frage der Ersatzunterkünfte für die Kinder kostengünstig lösen. Ich hoffe, dass wir schon im zweiten Quartal 2025 mit dem Abriss des alten Gebäudes beginnen können. Für unsere Stadt ist das eines der größten Projekte in den jüngsten Jahren.

Dieses Jahr wurde auch der Stadtrat neu gewählt. In Coswig haben sich die Kräfteverhältnisse deutlich verschoben. Wie beurteilen Sie den Verlauf der ersten Ausschuss- und Ratssitzungen?

Bisher haben wir zwei Stadtratssitzungen inklusive der vorbereitenden Ausschüsse abgehalten. Aus meiner Sicht sind die Gespräche innerhalb der Gremien sehr konstruktiv gelaufen. Große politische Parolen oder Statements sind bisher ausgeblieben. Ich glaube auch, dass das grundsätzlich so bleiben wird. Im Allgemeinen versuchen die einzelnen Fraktionen, sich auf die Themen, die für unser Coswig entscheidend sind, zu konzentrieren.

Haben Sie auch aus der Bürgerschaft Coswigs schon Feedback bekommen?

Ja, tatsächlich. Unter anderem habe ich versucht, den Einwohnern in unserem Amtsblatt mit einer neuen Rubrik ein paar Informationen und Einblicke zu ermöglichen. In dieser kleinen Rubrik, die „Auf ein Wort“ heißt, versuche ich etwas über die Arbeit in der Verwaltung zu berichten und habe mir vorgenommen, auch negative Themen, die mir von den Bürgern zugetragen werden, anzusprechen. Dafür habe ich von vielen Anwohnern eine positive Resonanz erfahren. Die sind dafür sehr dankbar. Aber ich bin in jedem Fall auch für Feedback, das nicht so positiv ausfällt, empfänglich und werde mich auch mit dieser Kritik beschäftigen und auseinandersetzen.