Bus nach Gräfenhainichen Bus nach Gräfenhainichen: Fahrgäste der Linie 330 in den April geschickt?

Zschornewitz - Siegfried Schmeer versteht es immer noch nicht. Der Rentner nutzt täglich den Nachmittagsbus der Linie 330, der fährt von Möhlau um 14.45 Uhr nach Gräfenhainichen, um seine Frau im Pflegeheim zu besuchen. Doch das geht plötzlich nicht mehr. Der Grund ist die Vollsperrung der Eisenbahnbrücke der Bundesstraße 100 in Gräfenhainichen. Deshalb entfällt der Bus ersatzlos, teilt das Unternehmen in einer „aktuellen Verkehrsmeldung“ ganz offiziell mit.
Was ist der Grund für den Ausfall?
„Freilich war ich verärgert“, sagt Schmeer. Nicht nur er auch andere Fahrgäste fühlten sich in den April geschickt. Schließlich führt die Route des Busses überhaupt nicht über die Eisenbahnbrücke nach Radis, sondern endet laut den im Internet veröffentlichten Fahrplan am Bahnhof der Heidestadt. Ein Grund für den Ausfall ist zumindest für den Außenstehenden überhaupt nicht erkennbar.
Auch das Unternehmen selbst in Person von Pressesprecherin Kathrin Beyermann kann spontan Dienstagfrüh keine konkrete Antwort geben. Die Angelegenheit ist offensichtlich doch eine sehr komplizierte.
Brückenbauwerk ist nicht hoch genug
Genehmigt hat den zeitweiligen Ausfall - und das ist unstrittig - das Wittenberger Landratsamt. Uwe Garbe kann dann am Nachmittag nach Rücksprache mit dem Busunternehmen - die MZ erhielt von dort die versprochene Antwort nicht - Aufklärung geben. Demnach ist der Bus noch planmäßig von Sollnitz nach Möhlau gefahren. Danach habe er die Tour als Leerfahrt - also ohne Fahrgäste - nach Gräfenhainichen fortgesetzt, um dann die Umleitungsstrecke über Jüdenberg, Schleesen und Radis zurück nach Gräfenhainichen zur Turnhalle in der Mescheider Straße zu fahren. Das ist hinter der gesperrten Eisenbahnbrücke. Dort wurde der Bus für den Schülerverkehr benötigt - also unabhängig von der Linie für einen neuen Einsatz. Die Leerfahrt begründet der Experte für den Öffentlichen Personennahverkehr in der Kreisverwaltung mit der Zeitersparnis, damit eben die Kinder und Jugendlichen nicht noch länger an den Haltestellen warten müssen. Die Alternative von der Linien-Endstation Bahnhof durch die Pumperbrücke zur Sporthalle - etwa zwei Minuten - zu fahren, scheitert am Brückenbauwerk. Das ist einfach nicht hoch genug. Und so muss an dieser Stelle die Umleitungsstrecke - die Beschilderung stand auch unter Kritik (die MZ berichtete) - von etwa 20 Kilometern in Kauf genommen werden. „Der Busausfall wurde an den Haltestellen, im Internet und in der Zeitung bekanntgeben“, betont Garbe.
Linie 300 auch nachmittags wieder in Benutzung
Zum Glück für alle Beteiligten konnten die Bauarbeiten eine Woche vorfristig beendet werden und sofort ist auch nachmittags die Linie 300 wieder zu nutzen. „Ich habe die Information an der Haltestelle gelesen“, so Schmeer.
Die positive Nachricht war dem Busunternehmen keine „aktuelle Verkehrsmeldung“ wert. Da befindet sich die Firma aber in guter Gesellschaft. Das Aufheben der Vollsperrung der B 100 - das passiert an einem Freitag - nutzen weder die Gräfenhainichener Stadtverwaltung noch das Wittenberger Landratsamt oder die Landesstraßenbaubehörde für eine offizielle Information. (mz/hü)