ÖPNV Bus über Landesgrenze von Wittenberg nach Bad Belzig
Die Lutherstadt Wittenberg und Bad Belzig verbinden sich per Bus.

Wittenberg - Nur 30 Kilometer Luftlinie trennen Bad Belzig und Lutherstadt Wittenberg voneinander. Doch als weiland die Eisenbahn Einzug hielt in der Region, hatten die Planer eine Verbindung nicht auf der Agenda. Die Folge bis heute: Ein Trip nach Bad Belzig oder umgekehrt ist nur etwas für ganz eingefleischte Nutzer des ÖPNV. Anderthalb Stunden ist man unterwegs, muss umsteigen in Roßlau und ganz billig ist die Fahrt mit regulär 17 Euro auch nicht. Also doch lieber das Auto.
Dies könnte sich in Kürze ändern: Ab 10. Mai soll es eine Direktverbindung zwischen Bad Belzig und Wittenberg geben. Über die Landesgrenze hinweg verkehrt dann der X2. Mit Halt in Niemegk und an mehreren Orten unterwegs ist man in knapp einer Stunde da. Fünf Euro kostet die Fahrt zwischen den beiden Endpunkten. „Eine charmante Idee“, urteilte vor wenigen Tagen die Tageszeitung „Märkische Allgemeine“, als sie das Vorhaben vorstellte.
In Wittenberg ploppte das Thema eher per Zufall auf, am Rand der Debatte um die neuen Grundschulbezirke, bei der es auch um Veränderungen bei der Stadtlinie 302 ging. Der Landkreis Wittenberg als Träger des ÖPNV und die Nahverkehrsgesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt, kurz Nasa, bestätigten der MZ am Dienstag auf Anfrage die neue Direktverbindung ins Brandenburgische.
Demnach handelt es sich um einen bis 2025 befristeten Probebetrieb, der seitens der beiden Länder unterstützt und in Sachsen-Anhalt Teil des „Landesnetzes“ wird, das sind Linien von übergeordneter Bedeutung, wie Nasa-Sprecher Wolfgang Ball erläutert. In einer Pressemitteilung vom Februar sei das Thema auch schon mal „angerissen“ worden. „Man muss schauen, wie das angenommen wird“, so Ball, und dafür brauche es den Zeitraum bis 2025.
Wochenends immer Vetter
Nach Auskunft des Landkreises Wittenberg waren es die beiden Busunternehmen, von denen die Initiative für die grenzüberschreitende Verbindung ausgegangen ist, also Vetter für Wittenberg und die Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH auf Brandenburger Seite. Beide würden sich die Fahrten aufteilen, sagte Uwe Garbe, für den ÖPNV zuständiger Abteilungsleiter im Wittenberger Landratsamt. Die Wochenenden werde Vetter allerdings allein bestreiten, so Garbe, um nämlich die in Sachsen-Anhalt übliche Fahrradmitnahme zu gewährleisten.
Mit Stundentakt von Montag bis Freitag zwischen 5 und 21 Uhr und immerhin Zwei-Stunden-Takt am Wochenende zielt der X2 nicht vorrangig auf Tourismus. Auf längere Sicht, so Garbe, könnte die Verbindung womöglich auch für den Berufsschulverkehr aus den grenznahen Brandenburger Bereichen nach Wittenberg eine Rolle spielen. Verzahnt wird der X2, der wie alle „Plusbusse“ der Brandenburger auch ein ausgewiesener Bahn-Zubringer sein will, von Anfang an mit dem ICE und den S-Bahnen Richtung Leipzig/Halle am Wittenberger Hauptbahnhof.
In die Haushalte
„Der Bahnknoten spielt bei uns eine ganz große Rolle“, so der Geschäftsführer von Regiobus Potsdam Mittelmark, Hans-Jürgen Hennig, denn warum sollte der Belziger erst nach Berlin fahren, wenn er mit dem ICE gen Süden will? Hennig verweist zudem auf jene, die zur Arbeit nach Wittenberg pendeln, auch zum Einkaufen, zum Weihnachtsmarkt und sogar zum Arzt - und andererseits auf viele Wittenberger Nummernschilder etwa vor der Steintherme. Ja, eine sehr breite Zielgruppe, die man zum Umstieg bewegen möchte. Die Zielgruppe wird Anfang Mai übrigens Post bekommen: Fast 30.000 Broschüren werden dann laut Hennig an die Haushalte entlang der Strecke verteilt. (mz/Irina Steinmann)