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Bergwitzsee Bergwitzsee: Eiswagentour dauert drei Stunden

Von alexander baumbach 02.08.2013, 17:38
Roland Adam macht Station am Spielplatz vor dem Campingplatz am Bergwitzsee.
Roland Adam macht Station am Spielplatz vor dem Campingplatz am Bergwitzsee. baumbach Lizenz

kemberg/MZ - Das Außenthermometer zeigt 28 Grad im Schatten, als Roland Adam seinen Eiswagen zum ersten Mal am Donnerstagnachmittag am Bergwitzsee zum Stehen bringt. Kaum ist die Hupe verklungen, stehen gute zwei Dutzend Menschen vor der Luke des Mercedes-Lieferwagens, an dessen Heck ein kleines Stromaggregat für die Versorgung der Tiefkühltruhe rattert.

„Da kommt man gar nicht so schnell dazu, die Schildchen zu stecken“, erzählt der Eismann lachend. Vor einer dreiviertel Stunde noch stand er vor der Eisdiele in Kemberg, hat den Wagen in der Mittagspause der Bauarbeiter am Kemberger Marktplatz beladen. Rund 150 Liter Eiscreme finden den Weg in den Bauch des weißen Wagens, dazu kommen noch einmal 75 Liter Wasser zum Spülen, die von Hand eingefüllt werden müssen. Gegen 14.30 Uhr beginnt die erste Runde des Wagens rund um den See - am Spielplatz vor dem Campingplatz geht es los, von da aus geht es im Zockeltrott um den See bis zur Waldspitze am FKK-Strand. „Wir sind jetzt seit drei Tagen hier, das Wetter ist genau richtig zum Baden und der Eismann ist da - alles ist perfekt“, sagt Robert Mantei. Der 15-Jährige ist mit seiner Familie auf dem Campingplatz, die Eislebener verbringen zehn Tage Urlaub in Bergwitz. In seiner Tüte balanciert er zwei Kugeln Mango-, zwei Kugeln Drachenfrucht- und zwei Kugeln Meloneneis. „Das ist ja auch fast wie Mittagessen“, sagt er - und zuckelt zurück zur familiären Picknickdecke am Strand.

Vanille, Schoko, Erdbeer die meisten Kunden mögen’s klassisch, das ergab eine Umfrage in Eiscafés mit eigener Herstellung quer durch den Landkreis. Und doch hat jedes seine Spezialität:

Buttermilch mit Holunder ist es im Eiscafé „Unter den Linden“ von Petra Rauchfuß in der Wörpener Landstraße in Coswig. Auch „Hello Kitty“, ein neutrales Eis mit Erdbeermark durchzogen, kommt an, nicht nur bei Kindern.

Heidelbeere - das passt wunderbar in die Dübener Heide. Es hat Saison bei Familie Apitzsch im Hotel und Eiscafé „Am Findling“ in Radis. Statt Sahne wird im Becher auch gern Joghurt dazu genommen, sagt Axana Apitzsch.

Orange gibt es natürlich auch in Oranienbaum. Nicht nur Holländer, die Einheimischen mögen es ebenfalls, erzählt Peter Rickert vom „Riviera“. Außerdem ist „Cookies“ in Mode, das ist Milcheis mit Keks und Schokostückchen, so richtig für Süßmäuler.

Marshmallow und Drachenfrucht, das sind Sorten, die vor allem Kinder mögen. Ansonsten greifen die Erwachsenen auch im Eiscafé Stoffregen am Platz der Demokratie in Wittenberg vor allem zu Vanille. „Sie möchten es sogar in den Schwarzwälder-Kirsch-Becher, obwohl da ja Schoko reingehört“, berichtet Reiner Stoffregen, der seit 1974 selbst Eis herstellt.

7,2 Liter Eis verzehrt jeder Deutsche pro Kopf und Jahr. Wer aber annimmt, dass die Betreiber der Eiscafés bei der gegenwärtigen Hitze den besten Umsatz haben, irrt. Am besten laufe es bei Temperaturen um 25 Grad, hört man aus allen Richtungen.

2009 hat Roland Adam die Eisdiele in Kemberg mit seiner Frau Susanne übernommen. „Wobei man das nicht so genau sagen kann - ich hab hier schon als Schüler und Student immer mit hinter dem Tresen gestanden“, berichtet er aus der Familiengeschichte. Im Jahr 1977 hat seine Mutter zum ersten Mal am Marktplatz Softeis verkauft. „Und mein Bruder und ich, wir haben das dann fortgeführt“, erklärt er. Mittlerweile füllt sich der Strand langsam. „Sind es am frühen Nachmittag noch die ganzen Urlauber, die hier liegen, kommen später dann auch noch die Einheimischen dazu, wenn sie Feierabend haben. Am Wochenende ist es ganz verrückt, da bekommt man hier salopp gesagt nicht mal einen Stehplatz“, witzelt Roland Adam.

Mit 13 Sorten Eis ist er unterwegs - Modeerscheinungen wie Gurkeneis gibt es bei Adams allerdings nicht. „Es gab vor zwei Jahren mal ein schwarzes Vanilleeis, dass wurde ganz gut verkauft - aber wir brauchen hier keine Exoten. Es ist immer noch eine Kleinstadt - und vor allem Schokolade, Vanille und Erdbeereis darf nie alle werden“, beschreibt er den Geschmack seiner Kundschaft. So sieht das auch Christina Labodt - und experimentiert dann doch mit einer Kugel Drachenfrucht. Für die erste Runde des Tages braucht Adam noch rund zweieinhalb Stunden - dann geht es auf der Reudener Seite des Sees auf die B 100 und die Tour beginnt von vorn. „Die zweite Runde dauert dann locker schon mal drei bis dreieinhalb Stunden - am Wochenende auch länger“, erklärt er.