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Besuch aus Finnland Besuch aus Finnland: Nach 60 Jahren: Kalle Ylikännö kommt zum ersten Mal nicht

Von Corinna Nitz 08.04.2020, 08:18
Kalle Ylikännö vor einem Plakat vor Wittenbergs Rathaus: Das Foto entstand im Frühjahr 1960, als der Finne zum ersten Mal in Luthers Stadt war.
Kalle Ylikännö vor einem Plakat vor Wittenbergs Rathaus: Das Foto entstand im Frühjahr 1960, als der Finne zum ersten Mal in Luthers Stadt war. A. Räuchle

Wittenberg - „Der Kreis Wittenberg ist ab dem 8.4.1960 volksgenossenschaftlich!“ So steht es auf einem Plakat, das auf dem Wittenberger Marktplatz zu sehen ist. Die Fassade des historischen Rathauses im Hintergrund trägt ein schmutziges Grau, nur noch erahnen lässt sich zu jener Zeit die Schönheit dieses Renaissancegebäudes.

Zu sehen ist all dies auf einer alten Aufnahme vom April 1960, neben dem Plakat steht der Finne Kalle Ylikännö, ein junger Mann noch. Seine Tochter sollte in den 2010er Jahren bei der Geschäftsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 in eben jenem Alten Rathaus arbeiten, wie der Wittenberger Apotheker Ulrich Räuchle berichtet.

Er hat sich auch mit Kalle Ylikännös Karte an die MZ gewandt, weil er der Meinung ist, dass dessen Wittenberg-Story einmal öffentlich Erwähnung finden sollte und, ginge es nach ihm, Ylikännö sogar einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt verdient hätte.

Was ihn dafür prädestiniert ist nach Räuchles Auffassung schon allein die Tatsache, dass Ylikännö, der in Huittinen, Ortsteil Rutava, „ungefähr in der Mitte zwischen Turku und Tampere im Südwesten Finnlands“ wohnt, seit 60 Jahren wieder und wieder nach Wittenberg kommt. Ursprünglich zog es den damaligen Theologiestudenten, ja klar, wegen Martin Luther in die Stadt der Reformation. Später kamen persönliche Kontakte hinzu, viel später auch jene zu Ulrich Räuchle.

Die Karte, die dieser vor einiger Zeit von Kalle Ylikännö erhalten hat, zeigt also eine seltene Impression von dessen erstem Besuch in der Lutherstadt - neben erwähntem Plakat. Angesichts der Corona-Pandemie sagt Kalle Ylikännö auf der Rückseite der Karte aber auch seinen Besuch für April 2020 ab und äußert die Hoffnung, diesen im Sommer „vielleicht“ nachholen zu können.

Ob er dann einen Vertreter des politischen Wittenbergs treffen kann, jener Stadt, für die er Räuchle zufolge auch so viel Werbung macht, immerhin habe er in 60 Jahren etliche Finnen hierher gebracht? Man werde Kalle Ylikännö „auf jeden Fall empfangen“, erklärt dazu auf eine Nachfrage der MZ am Montag dieser Woche spontan Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos).

Wann immer aber Kalle Ylikännö aus Finnland 2020 post Corona nach Wittenberg kommt: Die Kulisse auf dem Markt ist schon seit geraumer Zeit tausendmal schöner als in jenem April des Jahres 1960. Das weiß er ja auch. (mz)