Viel erreicht, viel zu tun Chefin des Behindertenverbands Wittenberg verabschiedet sich nach 25 Jahren in den Ruhestand

Wittenberg/MZ - Beim Behindertenverband vollzieht sich ein Führungswechsel. Die langjährige Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Behindertenverband Wittenberg gGmbH, Ute Eckelmann, geht im April 2022 in den Ruhestand, Nachfolgerin wird Karen Raschmann. Derzeit führen beide den Behindertenverband gemeinsam, um einen reibungslosen Wechsel zu gewährleisten.
Der Gemeinnützige Behindertenverband als gGmbH besteht im Oktober seit exakt einem Vierteljahrhundert, noch etwas älter ist der Verein Behindertenverband Kreis Wittenberg, der der Hauptgesellschafter der im Bruchweg 4 angesiedelten gGmbH ist. Wie Vereinsvorsitzende Dörthe Stein der MZ mitteilte, hatte Raschmann bereits zuvor beim Behindertenverband gearbeitet. Nach anderen Tätigkeiten ist die Mittvierzigerin nun zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückgekehrt.
Ute Eckelmann führt den Verband von Anfang an und wird damit bei ihrem Ausscheiden im Frühjahr selbst über 25 Jahre im Amt gewesen sein
Ute Eckelmann führt den Verband von Anfang an und wird damit bei ihrem Ausscheiden im Frühjahr selbst über 25 Jahre im Amt gewesen sein. Kein Wunder, dass sie sich als „alter Hase“ bezeichnete, als sie kürzlich, bereits gemeinsam mit Raschmann, beim Kita-Forum in Pratau auftrat. Ihr könne keiner ein X für ein U vormachen, sollte das heißen.
Das Betreiben von Kindertagesstätten - neben einer weiteren und einem Hort gehört dazu die Kita „Flax und Krümel“, die derzeit von der Stadt Wittenberg neu gebaut wird - ist freilich bei weitem nicht das einzige Aufgabenfeld des Behindertenverbandes: Fahrdienst, Integrationsfachdienst und „Offene Hilfen/Familienentlastender Dienst“ finden sich ebenfalls unter dem Dach der kreisweit agierenden gGmbH mit Sitz im Wittenberger Bruchweg 4.
Es geht darum, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten
Deren Ziel ist rasch umrissen: Es geht darum, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten. Und zwar bestmöglich, individuell und nach jeweiliger Gesetzeslage, so dass man hier von einer nie endenden Aufgabe sprechen kann und muss. Dass man heute „Inklusion“ und nicht mehr „Integration“ sagt, wirft Eckelmann im MZ-Gespräch mit beiläufiger Nachsichtigkeit ein.
Viel sei in Deutschland und damit auch in Wittenberg erreicht worden in den zurückliegenden Jahrzehnten, verweist die Noch-Geschäftsführerin auf die ungleich größeren Möglichkeiten, die es heute, gesetzlich vorgeschrieben, für Menschen mit Behinderung gebe. Nach den Jahren des Aufbaus - das erste Angebot des Wittenberger Behindertenverbandes war der Fahrdienst - habe man die Angebotsstruktur Stück für Stück gemäß dem sich verändernden Behindertenrecht erweitert.
85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Behindertenverband gGmbH
Doch nicht nur die Rechtsgrundlagen, so Eckelmann, seien heute ungleich besser als im Gründungsjahr des Behindertenverbandes. Insbesondere in der Stadt Wittenberg habe sich viel getan. Und „man stößt nicht mehr auf Unverständnis“, wenn man Forderungen erhebt, etwa für mehr Verkehrssicherheit. In der Stadtentwicklungsplanung gehörten solche Fragen inzwischen „zum Alltag“, konstatiert die Behinderten-Lobbyistin. Gleichzeitig gelte es aber stets das Interesse wachzuhalten.
85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die Behindertenverband gGmbH, hinzu kommen 15 Ehrenamtliche sowie ein Beschäftigter im dualen Studiengang. Dass die Quote für die Beschäftigung von Behinderten im eigenen Haus übererfüllt werde, verstehe sich von selbst, sagt Eckelmann.