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Cranach-Stiftung in Wittenberg Begegnung mit Ikone Channa Maron im Wittenberger Malsaal

In der Cranach-Stiftung ist eine Ausstellung über Channa Maron zu sehen.

Von Corinna Nitz 23.06.2021, 10:04
Dörthe Zielke und  Haim Peretz in der Schau „Dir selbst sei treu“: Zu sehen ist die Exposition über die Schauspielerin Channa Maron  im Malsaal.
Dörthe Zielke und Haim Peretz in der Schau „Dir selbst sei treu“: Zu sehen ist die Exposition über die Schauspielerin Channa Maron im Malsaal. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - Zu den eindrucksvollen Bildern gehört jenes, das Channa Maron als Medea zeigt: Ihr Gesichtsausdruck ist aufgewühlt, hinter ihr zu sehen ist eine Maschine der israelischen Airline El Al, Marons rotes Gewand verschwimmt im unteren Bereich mit dem Hintergrund, der anmutet wie Blut. Tatsächlich war Maron, die in der griechischen Tragödie Medea die Hauptrolle spielte, 1970 bei einer Zwischenlandung in München mit anderen Passagieren Opfer eines palästinensischen Terroranschlags, bei dem sie einen Fuß verlor. Das Attentat habe sie nicht daran gehindert, sich trotzdem weiter für den Friedensprozess einzusetzen.

„Dir selbst sei treu“

Channa Marons Leben in Bildern, zu denen auch das eingangs erwähnte gehört, ist seit gestern im Malsaal der Cranach-Stiftung Wittenberg zu sehen. Die Ausstellung firmiert unter dem Titel „Vor allem eins: Dir selbst sei treu“. Auf Einladung des Goethe-Instituts Israel hatten der israelische Illustrator David Polonsky („Waltz with Bashir“) und die deutsche Comic-Künstlerin Barbara Yelin („Irmina“) jeweils zehn Episoden als Plakate entworfen. Während Yelin sich für die Form der Graphic Novel entschieden hat, wählte Polonsky große Formate mit je einem Motiv: Medea gehört dazu, aber auch Maron als Mitglied der jüdischen Brigaden oder bei einem Auftritt vor israelischen Soldaten. Nach Wittenberg gebracht hat die Schau Projektkoordinator Haim Peretz. Zur Eröffnung am Dienstag, die ohne Publikum stattfand, berichtete er von Marons Sohn, dem es wohl ein Bedürfnis war, etwas über die Mutter zu machen oder machen zu lassen, ein künstlerisches Statement.

Vor allem in Schulen

Dass die Ausstellung auch jene interessieren dürfte, denen Channa Maron bis dato eher fremd war oder ist, liegt an ihrer Biografie. 1923 in Berlin geboren, avancierte sie mit Auftritten in Filmen wie „M - Eine Stadt sucht ihren Mörder“ zum Kinderstar, wie die Kunsthistorikerin der Cranach-Stiftung Marlies Schmidt es formulierte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wanderte die jüdische Familie nach Palästina aus, 1948 wurde der jüdische Staat gegründet, im Malsaal erinnerte nun Peretz an Marons enge Verbundenheit mit Israel. Sie habe später sogar zu den Vorrednern von Jitzchak Rabin am Tag von dessen Ermordung in Tel Aviv gehört. „In Israel war sie eine Ikone“, so Peretz.

Gefeiert wurde Maron, die 2014 starb, natürlich nicht zuletzt als Schauspielerin und bis heute wird ihrer etwa an den Todestagen gedacht. Wie Haim Peretz weiter informierte, wurde die Ausstellung in dreieinhalb Jahren an gut 30 Orten gezeigt. Zu sehen war sie demnach überwiegend an Schulen. Wie es auf der Homepage des Goethe-Instituts Israel heißt, laufe eine Präsentation auf Anfrage. Den Kontakt nach Wittenberg vermittelt hat nach Angaben von Dörthe Zielke die Staatskanzlei. Zielke leitet die Jugendkunstschule, man wolle die Schau beispielsweise in Sommerprojekte einbeziehen. (mz)