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Hilfe im Notfall Bundeswehr beim Kirchentag: Rettungszentrum in Kienberge entstanden

27.05.2017, 14:11
Der große Transporthubschrauber CH-53 der Luftwaffe auf Übungsflug:  Mittwochmorgen erkundete die Besatzung das Gelände auf der Festwiese.
Der große Transporthubschrauber CH-53 der Luftwaffe auf Übungsflug:  Mittwochmorgen erkundete die Besatzung das Gelände auf der Festwiese. Klitzsch

Wittenberg - Eigentlich möchte man CH-53 an diesem Kirchentags-Wochenende in Wittenberg nicht fliegen sehen. Geschieht dies doch, dann ist es kein gutes Zeichen. Denn nur in einem Notfall wird sich der Transporthubschrauber der Luftwaffe in Holzdorf in die Lüfte heben und in Richtung Festwiese an der Elbe fliegen.

„Im besten Fall ist das heute also der einzige Moment, bei dem man einen Blick auf den Hubschrauber werfen kann“, erklärt Thomas Poloczek. Der Oberleutnant vom Landeskommando in Magdeburg steht am Mittwochmorgen auf dem Deich bei Kienberge und schaut auf die Uhr. Das fehlte noch, dass man hier, gleich neben dem Rettungszentrum der Bundeswehr, von einem Hubschrauber versetzt würde. Das Zeitfenster für diesen Übungsflug ist knapp, also sollte er bald da sein, findet Poloczek.

Kaum dass er es sagt, wird ein Punkt am Himmel größer. Die Wolken haben sich malerisch platziert, mal bricht die Sonne hindurch, ganz hinten die Wittenberger Stadtkulisse und davor die vielen Aufbauten auf der Festwiese. Das wird ein gutes Motiv. Und während aus dem Punkt eine Hummel und dann ein Gigant wird, erklimmt noch der eine oder andere vom Sanitätsregiment die Deichkrone und zückt das Handy.

Rettungshubschrauber der Bundeswehr CH-53 überfliegt Wittenberg vor dem Kirchentag

„Die überfliegen einmal zur Erkundung das Areal“, erklärt Thomas Poloczek den spektakulären Luftauftritt des Transporthubschraubers. „Das sind die größten, die die Luftwaffe hat“, weiß der Oberstleutnant. 30 Patienten sitzend oder zwölf liegend, dazu vier Mann Besatzung lassen sich damit transportieren.

Poloczek hofft, dass dies gar nicht erst passieren wird. Aber wenn doch, dann würden die beiden CH-53 die Menschen bis nach Berlin fliegen, denn „in der Region gibt es kein Krankenhaus, wo sie landen könnten“. Dafür sind sie einfach zu groß, wie so vieles eben, was dieser Tage mit dem Kirchentag in Wittenberg in Verbindung gebracht wird.

Groß ist in Kienberge nämlich auch das Rettungszentrum der Bundeswehr. Vor anderthalb Wochen begann dessen Aufbau durch das Sanitätsregiment 1 aus Weißenfels. Als Einsatzoffizier hat hier Hauptmann Frank Dunker die Uniform an und führt ziemlich stolz durch Zelte und Container mit der Kapazität eines Krakenhauses.

Rund 110 Soldatinnen und Soldaten betreuen dieses Behandlungszentrum, das aus 30 Containern und 25 Zelten besteht. 50 Pflegebetten, Möglichkeiten zum Röntgen und eine begrenzte Laborkapazität stellen die Sanitäter als Teil der Rettungskette unter Federführung der Johanniter zur Verfügung. Es gibt vier Behandlungsplätze in Schockräumen und vier Betten auf einer Intensivstation.

Rettungszentrum der Bundeswehr beim Kirchentag in Wittenberg: Vergleichbar mit dem Papst-Besuch in Erfurt

Nur einmal kam das Zentrum in dieser Größenordnung schon mal zum Einsatz. Das war 2011, als Papst Benedikt XVI. Erfurt besuchte. „Es gab genau einen Patienten, ein Soldat, der sich beim Aufbau verletzt hatte“, erzählt Dunker. „Aber wir hatten über 1 000 Besucher; vor allem die anderen Hilfskräfte waren neugierig.“

Ohne Patienten können Dunker und seine Leute am Wochenende gut auskommen, wenngleich sie natürlich trotzdem gut vorgesorgt haben. Angesichts des prognostizierten Sommerwetters wurde vor allem auf Infusionen gesetzt. „Aus unserer so genannten Bergapotheke in Blankenburg haben wir alle Medikamente, die wir brauchen“, so Dunker. Für den Nachschub gibt es Kuriere.

Mitgebracht wurden für das Behandlungszentrum auch zehn geländegängige Bundeswehr-Rettungswagen. Sie transportieren Kranke zwischen Festwiese und dem Zentrum, in dem sieben Mediziner arbeiten.

Untergebracht sind sie und das gesamte Bundeswehrpersonal von Kienberge im nahen Selbitz. Dort wurde eine Halle für Landwirtschaftsfahrzeuge leer geräumt und dient als Mannschaftsunterkunft.

„Für uns passt das schon“, sagt Frank Dunker. Bei solch einem Einsatz darf man eben nicht zu anspruchsvoll sein. Aber ein paar kleine Annehmlichkeiten gibt es dann doch. Die Soldaten haben einen Grill dabei und im großen Zelt steht ein Fernseher. Am Samstagabend läuft schließlich das Pokalfinale. Das liefert Ablenkung. (mz)

Hauptmann Frank Dunker ist der Einsatzoffizier im Rettungszentrum der Bundeswehr. Im Container ist ein Schockraum untergebracht.
Hauptmann Frank Dunker ist der Einsatzoffizier im Rettungszentrum der Bundeswehr. Im Container ist ein Schockraum untergebracht.
Klitzsch
Auch Soldaten sind neugierig auf den Hubschrauber CH-53.
Auch Soldaten sind neugierig auf den Hubschrauber CH-53.
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