Landratswahl in Wittenberg Bei Heike Dorczok ist das Familienbudget im Einsatz
Die MZ stellt die neun Bewerber für das Amt vor. Heute: Heike Dorczok, die sich auch um die Außenwahrnehmung des Kreises sorgt.

Wittenberg - Heike Dorczok hat es ein bisschen eilig. Nach dem Gespräch mit der MZ, das auf ihre Anregung am Moritz-Hauswald-Brunnen in Bad Schmiedeberg stattfindet, muss sie noch los - auf die Dörfer, Flyer verteilen. Wer als Einzelbewerber antritt, der hat nicht so viele Helfer, auch das Budget ist eher schmal.
Bei mir, bemerkt die 48-Jährige fröhlich, musste die geplante Außenküche dran glauben. Das Geld wird in Plakate, Flyer, Internetauftritt oder eine Spendenaktion gesteckt. „Die Familie“, versichert die Kandidatin, „ist einverstanden.“ Gemeinsam sei im Herbst die Entscheidung getroffen worden, dass Heike Dorczok zur Landratswahl antritt. Sie ist die einzige Frau im Feld der insgesamt neun Bewerber.
Die Flyer, über 30.000 sind gedruckt worden, verteilen seit Tagen Mann und Tochter, Freunde und sie selbst. Am Mittwochabend waren noch Korgau und Patzschwig an der Reihe.
Überhaupt hat die Bad Schmiedebergerin, die in Borna geboren, in Leipzig aufgewachsen ist und dort auch noch als Rechtsfachwirtin arbeitet, ihren Wahlkampf detailliert geplant. Im Internet gibt es eigens eine gut sortierte, umfangreich bestückte Seite unter dem Motto „Weil es besser geht“.
Seit einigen Wochen joggt die sportliche Frau immer sonntags für den guten Zweck in Gemeinden des Landkreises. Pro Kilometer zahlt sie fünf Euro - an Vereine, die mit Kindern, Sport oder Nachwuchsförderung zu tun haben. Am kommenden Sonntag ist Wittenberg an der Reihe. Auch einige Großplakate leistet sie sich.
Heike Dorczok meint es ernst. Sie will sich einmischen, will mitmischen, „weil ich wirklich denke, dass es besser geht“. Insbesondere die Außenwahrnehmung des Landes und des Landkreises macht ihr zu schaffen: „Um die steht es ganz schlimm, völlig ungerechtfertigt.“
Sie begegne so vielen tollen Menschen, die freundlicher und optimistischer sind, als das gemeinhin wahrgenommen werde. Ein Grund aus ihrer Sicht: Es fehlt an der Repräsentation des Landkreises. „Ich denke, ich kann da meinen Teil beitragen.“
Kommunikation sei immens wichtig - nicht zuletzt die in Richtung Berlin und Magdeburg. „Zuschüsse müssen eingefordert werden“, mahnt die Bewerberin etwa: „Man sollte dort ständig auf der Matte stehen. Die müssen schon die Nase voll haben, wenn sie einen nur sehen.“
Inhaltlich nennt Dorczok drei Themen, um die sie sich insbesondere kümmern möchte. Die vor Ort zu beeinflussen seien und nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen: Jugend, Wirtschaft und Digitalisierung. Da greife das eine in das andere, siehe etwa Ausbildung, Fachkräftesicherung und das Halten der jungen Leute in der Region. Zudem kommt ihr die Förderung des ländlichen Raumes ein bisschen zu kurz: „Wir dürfen nicht nur nach Wittenberg schauen.“
Dass nicht zuletzt mit Eigeninitiative einiges zu bewirken ist, das hat die umtriebige Bad Schmiedebergerin vorgeführt. Die bereits installierten Hundetoiletten in der Kurstadt etwa sind nicht zuletzt ihrer Initiative zu verdanken - und der des Ortsvereins der CDU, dem ihr Mann angehört. Dorczoks haben selbst drei Hunde und wollten nicht warten, bis die Stadt, die sich des Themas wie berichtet ebenfalls angenommen hat, zu Potte kommt.
Und auch die Bücherschränke, die in der Öffentlichkeit aufgestellt wurden, zum Beispiel an der Kurpromenade, sind ihre Idee. Es sei natürlich viel zu schade, Literatur, von der man wisse, dass man sie wohl nicht noch einmal lesen wird, im Altpapier zu entsorgen.
„Früher haben wir die Bücher an eine Gefängnisbibliothek gespendet“, der Kontakt ging allerdings verloren. Jetzt werden sie kurzerhand in einem ehemaligen Kuchenkühlschrank deponiert, damit auch andere zugreifen können. Ein zweiter öffentlicher Bücherschrank ist bereits aufgestellt - in Sachau. Und ein dritter in Planung. (mz)