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Wittenberger steigen wie Phönix aus der Asche Comeback der PS-Legenden

Der MTV hat eine neue Abteilung: Racing. Zu den Mitgliedern zählen DDR-Meister. Die Erfolgsstory beginnt 1987. Doch bei der aktuellen Clubmeisterschaft ist der Nachwuchs vorn.

Von Michael Hübner 06.09.2024, 10:05
Die neue MTV-Abteilung freut sich über weitere Interessenten. 80 Mitglieder sind das Ziel. Ben Limbach (2. von re.) ist doppelter Clubmeister.
Die neue MTV-Abteilung freut sich über weitere Interessenten. 80 Mitglieder sind das Ziel. Ben Limbach (2. von re.) ist doppelter Clubmeister. Foto: Sascha Graf

Wittenberg/MZ. - Auf dem Parkplatz am Berufsschulzentrum stehen die einst begehrten PS-Gefährten: die Rennpappe Trabi, auf die der Interessent früher von der Anmeldung bis zum Kauf durchaus bis zu 18 Jahre warten muss, das Motorrad MZ und das Simson-Moped S 50. Doch der erste Blick täuscht. Es sind nicht nur alles PS-Legenden.

Jugend fährt auf E-Moped ab

„Das ist ein E-Moped“, sagt Ben Limbach. Unter dem Sitz bestehe die Lademöglichkeit. „Sechs PS. Kein Kuppeln und kein Schalten mehr, und dadurch einen starken Anzug. Die Reichweite beträgt 80 Kilometer. Wer mehr braucht, kann sich noch mit einem Zusatzakku behelfen“, erzählt der Junge und betont, das dieses Zweirad bei der Jugend aktuell der Renner ist. „Trotz 60 Stundenkilometer darf mit einem Moped-Führerschein gefahren werden“, so der Sportler. Die Zweirad-Alternativen schaffen 45 km/h.

Viel Zeit zum Plauschen besteht nicht. Es stehen die letzten Läufe zur Clubmeisterschaft an. Die Rede ist von einer neuen Abteilung beim MTV Wittenberg: Racing. Und trotzdem hat der Sport in Wittenberg eine lange Tradition. 1987 haben Jugendliche das Geschicklichkeitsfahren für sich entdeckt. „Die Idee hatte der Jugendklub Apollensdorf“, erzählt Rene Stepputtis, der der Leiter der Einrichtung war.

Die Wittenberger fahren sich mit ihrem Können schnell an die Spitze. Werden als Team 1988 in Radebeul – „beim Ost-Winnetou“, so Abteilungsleiter Matthias Limbach – DDR-Meister und holen sich mehrere Einzeltitel. Die Champions von einst haben die neue Abteilung mit gegründet und freuen sich über den Zulauf der Jugend. Jetzt soll richtig Gas gegeben werden. „Wir wollen 80 Mitglieder gewinnen“, so Matthias Limbach. „Wir trainieren im Verborgenen“, verrät der Vater von Ben. Nach seinen Angaben gibt es im Osten keinen anderen Verein, der so etwas anbietet. Konkurrenz gebe es aber „im tiefen Westen“. Und die Gegner sollen überrascht werden.

Die Wittenberger wollen bei Wettkämpfen wie Phönix aus der Asche auferstehen und sofort zurück in die Erfolgsspur von einst. Doch jetzt geht es erst einmal um die Clubmeisterschaft. Der anspruchsvolle Hindernisparcours muss möglichst fehlerfrei – bestraft wird schon, wenn nur ein Fuß den Boden berührt – absolviert werden. Und das auch noch schnell. Die Zeit wird aber erst bei gleicher Strafpunkte-Zahl wichtig und entscheidet über Sieg und Platzierung.

Ben Limbach – er führt schon souverän die Gesamtwertung mit nur sieben Strafpunkten an – trumpft bei den beiden Läufen am dritten und letzten Wertungstag stark auf. Er bleibt fehlerfrei und gewinnt vor Paul Richter. Der 14-Jährige, der noch über keinen Führerschein verfügt, wird Zweiter und auch in der Endabrechnung Vizemeister. Peter Nitzsche erkämpft den dritten Rang. Der Mann ist DDR-Meister.

Chef Matthias Limbach auf dem Parcours
Chef Matthias Limbach auf dem Parcours
Foto: Sascha Graf

Zwei Titel für Ben Limbach

Auch die Motorradklasse dominiert Ben Limbach. Er absolviert beide Läufe fehlerfrei und siegt vor Peter Nitzsche und Matthias Limbach. Sein Sohn hat an den drei Wertungstagen vier Strafpunkte kassiert und ist hier Clubmeister.

Jetzt geht es mit dem Pkw auf die Hindernisstrecke. Termine sind der 21. und 28. September sowie der 26. Oktober. Am 12. Oktober ist eine Mokick-Rallye geplant. Die Meister-Ehrung ist am 15. November vorgesehen. „Wir möchten uns für die Hilfe beim Landkreis bedanken“, so Stepputtis.